Gedanken zur Missio Dei (Sendung Gottes)

Beim Erarbeiten eines Artikels über Gemeinschaft und Dreinigkeit gefunden und gedacht: Zu gut, um es Euch vor zu enthalten:

„However, the traditional concepts of mission, evangelism and church planting remain difficult to accept in today‘s pluralistic world. Polarization goes on: on the one hand, history has witnessed to many missionary movements that have walked hand in hand with ‚triumphalist colonial-style arrogance‘; on the other hand, our world is weighed down by an over-polite and considerate postmodernist relativism that continues to deconstruct all points of reference for many in the church, divesting them of any passion for mission. Both of these positions are equally abusive of God‘s expanding grace, …“ (Accad/Corrie, Trinity, In Corrie: Dictionary of Mission Theology, S. 398)

„Wie auch immer – die traditionellen Sichtweisen von Mission, Evangelisation und Gemeindegründung sind in unserer pluralistischen Welt von heute nicht mehr zu halten. Und die Pole entfernen sich immer weiter von einander: Auf der einen Seite berichtet uns die Geschichte von missionarischen Bewegungen, die geprägt waren von einer „Siegessicheren Kolonialherrschaftsähnlichen Arroganz“, dem gegenüber steht ein kaum zu ertragender, überhöflicher und vorsichtiger postmoderner Relativimus. Dieser hört nicht auf die Orientierungspunkte vieler Kirchen zu dekonstruieren und so jegliche Leidenschaft für Mission zu rauben. Gottes Gnade, die sich weit ‚der Welt‘ entgegen streckt, wird durch diese beiden Pole gleichermaßen missbraucht…“(Accad/Corrie, Trinity, InCorrie: „Dictionary of Mission Theology: Evangelical Foundations“, S. 398 – Ãœbersetzung B.Wagner)

If we understood the full implication of christ‘s calling for us to take the good news to the world in the same way that he brought it to us, there would be little need for our petty arguments about the orally proclaimed gospel versus a gospel of social action. Christ‘s proclamation as we have it in the written witnesses is not one that made choices between one technique of proclamation or another. Rather Christ‘s gospel is a fully released initiative of creative proclamation, ever seeking to add ways to express the divine love to humanity, rather than finding excuses to eliminate one or the other means of expression. This is evangelism at its best! (Accad/Corrie, Trinity, In Corrie: Dictionary of Mission Theology, S. 400)

„Wenn wir nur die Bedeutung der Berufung Christi an uns verstehen würden, die darin besteht die gute Nachricht der Welt in genau der gleichen Weise zu bringen in der er selbst sie gebracht hat, dann würden unsere kleinlichen Diskussionen über dem „auf der Verkündigung des Wortes basierten Evangelium“ gegen ein „Evangelium der aktiven sozialen Gerechtigkeit in Taten“ gegenstandslos werden. Den Berichten in den Evangelien zufolge hat Jesus keine Entscheidungen zwischen der einen und der anderen Art und Weise der Verkündigung getroffen. Statt dessen verkündigt Christus das Evangelium mit voller Entschlusskraft kreativ und beschreitet immer neue Wege darin, der Liebe Gottes zu den Menschen Ausdruck zu verleihen, anstatt statt ’nur‘ nach Ausflüchten zu suchen die eine oder andere Form abzulehnen und zu verwerfen. Das ist Evangelisation in Bestform!“ (Accad/Corrie, Trinity, In Corrie: Dictionary of Mission Theology, S. 400 – Ãœbersetzung B.Wagner)

Ekkaleo.de – stellt „Emerging Church“ vor und kritisiert

Einfach nur, um es zu erwähnen: David Decker, der Mann hinter Ekkaleo.de hat ein Emerging Church Feature zusammengestellt, das ich gut und ausgewogen finde, lässt es doch vielen Leuten Raum und bringt eine Bandbreite an Meinungen zusammen.

Kommentiert habe ich Davids kritische Gedanken an der Stelle „Was mir an der Emerging Church nicht gefällt“ – ich habe mich als Teil dieser Bewegung schlicht an manchen Punkten gänzlich anders gesehen und wahrgenommen. Man kann und darf gern mit diskutieren – vielleicht auch vom Emergent Forum aus?

Wie weit darf/muss man gehen…?

Ich frage mich, ob man nicht zu oft hinter dem zurück bleibt was nötig wäre. Sei es aus Furcht, Bequemlichkeit oder der würdelosen Hinnahme des Konsens einer Gemeinschaft. Wie weit muss man gehen, wie weit darf man gehen, wenn es einem nötig, richtig, von Gott beauftragt erscheint?

Würdest Du eine Gemeinde gründen, wenn es dir richtig erscheinen würde? Würdest Du den Mut haben – und wie sieht es an der Stelle mit mir selbst aus? Habe ich den Mut weiter zu gehen als bisher? Ich frage mich das. Wie viel Platz gibt es noch da draussen und wie viel Platz in den Gemeinschaften in denen wir integriert sind, um Neues an den Start zu bringen? Und wie viel Mut ist nötig, um das offen anzusprechen? Das Neue Testament ist zugleich strikter und flexibler in seinen Richtlinien für Gottes Leute im alltäglichen Leben – der Weg geht über Gemeinschaft, Gemeinde – wie man es auch immer nennt, nicht als Ziel, sondern vielmehr als Mittel der Missio Dei, Gottes Mission diese Welt als Ganzes völlig wieder herzustellen. Dann wird die Form weniger wichtig, aber die Identität der Gemeinschaft als Gesandte wird um so wichtiger. In so fern muss man weit gehen, vermutlich bis über den Rand unserer Begrenztheit und über den Rand unserer Strukturen, die aus unserer Begrenztheit entspringen. Was wir dort finden werden? Davon weiß ich nichts, nur dass ich immer mehr zu der Ãœberzeugung komme, dass es noch mehr zu entdecken gibt in Gottes Auftrag und mit seinen Mitteln als das, was wir bisher haben.

Was das konkret heißen wird? Mehr Mut, weniger Verzagtheit und Vertrauen auf einen großen Gott. Mal sehen wohin das führen wird.

NovaVox

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Seit kurzem (April08) gibt es das novavox Netzwerk für missionale Gemeindeinnovation. Ich habe mich sehr gefreut bei dem ersten Treffen dabei sein zu können (Think Tank mit Alan Hirsch meine Berichte hier: 1, 2, 3, 4, 5) und freue mich noch mehr zu sagen, dass es hier weiter geht.

novavox versteht sich:

„novavox versteht sich als ein Netzwerk für Gemeindeinnovation und will missionalen Gedanken in Deutschland eine Stimme geben. novavox unterstützt dabei missionale Innovatoren mit anderen Gleichgesinnten Erfahrungen und Praxisansätze auszutauschen.

novavox möchte weiter Leiter dabei unterstützen, das Gemeinden und Initiativen entstehen, deren gesamtes Handeln von der Mission Gottes geprägt ist und die sich inkarnatorisch der Welt zuwenden und diese im Sinne Gottes prägen und verändern, in den Herausforderungen der heutigen Zeit.

novavox ist ein offenes und dezentrales Netzwerk. Jeder, der in missionalen Bahnen denkt und handelt ist herzlich willkommen sich einzuklinken und dadurch sowohl zu nehmen als auch zu geben.

Beabsichtigt ist es, demnächst hier direkte und aktuelle Vernetzungsmöglichkeiten durch Verlinkung von missionalen Personen, Projekten und Gemeinden zu schaffen.“ (Quelle: NovaVox)

Da geht einiges und um so mehr freue mich die Konferenz mit Floyd McClung hier mit ankündigen zu können – sie findet vom 06.-08.11. in Wuppertal statt. Floyd ist ein Praktiker und vielen noch von seinem Buch „Das Vaterherz Gottes“ (Floyd McClung) ein Begriff. Inzwischen ist ein neues Buch von ihm erhältlich mit dem grauenhaften Titel: „Von Knochen, Kamelen und einer großen Leidenschaft: Neue Wege, Gemeinde zu leben“ (Floyd McClung) das englische „You see bones“ wird hier nicht mal annähernd getroffen, aber das Buch bleibt lesenswert. Und natürlich ist auch die Konferenz eine Sache, die lohenswert ist: Investier die Tage und nimm was von dem großen Herz und dem reichen Erfahrungsschatz von Floyd mit in deine Gemeinschaft/Gemeinde! Noch gibt es ein paar Plätze…

Emergent Forum in Erlangen die Zweite

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Besser als auf Emergent Deutschland beschrieben kann ich es nicht ausdrücken:

Vom 28. – 30. November findet das zweite Emergent Forum in Deutschland statt. Zu Gast sind wir wie im letzten Jahr in Erlangen. Dieses Forum möchte gerne all diejenigen versammeln, die auf ihre Weise am emergenten Dialog teilnehmen. Um diesem Forum einen Rahmen zu geben wird es neben Zeiten für Begegnungen eine ganze Reihe von Workshops geben die durch drei Impulsvorträge ergänzt werden. Alles in allem wird es ein spannendes Wochenende werden an dem wir uns intensiv mit bestimmten Fragen auseinandersetzen, miteinander reden, denken, lachen und beten werden. Dass dabei weder der legendäre Kaffee noch ein kühles Bier fehlen werden versteht sich von selbst.

Das Du dich anmelden solltest dürfte klar sein, oder? Auf jeden Fall erwähnen sollte ich dabei das Forum Emergenter Kommunitäten in Ramsdorf im September (19.-21.09.2008), das bestimmt hochspannend und interessant sein wird. Ich freue mich darüber, dass ich nicht mehr überall dabei sein kann, denn das zeigt, wie breit die emergente Bewegung in Deutschland schon jetzt geworden ist – und da geht noch einiges!

Sieht man sich in Erlangen?

Wild goose chase

Ich bin heute Abend sehr nachdenklich, was mit vielen Ereignissen der letzten Tage und Wochen zu tun hat. Im Moment kommt mir vieles was ich tue wie eine Aussichtslose Verfolgung vor – eine „wild goose chase“ – als ich 2006 mit Doug Pagitt sprach und wir uns ausgetauscht haben erzählte er mir von einem Buch, dass er schreiben wollte mit dem Titel „A wild Goose Chase“ heute ist es unter dem Namen „A Christianity worth believing“ veröffentlicht und ich bin ein großer Fan davon und freute mich sehr, als ich Gelegenheit bekam ein Vorabmanuskript zu lesen (die ersten drei Kapitel gibt es hier zum Download) – tatsächlich taucht „The wild goose chase“ als Ãœberschrift in Kapitel 4 auf – aber ich bin froh, dass er das Buch nicht so genannt hat.

„Ein christlicher Glaube der es wert ist geglaubt zu werden“ ist viel hoffnungsvoller und das Buch ist auch keine „Wild Goose Chase“, sondern eine theologische Geschichte voller Hoffnung und ganzheitlich positiv.

An dem Punkt, an dem ich im Moment stehe brauche ich solche Nachrichten, solche wilden Geschichten, denn meine eigene scheint immer mehr zu einer „wild goose chase“ zu werden – so vieles was sein könnte vergeht, so vieles zersetzt durch auf erzwungene Prioritäten und der Frage nach dem Konsens statt der Nachfolge einer Vision. Verlorener Idealismus? Nein – meine Ideale oder besser meine Suche nach diesen Idealen ist so dringend und drängend wie eh und je.

Eher die Erkenntnis, dass es nur wenige gibt, die sich wirklich auf diese Suche einlassen wollen, macht mir Gedanken und meine persönliche Ohnmacht auch durch jahrelange Begleitung Sehnsucht zu wecken nach dem anderen, dessen Duft heute mehr denn je in dem Wind der Veränderung und dem Erdbeben der nachchristlichen Zeit wahrzunehmen ist.

Sehnsucht nach einen Glauben, nach einer Gemeinschaft, die mir und dem anderen wirklich in der Tiefe etwas bedeutet und dabei sich zutiefst seiner und ihrer Prozesshaftigkeit bewusst bleibt.

Sehnsucht nach einen Engagement, dem es nicht darum geht, wie ich dastehe, wie viel Anerkennung ich bekomme und wie engagiert ich bin, sondern den Plan Gottes mit dieser Welt demütig, aber selbstbewusst ver-wirklicht.

Sehnsucht nach dem Teilen dessen was wir geschenkt bekommen haben – unserer persönlichen Geschichte mit Gott genauso wie unserer Zeit und unseren materiellen Gütern.

Sehnsucht nach Vergebungsbereitschaft die heilt, mich, uns und durch uns Heilung und Gerechtigkeit in unserer Welt wieder neu zum Leben erweckt.

Und in den letzten Tagen und Wochen musste ich immer wieder erkennen, dass diese Sehnsucht nicht bei allen Menschen schlummert mit denen wir zusammen auf dem Weg sind. Und sich dadurch unser Weg zu „Einem christlichen Glauben der es wert ist geglaubt zu werden“ eher zu einer „Wild Goose Chase“ entwickelt – mir wird schmerzhaft bewusst, wie viel Kompromisse und Abstriche ich gemacht habe und es gab sogar den Punkt, wo ich mich im Spiegel angeschaut habe und gefragt: „Bist Du noch der, der diese Sehnsucht hat?“ – inzwischen habe ich sie wiedergefunden, aber dadurch fallen mir die Kompromisse nur stärker ins Auge und die Frage nach einer angemessenen Reaktion darauf. „More of the same won’t get the job done!“ (mehr vom ewig gleichen wird den Auftrag Jesu an seine Gemeinde nicht erfüllen) betont Alan Hirsch zu Recht. Aber wieviel Zeit verbringen wir und ich mit „more of the same?“ wie oft wird aus der Sehnsucht eine aussichtslose Verfolgung?

Ich gewinne wieder Zuversicht, wenn ich darüber nachdenke wie die Kelten den heiligen Geist beschrieben haben. Für diese sehr frühen und ursprünglichen Christen Europas konnte das Symbol einer Taube den heiligen Geist nicht repräsentieren- es bliebt bei einem Vogel, dieser war aber eine Gans – die Wildgans. In ihrer wilden Form ist diese Gans nicht zu halten, sie muss fliegen, kraftvoll, laut ist ihr Ruf, herausfordernd und nicht zu überhören. Eine aussichtslose Verfolgungsjagd ist es wohl nie dem Ruf des heiligen Geistes zu folgen – es kann aber doch dahin führen, dass man nicht wirklich versteht und einschätzen kann wohin die Reise geht. Möge Gott es schenken, dass aus meiner und vielleicht auch deiner „Wild Goose Chase“ etwas neues, atemberaubendes und wirkliches entsteht „A Christianity worth believing“.

Eine persönliche Frage: Gibt es noch viele andere Wildgansjäger da draussen, die sich manchmal wie auf einer aussichtslosen Verfolgung fühlen?

The new christians – Zusammengefasst von DoSi

Ich liebe es, dass wir unterschiedliche Bücher lesen und auch, dass Menschen wie DoSi ihre Leseergebnisse direkt ins Internet stellen.

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So können wir Das neue Buch von Tony Jones: „The New Christians: Dispatches from the Emergent Frontier“ (Tony Jones) in kleinen Abschnitten auf Deutsch nachvollziehen. DoSi hat das schon mit diversen anderen Büchern gemacht und ist eine tolle Quelle der Information und Inspiration – also nichts wie auf zu den 8 Teilen des Buches bei DoSi (Einführung, Kapitel 1, Kapitel 2, Kapitel 3, Kapitel 4, Kapitel 5, Kapitel 6. Abschluss) wer das erste Kapitel des Buches auf Englisch lesen mag und/oder einige Videos, der sollte auf der Seite von Tony Jones nachschauen – es ist immer wieder gut über den Tellerrand hinaus zu schauen und zu lernen. Danke DoSi!

Missionale Gemeinde in „Zeitgeist“ (Teil 7)

Kennzeichen und Merkmale einer „Missional Church“ sind laut Tobias Faix und Mike Bischoff (Danke an Daniel, der mich an den Zeitgeist Blog erinnert hat und darauf hingewiesen, dass genau dieser Artikel dort auch zum Download angeboten wird. Also: klicken, laden, lesen!)

„Wachsende Sicht, dass die Gemeinde Familie ist und man zusammen als Gemeinschaft „on a mission“ ist.“

Die Gemeinde als Familie – wenn ein Satz schon seit wirklich 17 Jahre in mein Gehirn und mein Herz gebrannt ist, dann dieser. Warum? Persönliche Erfahrung! Schon früh hat mich das mit-leben in einer anderen als meiner Ursprungsfamilie in die Beziehung zu Gott gebracht, auf meinem Weg gibt es einige „Familienstationen“ und ohne diese wäre mein Leben kaum denkbar gewesen. Heute ist meine Bezeichnung für die Wohnung, unsere Jugendgemeinschaft „Teil der CVJM Familie“ und als Familie verstehe ich diese Gemeinschaft und als nichts anderes. Ich habe dort gleichberechtigte Schwestern und Brüder, Väter, Mütter, Cousins und Cousinen und damit auch das ganze Spektrum der Familienprobleme mit dabei. Was uns dabei vereint ist eine Sendung, eine Mission, ein Auftrag – dieser Auftrag kann immer wieder dafür sorgen, dass Familie nicht in der Erhaltung ihrer Strukturen und Reproduktion immer gleicher Verhaltensweisen und Werten endet, sondern als Ziel die Eingliederung, die Aufnahme weiterer Familienmitglieder hat. Familie und Essen gehört zusammen und der Liebesquotient einer Familie beweist sich vermutlich hier auch in besonderer Weise: Man sorgt für den anderen. Familie ist dabei beides (wie Gemeinde) Zweckgemeinschaft und Versorgungsgemeinschaft in einem.

Versuch aber mal in deiner Familie nur Nutzniesser zu sein – nur Fordernder. In einer gesunden Familie funktioniert genau dies nicht: Jeder trägt seinen Teil bei, damit die „Familienmission“ Wirklichkeit wird. In der Gemeinde, wie wir sie heute nur all zu oft erfahren müssen geht es problemlos: Wenige arbeiten für das kollektive Wohl, passive Mitglieder werden nicht herausgefordert sich ihren Möglichkeiten entsprechend einzusetzen. Oftmals haben die passiven Mitglieder dabei hohe Erwartungen an die Gemeinde und gerade da kann der organische Aufbau der Familie heilsam wirken – Familie ist zu Höchstleistungen fähig und kann für den anderen sehr viel geben – Mitarbeitendengemeinde verhält sich eher sachlicher und fragt nach den Kosten der Mitarbeiterschaft. Als mein Vater am Dienstag mit Bauchspeicheldrüsen Entzündung ins Krankenhaus gebracht wurde, war mir klar: Wir besuchen ihn und fahren 450km in einer Woche voll Terminen und Herausforderungen (es geht ihm besser und wir waren gestern dort) – das macht Familie. Die Ausrichtung auf das Ziel sich „auf einer Mission“ oder vielleicht besser „mitten in dieser Mission“ zu befinden, verhindert dabei effektiv die Exklusivität der Familie (du gehörst nicht dazu), so dass dieses Kennzeichen viele wichtige Eigenschaften einer missionalen Gemeinde mit einem organischen und uns zumeist allen zugänglichen Bild zusammen fasst.

Zu welcher Familie gehörst Du und hast Du deine Gemeinschaft schon einmal als Familie gesehen?

Missionale Gemeinde in „Zeitgeist“ (Teil 3)

„Christen sehen sich als Botschafter Jesu und sind motiviert, ein heiliges Leben zu führen, um nicht den Namen ihres Königs zu entehren, den sie repräsentieren.“ (Zeitgeist, S. 83)

Ich glaube wirklich, dass dies zu allen Zeiten ein Kennzeichen von Gottes Leuten war und alles Denken über „Inkarnation“ macht keinen Sinn, wenn wir nicht zugleich „ja“ zu einem heiligen Leben und zu unserer Botschafter Rolle sagen. Der Satz „das Medium ist die Botschaft“ wird nirgendwo mehr Wahrheit als in Jesus selbst.

Heiligkeit ist in den Tagen von Karrieregeilheit, unfairen Marktwirtschaftlichen Strategien, Internetpornografie, Steuerhinterziehung und völlig selbstverständlichem Softwareklau wohl mindestens genau so schwierig wie zu allen Zeiten vorher. Und als Medium der Botschaft Gottes diesen Gott zu entehren durch das was man tut oder das was man nicht tut ist wohl genau so leicht wie in allen Zeiten vorher. Von daher muss der Ruf nach Heiligkeit vor aller Coolness, aller Chilligkeit und allem Café Latte erschallen, wenn wir uns daran machen wollen Gott in dieser Welt zu repräsentieren – nichts anderes ist die Aufgabe eines Botschafters.

Nur die Motivation das zu tun leidet öfter mal, nicht wahr? Bei mir ist es so. Schneller, leichter – fast schon Joda-esk mutet der Gedanke an („ist die dunkle Seite stärker“ fragt Luke Joda – dieser entgegnet: „Schneller, leichter, nicht stärker“) – der Weg der Heiligkeit ist in dieser unserer Welt ein steiniger, denn er kostet viel – unser Leben wie wir es gelernt haben sollten wir eher verlernen, denn Heiligkeit bedeutet „Gott völlig zur Verfügung stehen“ – nicht der Kultur in der wir leben.

Vielleicht besteht darin die Mahnung bei aller „Inkarnation“ und „Inkulturation“ unserer Tage – die Mahnung eine radikale Gegenkultur wieder zu entdecken und zu leben: Die Kultur eines Reiches, dass nicht von dieser Welt ist und auch wenn wir das Echo dieser Kultur hier erleben und wahrnehmen können wird es einer größeren Hand als der unseren bedürfen, um aus der Gegenkultur die Vorherrschende zu machen und „Heilig“ in „Alltäglich“ zu verwandeln.

Bis dahin sind wir Wesen zweier Welten, die sich hoffentlich durch Gottes Gnade und unser Handeln aneinander annähern und die Werte der einen finden schon jetzt ihren Weg in die Wirklichkeit der anderen. Danach sollten wir streben mit der Ganzheitlich unseres Lebens und ohne Dualismus sondern ganz wie unser Gott drei und eins ist, sollen die Welten in uns zwei und eins werden.

Wenn mich jetzt noch jemand verstanden hat, dann wäre ich froh…ich bin wohl etwas ins Artikel/Buch schreiben abgedriftet…schnell aufhören…

🙂

Offener Brief von Dosi an Rudolf Ebertshäuser

Dosi schreibt einen offenen Brief, der nicht nur mit Salz, sondern auch mit Pfeffer gewürzt ist in Reaktion auf ein Pamphlet, das Rudolf Ebertshäuser über die „Emerging Church“ Bewegung und Emergent Deutschland geschrieben hat. Da viele der angesprochenen Leute Freunde und Weggefährten von mir sind, möchte ich Dosi’s Brief hier als Ausdruck meiner Unterstützung wiedergeben – Danke für deine offenen und klaren Worte, Dosi… 😉

„Lieber Herr Ebertshäuser,

es ist lieb von ihnen, dass Sie wieder einmal den Wachhund spielen. Was wäre die Gemeinde in Deutschland ohne solch gewissenhafte »Wächter auf der Mauer« wie Sie?
Messerscharf analysieren Sie seit Jahren sogenannte Irrlehren und prangern alles an, was nicht ihrer eigenen Rechts-Außen-Fundamentalismus-Sichtweise entspricht. Woher dieses Sendungsbewußtsein? Wer gibt Ihnen das Recht, in der Öffentlichkeit des Internets einPamphlet zu verbreiten, das von willkürlich aus dem Zusammenhang gerissenen Bibelstellen nur so strotzt und zu folgendem Fazit kommt:

Ich kann nur vor der Bewegung der „Emerging Church“ warnen. Sie kommt nicht aus dem Geist Gottes,
sondern aus den verführerischen Geistesmächten, die in der Endzeit immer offener eine falsche Chri-
stenheit aufbauen, die die Bibel und den wahren Herrn Jesus Christus verlassen hat und auf einem ver-
schlungenen Weg zu der Endzeit-Welteinheitsreligion ist. Dort wo die Bibel als absolute Wahrheit und
verbindliche Grundlage für Denken und Leben verlassen wird, da gibt es keinen festen Halt mehr, und
der Strom des gegenwärtigen Zeitlaufs trägt die irregeführten „modernen“ und „postmodernen“ Christen
immer weiter in den Abgrund der Hure Babylon, deren Ende das Gericht und der Feuersee ist.

Gut, daß Sie es erkannt haben! Eigentlich heißt es ja, die Liebe »erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, duldet alles«. Aber Sie haben recht – was zuviel ist, ist zuviel! Also werfen Sie nicht nur mich, sondern auch einige andere meiner persönlichen Freunde, Bekannten und Vertreter der deutschsprachigen Bloggerszene (u.a. Peter Aschoff, Mike Bischoff, Daniel Ehniß,Martin Dreyer, Tobias Faix, Tobias Künkler, Mark Reichmann, Reinhold Scharnowski,Storch, die Werkstatt für Gemeindeaufbau, die Autoren des ZeitGeist-Buches undEmergent Deutschland sowieso) in einen Topf und gießen alles über uns aus, was Ihre Tastatur so her gibt. Warum sollten Sie auch das persönliche Gespräch mit uns suchen? Hätte Jesus sicher auch nicht so gemacht, oder? Einfach mal aus der Ferne mit Schrot geschossen. Ich weiß nicht, was mich am meisten an ihrem Schriftstück aufregt – ist es der arrogante Ich-weiß-alles-am-Besten-Tonfall? Der fragwürdige Umgang mit der Heiligen Schrift? Die Vor-Urteile, die vorausgesetzt werden? Die Tatsache, daß Sie die Micha-Initiative als »völlig verkehrt« und Karl Barth, Jürgen Moltmann und N.T. Wright als »Irrlehrer« bezeichnen? Nicht nur, daß sie den schriftgemäßen Umgang mit etwas, das Sie aus Ihrer Sicht als bedrohlich empfinden, verlassen – nein, was Sie betreiben ist Rufmord. Ist das, was Sie antreibt, wirklich die Liebe Christi? Oder zeigt sich hier wieder die häßliche Fratze jenes Geistes, der Paulus dazu antrieb, die Nachfolger Jesu zu verfolgen und der auch in der mittelalterlichen Inquisition sein Unwesen trieb? Sie machen mich traurig, Herr Ebertshäuser. Wie können Sie im Umgang mit Brüdern und Schwestern in Christus ein solches Verhalten an den Tag legen? Erinnern Sie sich an den Aufruf unseres Herrn: »Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet« und tun Sie Buße!
Ich lade Sie ein, mit mir und evtl. einigen emergenten Freunden bei Kaffee und Kuchen das Gespräch zu suchen. Dialog statt engstirnigem Fanatismus scheint mir der bessere Weg zu sein. Vielleicht würden Sie dann erfahren, daß auch wir nicht alles blind unterschreiben, was die Autoren, die wir zitieren, so von sich geben. Aber wir trauen es dem mündigen Nachfolger Christi zu, selbst zu prüfen und das Gute zu behalten.“ (Quelle)

Missional Think Tank mit Alan Hirsch 5: Lern-Beziehungen

Eine der herausragenden Erfahrungen beim Missional Think Tank in Münster war sicherlich der Beziehungsfaktor. Man hat geniale Leute kennen gelernt und von einander gelernt. Allesamt krasse Leute. Und ich stelle fest, dass auch nur in einer Beziehungsumgebung Lernen und Lehren Tiefe erhält. Wenn ich zurück schaue auf meine Studienzeit so kann ich von den Dozenten, mit denen ich eine Freundschaftliche Beziehung hatte, am Meisten wiedergeben. Kirchengeschichte von Prof. Dr. Lutz von Padberg und die Lektionen über die „bunte Welt des Mittelalters“, Dr. Armin D. Baum im Neuen Testament „Lukas als Historiker der letzten Jesureise“, Prof. Dr. Klaus W. Müller und das „schamorientierte Gewissen“ und noch viele andere. Sogar Fächer, die ich nicht mochte wurden mir durch persönliche Beziehungen zugänglich und erträglich.

Manchmal träume ich von einer Art Lern-Paten-Netzwerk oder so, wo dich Gemeinden vernetzen und gegenseitig auf einer regelmäßigen Basis coachen und weiter bringen. Abseits von aller Betriebsblindheit. Ansätze gibt es im CVJM Verbund zu solchen Dingen, aber manchmal muss man einfach warten und solchen Dingen Zeit geben. Bin ich überhaupt bereit mich begleiten zu lassen und wäre ich bereit andere zu begleitet, auch wenn es Zeit und Geld kostet? In Lern-Beziehungen zu stehen ist für mich sehr wertvoll, Leute persönlich kennen zu dürfen ist ein Vorrecht. Ich bin gespannt was sich noch weiter entwickelt…

Vaux – wieder am Start?

So weit ist es noch nicht bei den alt.worship Pionieren aus London. Aber sie denken wieder zusammen und schauen, was passiert. Verfolgen kannst Du es auf ihrem Blog.

Sie stellen dort eine Kunstinstallation vor, den „One Day Poem Pavilion“ (Ein Tag Gedicht Pavilion), der sehr sehenswert ist:

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Er funktioniert nach dem Prinzip einer Sonnenuhr. Zu bestimmten Tageszeiten fällt das Licht so durch das Dach, dass bestimmte Worte eines Gedichts sichtbar werden. Will man das ganze Gedicht lesen, so braucht man Zeit und muss dem Rhythmus des Tages folgen. Das sst auch das Prinzip dahinter: Zeit haben. Zeit nehmen und den Moment mit Freude erfüllen. Die Internetseite des Projekts ist sehr schön gestaltet und hat auch ein Video und natürlich das ganze Gedicht und dessen Geschichte…

Missional Think Tank in Münster

Marlin Watling, David Schäfer und Stefan Lingott haben Alan Hirsch eingeladen und dazu noch einige andere zu einem Missional Think Tank eingeladen. Gern folge ich der Einladung und fahre am Freitag nach Münster. Alan’s Buch „The shaping of things to come“ ist ja schon ein paar Wochen auf Deutsch erhältlich: „Die Zukunft gestalten“ (Michael Frost, Alan Hirsch) und hat schon für einigen Wirbel gesorgt, hat doch der Verlag den von manchen aufgenommenen Begriff (auch bei Marlin) „missional“ nach längerer Diskussion mit „missionarisch“ wiedergegeben. Meiner Meinung nach eine zumindest diskussionswürdige Entscheidung, aber ich bin gespannt, was Alan selbst dazu sagt.

Marlin wird bloggen und, drahtloses Netz vorausgesetzt, werde ich bestimmt auch den einen oder anderen Bericht schreiben oder, mal was neues, über Twitter schicken (wollte ich schon immer mal ausprobieren) – also: Stay tuned…

Josh Packard’s Erkenntnisse

Bei dem Treffen in Houston war ein junger, angehender Doktor als Beobachter dabei – Josh Packard. Er hat in seiner Doktorarbeit unterschiedliche Emerging Churches in den USA (protestantischer Ausrichtung) genauer unter die Lupe genommen unter dem Titel:Organizational Structure, Religious Belief and Resistance: The Emerging Church.

This research provides important insights into both why and how Emerging Church congregations are thriving at this particular point in history. Specific strategies are being employed in order to promote a kind of church which resists institutionalization rather than trying to put forth a new model of church.“ (Diese Untersuchung ermöglicht Einsicht in das warum und wie Emerging Church Gemeinschaften sich im Moment so gut entwickeln. Bestimmte Strategien werden eingesetzt, die eine Kirche fördern, die sich einer Institutionalisierung und damit einerFestlegung widersetzt. Ziel dieser Kirchen ist es nicht, einfach eine neue Kirchenform modellhaft zu generieren) 

Er stellt eine Zusammenfassung seiner Arbei als Artikel zum Download auf seinem Blog vor. Seine vier Hauptpunkte sind dabei:

  • Be intentional! (Tu das was Du tust sehr bewußt! – das hat er mir in Houston schon gesagt) – meint, dass sich Routine und Institutionalisierung langsam und verborgen einschleicht. Nur das bewußte Hinterfragen und bewußte Handeln wirkt dieser schleichenden Festlegung entgegen. (Key Point: The members of an organization must consciously resist institutionalization in order for the rersistance to be prolonged and succesful.)
  • Don’t reinvent the wheel! (Erfinde das Rad nicht neu!) Es geht den Gemeinschaften, die er untersucht hat nicht darum alles neu zu erfinden, vielmehr darum nicht den einen, besten Weg zu finden, sondern den der Situation angepassten, besten Weg. Dabei können unterschiedliche Modelle (in einer Gemeinschaft hat man drei unterschiedliche Wege zur Entscheidungsfindung parallel eingesetzt – Konsens, bürokratisch und ein Experten-Entscheiden Modell), ohne sich auf einen Weg festzulegen. Das Ziel ist hier wichtig – es geht ihnen nicht darum das Modell zu finden, sondern einfach nur ‚ihr Modell‚, das für sie, kontextuell angepasst und von Moment zu Moment der Veränderung unterworfen, passt. (Key Point: Successful resitance involves avoiding routines, not creating a new model.) 
  • Use Professionals Wisley (‚Professionelle Hauptamtliche sollten mit Bedacht eingesetzt werden‘) Hauptamtliche sind Experten auf vielen Gebieten des Gemeindelebens – in den untersuchten Gemeinschaften werden ihnen die Rollen eingegrenzt und vieles von ehrenamtlichen erledigt. Das ermöglicht schnelle Reaktionen auf Veränderungen, z.B. können Angebote, die keine Akzeptanz erfahren, schnell eingestampft werden, weil keine Stelle daran hängt, dass es dieses Angebot gibt. Es gibt kein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis von daher können Ressourcen an die Stellen kommen, wo sie tatsächlich gebraucht werden, statt etwas professionell erledigen zu lassen, weil „man das ja immer schon gemacht hat“ (Key Point: The role of proessionals (e.g. Pastors) must be limited for succesful resistance.)
  • Compel Questioning (bringe Deine Gemeinschaftsleute ins konstante Hinterfragen ihrer Glaubenswerte). In vielen Organisationen gibt es ein Fundament an übereingekommenen Glaubensaussagen. Dieses wirkt sehr oft exklusiv – in den untersuchten Gemeinschaften sind diese fundamentalen Aussagen dagegen eher breit und inklusiv in ihrer Ausrichtung. Scheinbar gab es jedoch hier auch die meisten Fehlschläge, denn die Gemeinschaften haben es häufig nicht geschafft ihre Teilnehmer zu dem Hinterfragen ihrer eigenen Glaubensgrundsätze innerhalb eines konstanten Prozesses zu bringen. Hinterfragt eine Organisation oder Gruppe nicht regelmäßig ihre Grundsätze, wird sie sehr schnell statisch, selbstverständlich und institutionalisiert. Das ständige Hinterfragen ist eine wichtiger Wert!
  • Die Zusammenfassung hat 7 Seiten und ist teilweise sehr dicht, wie man es auch erwarten sollte von einer Zusammenfassung einer Doktorarbeit, aber eine echte Hilfe. Mir hilft es im Rückblick Fehler zu sehen und mir neu Gedanken zu machen, wo mein Leben und die Gemeinschaften in denen ich stehe so hingehen. Vielleicht ist es ja auch was für Dich? Für Ergänzungen und Kommentare bin ich immer dankbar!Josh bloggt und ist ebenfalls offen für Kommentare!