Zwei Menschen: Ein Gedanke

Gestern hatte ich zwei schöne Begegnungen mit gänzlich unterschiedlichen Menschen. Und Umständen. Eine mit einem alten Freund in seinem neuen Leben und die andere mit einer recht jungen Bekanntschaft in für mich ungewohnter Umgebung.

Beide jedoch stellten gänzlich unabhängig voneinander die gleiche Frage an mich: Wie baut man Gemeinschaft, die bleibt? Gemeinschaft, die ein Leben lang besteht?

Jugendliche finden Jesus, bauen intensiv Beziehungen auf, leben in einer Gemeinschaft wie z.B. der Wohnung so weit sie es können miteinander, teilen ihren Alltag und ihren Glauben und all das, was dazu gehört. Sie werden älter und haben die Chance in die CVJM Großfamilie, die Gemeinschaft der Mitarbeiter überzugehen (manche tun das) – wie aber gestaltet man Gemeinde so, dass man darin mehr als eine Lebensphase verbringen kann? Viel zu oft erlebe ich Erwachsene, die irgendwie ihrer „Jugendzeit“ hinterhertrauern und in der Lebensphase in der sie stecken sehr unzufrieden sind.

Wie baut man Gemeinschaft, die bleibt? Ortsgemeinde habe diesen Vorteil, sagen die einen – sie ist einfach da und bleibt da. Kommunitäten sprechen die anderen – Leben praktisch teilen. Freundschaften. Natürlich hängen diese Fragen auch mit meiner persönlichen Entwicklung zusammen – ich werde 2009 34 Jahre alt. Alt genug, um zu erkennen, dass wir nicht verpassen dürfen den 15 Jährigen eine Gemeinschaft zu geben, die sie begleiten kann und will. Der Barna Report gibt mir mehr als genug Anlass solche Fragen zu stellen.

Was sind Deine Lösungen? Was sind Lösungen Deiner Gemeinschaft? Ich wäre an einem Dialog sehr interessiert!

unchristian

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Es liegt schon ein paar Tage auf meinem „noch-nicht-gelesen“ Stapel und jetzt komme ich endlich dazu: Eine wirklich krasse Studie der 16-29 Jährigen In Amerika und deren Sicht des Christentums. Die Untersuchung bezieht sich nur auf Amerika, aber manches sollten wir trotzdem hören – es mag prophetisch sein/werden.

In einer Anfangsstudie („Unchristian: What a New Generation Really Thinks about Christianity S. 29-30) identifiziert David Kinnaman 6 generelle Wahrnehmungen und Meinungen der genannten Altersgruppe über das Christentum:

  1. Heuchlerisch/Scheinheilig (Hypocritical) das eine sagen, das andere tun. Sie sagen, dass Christen vorgeben moralisch hochstehender zu sein, ein Hochglanz Bild von sich selbst zur Kirche zu tragen, anstatt ehrlich zu sein. Die Christen erzeugen den Eindruck, dass die Kirche nur ein Ort für die tugendhaften und moralisch einwandfreien Menschen sei.
  2. Sie wollen doch ohnehin nur meine Bekehrung! Aussenstehende fragen sich, ob es uns wirklich um sie als Menschen geht oder ob wir sie nur als ‚Zielgruppe‘ sehen. Sie hinterfragen unsere Motive, wenn wir ihnen Jesus mit den Worten anbieten: Lass dich retten! Sie fühlen sich unverstanden, weil viele von ihnen die Sache mit Jesus „ausprobiert“ haben und Erfahrungen mit Kirche gemacht, ‚die sie nicht aufnimmt‘.
  3. Gegen Homosexualität. Aussenstehende sagen, dass wir uns den Meinungen und Ãœberzeugungen anderer verweigern und gegenüber Schwulen und Lesben nur Missachtung zeigen. Sie nehmen Christen so wahr, dass sie darauf fixiert sind Homosexuelle zu ‚heilen‘ und politische Schritte gegen sie zu erwirken.
  4. Zu behütet. Die Aussenstehenden denken, dass Christen altmodisch, langweilig und realitätsfern sind. Sie sagen, dass wir es mit der komplexen Realität des Lebens nicht ihr entsprechend umgehen, sondern nur einfachen Lösungen und Antworten geben. Wir Christen werden als unwillg wahrgenommen – unwillig mit dem Staub und Dreck des Lebens in Berührung zu kommen.
  5. Zu Politisch. Es wird Christen vorgeworfen nur eine politische Agenda zu haben und eine konservative Sicht des Lebens zu forcieren.
  6. Richtend. Aussenstehende denken, dass Christen sehr schnell darin sind andere zu richten. Sie meinen, dass wir nicht ehrlich dazu stehen, was wir wirklich über andere Menschen denken und ihnen auch nicht ehrlich gegenüber treten. Sie zweifeln daran. dass wir die Leute wirklich so lieben, wie wir es immer so betonen.

Ich glaube ich werde einiges von diesem Buch lernen.Einen Satz finde ich jetzt schon sehr treffend:

„Für beide, die Mosaik Generation (geb. zwischen 1984-2002) und die Boomer (geb. 1965-1984) ist das wichtigste ihres Lebens Beziehungen. Sich seinen Freunden gegenüber loyal zu zeigen ist eines ihrer höchsten Werte. Sie haben ein ausgeprägtes Bedürfnis irgendwo dazu zu gehören, etwa einer Gruppe anderer, die sie anerkennt und sich loyal ihnen gegenüber verhält. Doch unter diesem ausgeprägten Beziehungsbedürfnis liegt ein ungezähmter Individualismus.“( „Unchristian“ S. 22)

Dieses Spannungsfeld zwischen dem ungezähmten Individualismus und dem unbedingten Dazugehören wollen ist mir schon oft begegnet – im Spiegel genauso wie bei anderen. Und auch anderen Reaktionen von den 6 Punkten bin ich schon begegnet…ich bin gespannt was das Buch noch so bringt.