Spiesser: Die Toten Hosen geben Religionsunterricht

Diesen Artikel von Campino und Co kann ich euch nicht vorenthalten, vor allem weil er auch online verfügbar (und auch druckbar) ist. In der letzten Ausgabe der „Spiesser“ einer Jugendzeitschrift mit einer Auflage von immerhin über 1.000.000 – gibt es kostenlos, z.B. in Kinos. Die macht immer eine Aktion, wo sie Stars als Vertretungslehrer in eine Klasse schickt. Und: Die Toten Hosen übernahmen eine Religionsstunde und haben ihre Sache ziemlich gut gemacht, wie ich finde. Es war eine 8. Klasse.

Campino:

„Ich habe mich sehr gefreut auf diese Stunde. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich schon mit Religion. Mein Vater was Presbyter in der Kirche und ich saß sonntags immer hinten auf der Holzbank und wollte einfach nur, dass es vorüber geht. Trotzdem hat mich das Thema nie losgelassen. Immer wieder in meinem Leben habe ich mich mit Glauben beschäftigt. Die Auseinandersetzung damit sollte meiner Meinung nach niemals enden. Man kann zum Beispiel nicht einfach sagen: ‚Ich bin Katholik‘ und das dann zeitlebens nie wieder ernsthaft hinterfragen. Außerdem ist es nie zu spät ein- oder auszusteigen in die Religionsdiskussion. Die Option, Glaube als Kraftquelle zu nutzen – da würde ich jedem raten, nicht so schnell die Tür davor zuzumachen.“

Campino fragt diejenigen in der Klasse, die sich zu den „nicht-glaubenden“ zählen, warum das bei ihnen so ist. Mark antwortet:

„Ich glaube nicht an Gott, weil ich ihn mir einfach nicht vorstellen kann. Jesus schon eher, aber Gott…“

Was sehr fein einen Punkt des Buchs, das ich gerade übersetze unterstreicht – die Leute sind mehr an Jesus interessiert als wir denken und in Jesus wird Gott greifbar. Die Frage ist natürlich nur: Wie sieht Dein Jesus aus? Das Interview ist kurz, aber interessant…von den Toten Hosen erwartet man ja nicht unbedingt eine solche Meinung – früher klang das anders „Ich will nicht ins Paradies“ – aber auch das zeigt wieder mal, dass mehr gegen die institutionalisierte Kirche gewettert wird, als gegen Gott und Glaube…wann lernen wir es eigentlich? (Und wer ist „wir“?) 😉

Hier geht es zum Online Heft, Ausgabe Nr. 121, November 2008

„Fixierung auf Evolutionstheorie hat etwas Totalitäres“

Hessens Kultusministerin Karin Wolff (CDU) möchte den Biologie Unterricht an den Schulen reformieren – ein Unterricht, „in dem auch die Grenzen naturwissenschaftlich gesicherte Erkenntnis sowie Fragen nach dem Sinn des Seins und der Existenz von Welt und Menschen eine Rolle spielen sollten.“ (Quelle: Tagesschau)

Sie grenzt sich zwar scharf von der engen Lehre der Kreationisten ab, aber ist immerhin für eine meiner Meinung nach längst nötigen Dialog zwischen Naturwissenschaft und Glaube. Sie bekommt Unterstützung von Bischoff Mixa:
Der Augsburger Bischof Walter Mixa sagte in der „Leipziger Volkszeitung“, dieses Anliegen werde „der Notwendigkeit gerecht, eine Dimension des Denkens und der Vernunft wieder zurückzugewinnen, die wir in den letzten Jahrzehnten verloren haben“. In der Schulpraxis sei bisher eine „Fixierung auf die Evolutionstheorie“ üblich. Sich so allein auf eine Erklärung festzulegen, „hat etwas Totalitäres und ist auch und gerade aus der Sicht der Wissenschaft unvernünftig„, meinte Mixa. (Quelle: Tagesschau)

Er hat dabei einen interessanten und wahren Satz geprägt:

Seiner Meinung nach gibt es „Einsichten und Wahrheiten über den Menschen, die man nicht mit dem Spaten ausgraben kann„.(Quelle: Tagesschau)

Und das gehört zu einem Unterricht dazu, der wieder stärker vernetzt denkt. Erst vor wenigen Tagen habe ich per SMS Fragen zu Evolution und Schöpfung bekommen und ich fände er sehr schön, wenn die Schulen das Thema auf breiterer Basis wieder aufnehmen würden. Dann wäre zumindest eine Diskussion möglich und nicht die von Mixa angeprangerte „Fixierung auf Evolutionstheorie“, die „etwas Totalitäres“ an sich hat. Ich würde sogar so weit gehen und von einem „biologisch-naturwissenschaftlichen Fundamentalismus“ sprechen, der an Schulen und Universitäten zuhause ist und sich ähnlich wie sein Gegenüber, der religiöse Fundamentalismus auf keine Diskussionen einlässt.
Du kannst übrigens Deine Meinung zu dieser Sache auf der Tagesschauseite in einer Umfrage kundtun. Hier geht es zur Umfrage.