Neue Wohnung ab 01.11.2007

Ganz plötzlich fast wie aus dem Nichts haben wir eine neue Wohnung bekommen. Für uns unglaubliche 110 qm (abzgl. Dachschrägen) und das in Karlsruhe-Rüppurr. Balkon gibt es keinen, leider, dafür lauter praktische Sachen die das Leben einfacher machen: einen Trockenkeller (nicht mehr Wäsche in der Wohnung verteilen), eine Garage für Fahrräder und den Kinderanhänger und das ganze auch noch bezahlbar.

Interessant dabei ist, dass es das Rüppurrer Pfarrhaus ist – wir werden mit zwei Pfarrern untern einem Dach wohnen.

Falls ihr Eure Adressbücher auf den neuesten Stand bringen wollt: Kraichgaustrasse 4, 76199 Karlsruhe-Rüppurr.

Hihi.

Zeit oder Urlaub oder was?

Das neue Lebensgefühl mit Kind erstreckt sich wirklich auf alle Lebensbereiche. So wird der Zustand „Urlaub“ durch unsere Emilia anders gefüllt als bisher. Eigentlich bedeutet er im Moment soviel wie: „Zeit miteinander verbringen“ – mehr Schlaf oder weniger zu tun gibt es eigentlich nicht. Wollen wir doch mal Revue passieren lassen:

Freitag Abend war ich noch mit den @homern am Epplesee und trotz dem Vorsatz vor 22:00 Uhr nach Hause zu kommen war es dann doch eher 23:00 Uhr.

Samstag Autobahn, Zwischenstopp bei meinen Eltern, der kürzer ausfiel als erhofft: Unsere Tochter wurde müde und wir witterten die Gelegenheit auf ein wenig brüllfreie Fahrt. Das hat auch bis fast Kassel geklappt…

Sonntag: Brei kochen, in Eiswürfelbehältern (Guter Tipp um kleine Portionen zu bekomen) einfrieren, dann Raubtierfütterung. Raubtier hat wenig Hunger, aber spielen geht prima mit dem Brei (siehe Foto)Emilia Karottenbrei Danach noch bei der Verabschiedung von Michael und Julia – die beiden gehen mit Robin ihrem Sohn nach Beröa, um dort die Ausbildung zu machen. Tolle Leute und eine interessante Wiederkehr in die Vergangenheit: Die Freie Christengemeinde „Kraftstrom“ Uelzen. (Mirjas alte Gemeinde und auch für kurze Zeit die meine – so 1996-97)

Montag: Ein tiefschlafendes Kind. Hatte ich schon erwähnt, dass man sich als Eltern Gedanken macht, wenn das Kind zu wenig oder zu viel schläft? Aber ehrlich gesagt: Man kann es auch geniessen – 9:30-12:00 – pünktlich zum Brei aufgewacht. Und ich hatte ein langes Telefonat mit einem Freund. Fein so was. Später hab ich mal ein paar Gedanken aufgeschrieben, hoffe das wird mal zu einem etwas längeren Post.

Tja und heute, Dienstag,  haben wir alle wenig Schlaf. Ich frage mich mit den Helden – was ist Arbeit? Das ich eine Ode an die Arbeit komponieren könnte, glaub ich nicht, aber ich werde mal lesen, was David zu den Helden geschrieben hat und versuchen sein letztes Gedicht zu verstehen. Erwachsen werden oder so…
Ups – sein Vorletztes…der Junge schreibt zuviel…nur Spaß, David. Liebe Grüße aus Bienenbüttel und: Zeit verbringen mit meiner Familie ist einfach wunderbar, trotz wenig Schlaf…

Max Frisch, die Liebe und das Bildnis

Mirja gibt mir gerade das Tagebuch von Max Frisch(S. 26-27):

„Es ist bemerkenswert, daß wir gerade von dem Menschen, den wir lieben, am mindesten aussagen können, wie er sei. Wir lieben ihn einfach. Eben darin besteht ja die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, daß sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält, in der Bereitschaft, einem Menschen zu folgen in allen seinen möglichen Entfaltungen. Wir wissen, daß jeder Mensch, wenn man ihn liebt, sich wie verwandelt fühlt, wie entfaltet, und daß auch dem Liebenden sich alles entfaltet, das Nächste, das lange Bekannte. Vieles sieht er wie zum ersten Male. Die Liebe befreit es aus jeglichem Bildnis. Das ist das Erregende, das Abenteuerliche, das eigentlich Spannende, daß wir mit den Menschen, die wir lieben, nicht fertigwerden; weil wir sie lieben, solange wir sie lieben. Man höre bloß die Dichter, wenn sie lieben; sie tappen nach Vergleichen, als wären sie betrunken, sie greifen nach allen Dingen im All, nach Blumen und Tieren, nach Wolken, nach Sternen und Meeren. Warum? So wie das All, wie Gottes unerschöpfliche Geräumigkeit, schrankenlos, alls Möglichen voll, aller Geheimnisse voll, unfaßbar ist der Mensch, den man liebt –

Nur die Liebe erträgt ihn so. (…)

Unsere Meinung, daß wir das andere kennen, ist das Ende der Liebe, jedesmal, aber Ursache und Wirkung liegen vielleicht anders, als wir anzunehmen versucht sind – nicht weil wir das andere kennen, geht unsere Liebe zu Ende, sondern umgekehrt: weil unsere Liebe zu Ende geht, weil ihre Kraft sich erschöpft hat, darum ist der Mensch fertig für uns. Er muß es sein. Wir können nicht mehr! Wir künden ihm die Bereitschaft auf, weitere Verwandlungen einzugehen. Wir verweigern ihm den Anspruch alles Lebendigen, das unfaßbar bleibt, und zugleich sind wir verwundert und enttäuscht, daß unser Verhältnis nicht mehr lebendig sei. ‚Du bist nicht‘, sagt der Enttäuschte oder die Enttäuschte: ‚Wofür ich Dich gehalten habe.‘

Unf wofür hat man sich denn gehalten? Für ein Geheimnis, das der Mensch ja immerhin ist, ein erregendes Rätsel, das auszuhalten wir müde geworden sind. Man macht sich ein Bildnis. Das ist das Lieblose, der Verrat.“

Es ist schon spannend darüber nachzudenken, wie Liebe sich kein Bildnis macht, weil sie dem anderen grenzenlosen Raum lässt zu sein. Liebe erlebt den Moment als ewig und grenzenlos. Wir werden nicht fertig mit dem anderen, weil wir lieben. Da zu empfehle ich als Lesetipp noch: Liebe erfinden. Wegen den Dichtern und dem Greifen nach Bildern. Wie kann man nur denken den anderen  zu kennen? Kann denn das Meer ergründet werden? Ich bin jetzt 10 Jahre, 2 Monate und 19 Tage mit Mirja zusammen und immer noch bin ich dumm und um Antworten verlegen wenn ich sie beschreiben soll. Sie fehlt meinen Worten, sie ist ein Geheimnis.

Symphonie

In der Symphonie meines Lebens gibt es verschiedene Themen, die sich immer wieder untermischen. Teilweise dunkle, seltsame Themen, von denen ich nicht weiß, was sie in diesem komplexen Ding was mein Leben heißt, sollen. Zeit mal anzuhalten und die Partitur durchzuschauen, welche das sind:

  1. Stress – das Stress Thema findet sich immer wieder auf dem Blog. Eine dissonante Melodie, die nur durch starke Kontrapunkte wie Sinn, Berufung, Liebevolle Annerkennung klingen kann.
  2. Kommunikation – andere kleine Melodien, die nicht meine sind, erklingen und warten darauf gehört zu werden. Ähnlich einer Fuge, die ich immer wie ein Gespräch verstanden habe. Bleiben sie stehen oder greift man sie nicht auf, werden sie häufig zu Punkt 4.
  3. Chaos – chaotische Elemente, Zwölftonmusik, wenig Regeln gibt es leider zu oft. Das Chaos das entsteht muss immer wieder durch Improvisation gebändigt werden. Das erfordert aber meistens ein meisterliches Beherrschen der einzelnen Instrumente und kostet hohe Konzentration und Kraft.
  4. Misstrauen – solche Melodien reißen ganze Akkorde und andere wohlklingende Tonfolgen durch ihre kräftige Basslinie in die Disharmonie.
  5. Schuld – kräftige Hörnerstöße, die zu laut, zu schrill und zu zerstörerisch sind.
  6. Verstimmte Instrumente – wie kann man richtig spielen, wenn die Grundlagen falsch sind? Zu oft in letzter Zeit finde ich mich selbst in einer Situation wieder in der die Stimmung nicht passt.

Vermutlich nur ein paar Notenlinien – interessant, dass sich all das vereint. Ich verstehe mein Leben als offene Symphonie mit vielen Musikern, die ihren Beitrag geben. Leider bringen andere, genau wie ich selbst oftmals oben genannte Beiträge. Hoffe der Dirigent ist gut…

Die letzten Tage

Hm, wenn ich so auf die letzten Tage zurückblicke, dann sind sie geprägt von rennen, rennen, rennen. So viele Dinge zu erledigen! Privat, CVJM alles wild durcheinander und dazwischen hängen die Gedanken bei krassen Sachen.

Was mich besonders gestresst hat war das Mitarbeiterwochenende vom 24.-26.11. – irgendwie hat das dieses Jahr innerlich mehr gekostet als die Jahre vorher. Ein Faktor, den ich in meinem Leben immer wieder bemerke ist, dass Konflikte oder Gegenwind aus der Gemeinschaft mich umpustet, ungeklärtes ebenso. Viele Dinge gehören zum normalen Leben von Menschen in einer Gemeinschaft dazu, anderes ist ernster, wieder anderes nicht zu verstehen. Oft ist Kommunikation ein Problem – ich habe in den letzten zwei Jahren teilweise sehr hart an meiner Kommunikationsfähigkeit und der Regelmäßigkeit meiner Kommunikation gearbeitet, aber es gehören neben dem Sender auch der Empfänger zum Kommunikationsgeschehen und da entstehen eben viele Konflikte. Also Rennen, Rennen, Rennen und versuchen zu reden und verstanden zu werden.

Ich wünschte wir hätten manchmal mehr Gnade miteinander, ich bin zwar ein freundlicher Mensch, aber ich habe immer noch so viel zu lernen in Punkto „Gnade“. Gut, dass Gott in all dem wohnt. Ich bin froh, dass er da ist und mich versteht, auch ohne Worte.

Freunde in Houston

Wir sind hier bei Ken und Becky Shuman zu Gast und es ist wirklich nett. Das Essen ist texanisch, d.h. viel frittierte Sachen, aber ich konnte zumindest einen kleinen Burger durchsetzen.

Heute nachmittag werden wir bei Meinstreet Crossing bei einem Gottesdienst der Gemeinschaft sein, deren Pastor Ken ist. Eine kleine Gemeinschaft, die versucht Kirche neu zu denken, authentisch zu sein. Ich mag es das kennen zu lernen. Vieles klingt bekannt und darum bin ich ja hier: Sehen, Erleben, Lernen – gerade eben schauen wir ein Football Spiel an: Houston gegen Tennesse. ich fange an zu verstehen, wie man das spielt. Nette Leute. Ich vermisse Mirja immer noch. Bilder gibt es später mal, glaube ich. Vielleicht bekomme ich so hochgeladen. Betet mal für Mirja und das Kind und auch für mich hier.

Philosophie

„Das einzige, das wir brauchen um gute Philosophen zu werden, ist die Fähigkeit uns zu wundern“ Jostein Gaarder, Sofies Welt

Hast Du je über eine dieser Fragen nachgedacht:

  • Woher komme ich?
  • Wohin gehe ich?
  • Wer bin ich?
  • Was hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin?
  • Was ist gut oder böse?
  • Woher weiß ich das was ich weiß?
  • Wie kann ich mir sicher sein?
  • Ist das, woran ich glaube das richtige?

Glückwunsch – du könntest ein Philosoph werden oder bereits sein. Philosophie beschäftigt sich damit zu reflektieren, d.h. sich selbst darüber Rechenschaft zu geben wer man ist. Sie hört leider zu oft da auf, denn meiner Meinung gehören die Fragen nach Staat und Gesellschaft ebenso mit hinein. Vorbereitend auf meine Zeit in Narbonne Plage habe ich ein paar Posts geschrieben, die in meiner Abwesenheit erscheinen werden und die sich alle mit Philosophie beschäftigen und den Fragen, die oben stehen. Ich hoffe wir kommen trotz meiner Abwesenheit (ich kann auf Kommentare nicht reagieren) in eine Art Gespräch, in einen Austausch über diese Fragen.

Für heute stelle ich meine erste These auf: Es gibt Menschen, die sich nicht oder nicht mehr fragen woher sie kommen, wer sie sind usw. diese Menschen leben „einfach“, sie beschäftigen sich mit den konkreten Situationen in denen sie leben. Weiterlesen