Gemeinschaften und Krisen

Jeder bestätigt einem die Höhen und Tiefen des Lebens. Es gibt sie und auch als Gemeinschaft ist man nicht vor ihnen gefeit, im Gegenteil: Gemeinschaften durchleben viele Krisen. Manchmal scheint die Krise Dauerzustand zu sein, manchmal bemerkt man die Krise erst wenn es zu spät ist. Interessant sind die Charaktere, die sich anhand einer Krise offenbaren.

Es gibt die „Nichts-wie-weg-wir-verlassen-das-sinkende-Schiff“ Fraktion, denen die „wir-gehen-mit-dem-sinkenden-Schiff-unter“ genau entgegen gesetzt sind. Es gibt die „Wer-ist-denn-schuld-an-der-Krise?“ Sucher und die „ich-weine-wegen-der-Krise-nur-noch“ und viele mehr. Ich habe jetzt in den unterschiedlichen Gemeinschaften in denen ich mich so bewege schon verschiedene Krisenzeiten mitgemacht und ein gespaltenes Verhältnis zu ihnen. Aus dem Rückblick alles gut? Denkste! Trennungen, Spaltungen, viele Fragen. Heilung, Versöhnung, „wir-stehen-gemeinsam-wieder-auf“ oder „mit-Gottes-Hilfe-schaffen-wir-das“ ist eher selten, wenn auch durch diejenigen, die tiefes Vertrauen haben immer wieder sanft in die aufgewühlten Wogen der Krisengeschüttelten Gemeinschaft gesprochen. Letztere helfen mir immer am meisten, obwohl ich mich eher zu den ersteren zählen muss…
Ich schreibe das, weil ich denke, dass in Krisenzeiten Vertrauen an Gott und aneinander wichtiger ist denn je. Ich weiß nicht, ob ich das immer habe oder hatte, wenn es darauf ankam oder kommt. Aber ich wünsche es mir wieder mehr. Vertrauen kommt mir manchmal vor wie ein Schmetterling. Zart, Zerbrechlich, durch den kleinsten Wind aus der Bahn geworfen und doch wäre die Welt ohne Schmetterlinge kein schöner Ort. Die Schönheit des Vertrauens kann dem häßlichen Gesicht der Krise die Stirn bieten. Ich will vertrauen, dass unsere Gemeinschaften immer wieder aus Tiefen zu Höhen kommen. Und das das einem guten Plan entspricht und uns selbst demütig hält. Machst Du mit? Brauchst Du auch manchmal Vertrauen? Dann bedeutet Dir vielleicht das letzte Gedicht von David viel…

Schmetterlinge

Ihre feinen, zarten Flügel
flattern freudig durch die Lüfte.
Majestätisch über Hügel
jagen Lichter, Farben, Düfte.

Schmetterlinge werden sterben!
Warnen Tierschutzfachverbände.
Prophezeien Leid auf Erden,
wenn das schöne Tier verschwände.

(zu ende Lesen musst Du schon auf seinem Blog...am Besten den Feed abonnieren…)

Persönlichkeiten, Vertrauen und Emergenz in der Wohnung

Gestern haben wir den Persönlichkeitstest, den ich verlinkt habe in der Kleingruppe gemacht. Es waren recht viele Leute und darum etwas unruhig. Mein Hauptgedanke war diesmal von einer anderen Richtung als „Gaben“ zu kommen und darüber zu reden, das wir als unterschiedliche Persönlichkeiten zusammengestellt sind.

Ich musste feststellen und interpretiere es schlicht so, dass wir als Leute, die da gestern zusammen waren (wir waren so 16 Leute) uns schon einigermassen kennen und einschätzen können. (Toll war dabei auch, dass ein paar sich was zu essen gemacht haben, Emilia und Mirja ganz natürlich dabei waren und sich das alles wieder sehr nach Leben angefühlt hat…) Ob das positiv oder negativ ist („alle Not kommt vom Vergleichen„) vermag ich nicht letztlich zu klären, aber ich glaube, dass das Thema „Einheit in Unterschiedlichkeit“ eines ist, dass wir schon lange und gründlich behandelt haben.

Wir brauchen das vermutlich längere Zeit nicht mehr, es sei denn unter der Ãœberschrift „Konflikte in der Gemeinschaft“ die Entstehen schnell, wenn man die Wertschätzung für die Unterschiedlichkeit des anderen verliert. Manchmal kann ich mich nicht so recht entscheiden, ob wir in der Wohnung einen gemeinsamen Traum leben oder ob wir noch längst nicht da angekommen sind, wo wir hinwollten, beides hoffentlich.

Zurück ist die Vision etwas zu ändern, zu vergrößern, nein zu verbreitern, denke ich. Vieles entsteht im Moment – Emergenz (langer, komplexer, aber guter Artikel in der Standford Encyclopedia of philosophy) ist dabei ein Wort, dass vieles von den Prozessen beschreibt, die gerade am laufen sind. Und so ist nicht vorhersagbar, was genau geschehen wird, aber zusammen sind wir mehr als die Summe unserer Einzelteile.

Ich hoffe wir lernen die Lektion, dass nicht immer alle beteiligt sein müssen und können, dass die Gaben und Fähigkeiten der einzelnen Persönlichkeiten nicht immer alle gefordert sind, sondern öfter auch nur die von einigen wenigen. Trotzdem haben wir durch die Gemeinschaft Anteil an dem was den anderen an Gaben anvertraut ist. Ich bin sehr stolz und glücklich über das was andere können und ich nicht. Und was andere tun, wenn ich nicht dabei bin. Interessant, oder, dass das Wort „Vertrauen“ immer öfter auftaucht? Haben wir Vertrauen zueinander? Vertraust Du der Gemeinschaft von der Du ein Teil bist, auch wenn die anderen so erschreckend anders sind und Dinge anders sehen? Eine praktische Auswirkung davon ist loslassen, aufhören kontrollieren zu wollen und vertrauen. Wann hast Du das das letzte Mal getan?