John Stott: Wie wir werden müssen

Gefunden in diesem wunderbaren Buch: „Unchristian: What a Generation Really Thinks About Christianity and Why it Matters“ (David Kinnaman, Gabe Lyons) S. 152

„We are faced, in fact, with tow different cultures, two value systems, two standards, and two lifestyles. Which shall we choose? If we are not to be like chameleons, changing color to suit our surroundings, what are we to be like?

The answer ist that we are to be like Christ. The eternal and ultimate purpose of God by his Spirit is to make us like Christ.“ John Stott rector emeritus, All Souls Church, London

Passt sehr gut zu dem Buch, das heute in den Druck gegangen ist (ich freue mich darauf, das Ding endlich in den Händen zu halten…)


„Der wilde Messias: Mission und Kirche von Jesus neu gestaltet: Mission und Kirche von Jesus neu gestaltet. edition novavox 1“ (Michael Frost, Alan Hirsch)

Der wilde Messias – ReJesus

Es ist doch ungewöhnlich, wenn ich so lange nichts auf meinem Blog von mir hören lasse. Ich nutze eine kurze Pause und ein freies WLAN in Dassel, im CVJM Haus Söling um mal was zu schreiben…

9783937896755-1Jaaaah. Also am Mittwoch haben wir das Manuskript für „Der Wilde Messias“ (die Deutsche Version von „ReJesus: A Wild Messiah for a Missional Church“ (Michael Frost, Alan Hirsch) abgegeben, das hat uns ziemlich doll beschäftigt bis dahin. Das Buch soll am 20.März erscheinen und damit ist der Zeitplan superknapp. Entsprechend hoch war der Druck auf uns eine gute Arbeit in wenig Zeit zu realisieren. Puh. Müde. Aber glücklich – wir haben viel gelernt, hinterfragt und haben profitiert. Trotzdem wären zwei Wochen mehr besser gewesen, am besten vier Wochen mehr…

Auf jeden Fall empfehle ich Euch das Buch sehr! Wenn Du „Die Zukunft gestalten: Innovation und Evangelisation in der Kirche des 21. Jahrhunderts“ (Michael Frost, Alan Hirsch) gelesen hast ist es keine Frage – einfach kaufen. Aber auch wenn Du Dich einfach mit der Frage beschäftigst, wie Deine Kirche verändert werden kann ist es wirklich ein gutes Buch, weil es uns zu der Frage zurück bringt wer Jesus eigentlich ist. Michael Frost und Alan Hirsch provozieren und bringen komplexe Vorgänge auf einfache Punkte – das hilft zur Umsetzung. Und lässt viel Platz um selbst von dort aus seiner persönlichen komplexen Lebenswelt zu begegnen.

Aber was rede ich viel – schaut es Euch an, wenn es draussen ist.

Ohne Dogma?

The god of whom no dogmas are believed is a mere shadow. He will not produce that fear of the Lord in which wisdom begins and therefore will not produce that love in which it is consumated….There is in the minimal religion nothing that can convince, convert, or (in the higher sense) console; nothing therefore which can restore vitality to our civilisation. It is not costly enough. It can never be a controller or even a rival to our natural sloth and greed. (Ich habe gerade keine Zeit es zu übersetzen, entschuldigt bitte!)
– C.S.Lewis

Gefunden bei Alan heute. Und eine gute Erinnerung, dass man auf dem Weg nicht alles preis geben kann und das man mit der – ich benutze jetzt ein altes und mittlerweile „böses“ Wort – Sündhaftigkeit der Menschen rechnen muss. Was denkst Du?

Gottesdienst gestern 06.06.08

Mal wieder ein kleiner Bericht vom Gottesdienst gestern mit dem Thema „Konsum“. Eigentlich genau das Thema mit dem ich mich im Moment beschäftige, aber Wissen bringt noch keinen Gottesdienst. Also wie immer Gesprächsvorbereitung – diesmal via Skype mit Nele. Wir haben einige Ideen diskutiert und es hat meine grauen Zellen in Wallung gebracht…während einer Fahrradfahrt gestern kam mir dann der Gedanke, dass wir durch den Konsum gefesselt sind.

Zuerst wollte ich ganz viele Produkte hinlegen, die an uns gebunden werden, aber wir hatten nicht genug krasses Zeugs und so habe ich mich entschieden Karten zu drucken mit Bildern von begehrenswerten Produkten (Flachbildschirm, iPhone, MacBookAir, Mini Cabrio, Manolo Bahnik Schuhe usw.) Das war dann mit einem Zitat aus dem Buch „No Shopping von Judith Levine“ (die ersten zwei Seiten) und dem völlig flachen und nur noch Werbemäßigen Ende von „Germanys next Topmodel“ der Einstieg und hat uns zu dem Text des reichen Jünglings geführt.

Das Bild, das ich in dem Predigtgespräch (Progressive Dialog) verwendet habe ist, dass man durch die guten Taten noch so viel Guthaben auf einem Konto ansammeln kann, wenn das Herz woanders ist (in diesem Fall am Geld/Reichtum) ist es, wie wenn ein Minus vor dem Betrag steht – plötzlich ist dein Konto dick in den roten Zahlen und alle Gebotshalterei vergeblich.

Immer wieder haben wir uns das Lied von Rich Mullins angehört und gesungen (you did not have a home) in dem es heißt, dass die Welt Jesus nicht beeinflussen konnte, weil er nichts hatte. Genau das ist aber das, was unsere Konsumkultur uns einflüstert: Besitze, Kaufe, Begehre. Die Sehnsucht, die wir dabei stopfen wollen ist meiner Meinung nach die Sehnsucht des Geschöpfs nach dem Schöpfer – wir sehnen uns nach Beziehung und die Kultur sagt uns: Kauf – Kauf, dann geht es dir gut, dann fühlst Du Dich wohl. Wir vergessen dabei, dass wir nicht mitnehmen können. Was ewig zählt sollte der reiche Jüngling aufbauen, aber die Macht des irdischen hat ihn gehalten.

Nachdem die Leute sich ihre Produkte ausgesucht hatten, wurden diese übrigens mit Kabelbindern an ihre Hände gebunden – wir hatten dann das Problem, das ein Kabelbinder nicht mehr zu öffnen ist – während der Gebetszeit konnte man dann am Konsumaltar den Kabelbinder zerschneiden und dafür beten, dass Gott uns befreit von der Sehnsucht nach vergänglichen Dingen und uns die Sehnsucht nach Ewigem ins Herz legt.

Den Abschluss habe ich mit dem Zitat von Alan Hirsch gemacht, in dem er sinngemäß sagt, dass wir im Moment gegen die gewaltige Marketing und Konsummaschinerie verlieren – Konsumjünger werden mit viel Sorgfalt und Aufwand gemacht – die Gemeinde ist nicht so gut im Nachfolger rufen, wie die Werbung. Konsum ist gefährlich – Gott gebe uns allen Weisheit das Wichtige vom Unwichtigen zu Unterscheiden und unser Herz nicht an Dinge zu hängen, sondern ganz an ihn.

Missional Think Tank mit Alan Hirsch 5: Lern-Beziehungen

Eine der herausragenden Erfahrungen beim Missional Think Tank in Münster war sicherlich der Beziehungsfaktor. Man hat geniale Leute kennen gelernt und von einander gelernt. Allesamt krasse Leute. Und ich stelle fest, dass auch nur in einer Beziehungsumgebung Lernen und Lehren Tiefe erhält. Wenn ich zurück schaue auf meine Studienzeit so kann ich von den Dozenten, mit denen ich eine Freundschaftliche Beziehung hatte, am Meisten wiedergeben. Kirchengeschichte von Prof. Dr. Lutz von Padberg und die Lektionen über die „bunte Welt des Mittelalters“, Dr. Armin D. Baum im Neuen Testament „Lukas als Historiker der letzten Jesureise“, Prof. Dr. Klaus W. Müller und das „schamorientierte Gewissen“ und noch viele andere. Sogar Fächer, die ich nicht mochte wurden mir durch persönliche Beziehungen zugänglich und erträglich.

Manchmal träume ich von einer Art Lern-Paten-Netzwerk oder so, wo dich Gemeinden vernetzen und gegenseitig auf einer regelmäßigen Basis coachen und weiter bringen. Abseits von aller Betriebsblindheit. Ansätze gibt es im CVJM Verbund zu solchen Dingen, aber manchmal muss man einfach warten und solchen Dingen Zeit geben. Bin ich überhaupt bereit mich begleiten zu lassen und wäre ich bereit andere zu begleitet, auch wenn es Zeit und Geld kostet? In Lern-Beziehungen zu stehen ist für mich sehr wertvoll, Leute persönlich kennen zu dürfen ist ein Vorrecht. Ich bin gespannt was sich noch weiter entwickelt…

Missional Think Tank mit Alan Hirsch 4 – Reproduktion

So sicher und klar es ist, dass das Reich Gottes nicht darin besteht, dass möglichst viele Menschen „zum Glauben kommen“, so sehr hat Jesus alle Menschen seines Aufgabengebietes (Mt. 15, 24) in seine Nachfolge gerufen. Bevor er diese Welt verlassen hat, hat er uns jedoch einen Auftrag gegeben, der eine definierte Anzahl von Menschen im Blick hat: Alle. Schlicht, Simpel.

Mir ist dabei bewusst, mehr als bewusst, dass der Prozess der Nachfolge, zu dem wir einladen sollen, nicht unbedingt durch unsere „christliche Kultur“ begrenzt ist, sondern von Jesus einladender und offener verstanden wird. Auch wenn seine Forderungen radikal bleiben (Lukas 9, 23) ist er doch auf diese Welt gekommen, um zu suchen und sich finden zu lassen. Ich merke, wie schwer mir die Formulierungen fallen und wie dicht dadurch die Sätze werden.

Ich versuche ein Beispiel: Freunde von uns leben in einem anderen Land und unterstützen Menschen darin selbstständig zu werden, z.B. kleine Geschäfte zu eröffnen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Viele Menschen kommen zu ihnen und erfahren Annahme, Liebe und Unterstützung. Im persönlichen Gespräch und durch das Leben meiner Freunde kommt immer wieder die Botschaft von Jesus hinzu – so leben und reden sie Reich Gottes in ihrem Land. Klassischer „Gemeindebau“ ist das nicht, dennoch glaube ich, dass sie genau das richtige und wichtige tun. Und sie sind daran interessiert möglichst vielen Menschen zu helfen, ihnen in ihrem gesamten Leben weiter zu helfen und letztlich ihnen auch zu helfen Gottes Plan in ihrem Leben zu sehen.

Die Gemeinschaften, die dabei entstehen haben natürlich im Sinn sich zu reproduzieren, denn viele kleine Gemeinschaften repräsentieren die persönliche, lebenteilende und mitteilende Botschaft deutlich greifbarer als große. Mein Ergebnis ist immer wieder das gleiche: Reproduktion ist unumgänglich – nicht als „Gemeindebauprinzip“ auf einer Liste von „effektiven Evangelisationsmethoden“, sondern als Ausdruck des Lebens. Neil Cole schreibt dazu in seinem Buch „Organic Church: Growing Faith Where Life Happens (JB Leadership Network Series)“

„I have heard people say, ‚We have plenty of churches. There are churches all over the place that sit empty, why start new ones? We don’t need more churches but better ones.‘ Can you imagine making such a statment about people? ‚We have plenty of people. We don’t need more people, just better ones. Why have more babies?‘ This is short-range thinking. No matter how inflated you think the world population is, we are only one generation away from extinction if we do not have babies…Imagine the headlines if suddenly it was discovered, that 96% of the woman in america were no longer fertile and could not have babies. We would instantly know two things: this is not natural so there is something wrong with their health. We would also know that our future is in serious jeopardy.“ (Zitiert nach „The Forgotten Ways: Reactivating the Missional Church“ (Alan Hirsch) S. 140 das Szenario erinnert an den Film „Children of men“)

Die Herausforderung an mich und vielleicht auch an dich ist den Gedanken zu zu lassen, dass unsere Gemeinschaften sich vermehren müssen. Wie schon gesagt geht es dabei nicht um Prinzipien, sondern um die Art und Weise wie das Leben abläuft, mit allen seinen Stadien. Ich muss sagen, dass mich diese Erkenntnis selbst be-trifft, weil ich schon lange nicht an den Start einer neuen Gemeinschaft gedacht habe. Genau daran hat mich die Zeit in Münster erinnert – und falls ihr jetzt denkt: „Wir haben keine Möglichkeiten dazu“ – wirklich? Das ist auch mein erster Gedanke und ich glaube, dass wir mehr Möglichkeiten haben, als wir denken. Der Auftrag Jesu an uns beginnt mit den Worten: „Gott hat mir unbeschränkte Vollmacht im Himmel und auf der Erde gegeben.“ und endet mit den Worten: „Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.“ (Mt. 28, 18-20)

Alan Hirsch im Christianity Today Interview

Damit man mal ein Foto von dem Kerl sieht (Danke Andi!):

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Ein Australier mit jüdischen Wurzeln, der einiges zu sagen hat – wenn Du des Englischen mächtig bist, empfehle ich dir sein Interview mit Christianity Today „Small Groups and the mission of god“ – einen kurzen Auszug, den ich für wertvoll erachte, gebe ich hier wieder:

„I’d like to look specifically at the disciple-making element for a moment. You mentioned in the book that disciple making is a crucial, pivotal element in the process. What makes it so important?

It seems to me that if we fail to make disciples—that is, people who can become like Jesus Christ, which is a very simple definition of discipleship—if we can’t get that right, then in doesn’t matter what else we do because there will be a fundamental weakness in our ministry. The lack of disciples will always undermine any effort beyond that. But if we succeed in developing and creating an environment where people really can become more Christlike, it seems to me that the movement is on, and everything else will have a substantial basis along with it.

The problem is that we are being discipled every day by our culture, and it’s done very profoundly and very well—and I say this with a background in marketing and advertising. There are billions of dollars going into advertising, which is not just selling us products. There’s much more of a religious dynamic going on. So if we as a church or a small group don’t disciple in the way of Jesus, then the culture gets to have the primary say. And I have to say that, despite our best efforts, the culture is winning at this stage.“ (Quelle, Hervorhebungen meine)

Wer beeinflusst die Leute mit denen Du in Deiner Gemeinschaft bist am meisten? Die Gemeinschaft der Nachfolger in der sie sind oder unsere Konsumgesellschaft? Wer hat dir beigebracht zu leben? Wie wird deine Nachfolge geprägt?

Missional Think Tank 3 – Hierarchie und Institutionalisierung

Ich weiß nicht wie wir auf den Gedanken gekommen sind, eine pyramidale Hierarchie aufzubauen“ hat Alan an einer Stelle sinngemäß gesagt. „Das Neue Testament hat so etwas nicht im Blick„. Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr Sinn macht es. War Kirche jemals für die Kathedrale gedacht? Gab es, ausser in Jerusalem am Anfang, jemals Gemeinschaften über 100 Personen? Missionale Gemeinschaften sollten im Bild von „The starfish and the spider“ zu bleiben eher bestimmten Seesternen ähneln, statt Spinnen.

Alan hat schlicht die zwei Tiere aufgemalt – eine Spinne hat 8 Beine, wenn du eins wegnimmst, dann ist die Spinne verkrüppelt, zwei und sie kann viel weniger als vorher und fängt vielleicht eine flügellahme Fliege. Wenn Du den Kopf abscheidest stirbt die Spinne, sicher. Bei bestimmten Seesternen ist es komplett anders. Wenn Du ein Bein abschneidest, dann passiert folgendes: Das Bein wächst nach und aus dem Bein erwächst ein neuer Seestern – jedes kleine Teil hat den Bauplan einer ganzen Kirche in sich. Ein Beispiel in dem das wunderbar funktioniert hat, ist die Kirche Chinas: Jede Kirche ist ein Kirchenpflanzer, jede Kirchenpflanzung kann zu einer Bewegung werden.

Eine Herausforderung für mich ist Gemeinschaften zu pflanzen, reproduzierend zu sein – so sehr ich glaube, dass Gottes Reich nicht in Zahlen besteht, so sehr glaube ich auch, dass wir gerufen sind alle Menschen zu Jüngern Jesu zu machen. Und das bedeutet eben auch Gemeinschaften anzufangen, wenn sie nicht „von selbst“ entstehen und zugleich dafür zu sorgen, dass sie nicht starr werden, sondern dynamisch bleiben. Hier hilft auch die Dissertation von Josh Packard (ich habe bereits über die Zusammenfassung geschrieben), die jetzt online steht, weil sie sich mit der Frage befasst, wie man eine Institutionalisierung weitgehend verhindern kann.

Ich glaube, ich muss für mich und meine Gemeinschaften deutlicher die praktischen Fragen nach der Reproduktion stellen, nach Anfängen und Selbstständigkeit. Das wird ein heilsamer Prozess, der mich von Inaktivität befreien kann. Das Nachdenken über den Think Tank bringt mir viel, wie ich feststelle…wann kommt die Wohnung 2 frage ich mich selbst, was sind die nächsten Schritte? Hm.

Missional Think Tank mit Alan Hirsch 2

Der Freitag Spätnachmittag / Abend war frei – frei für Gespräche und weiteres Kennenlernen. Es war allerdings dabei etwas schwierig, dass sie die Gruppe verlaufen hat und man quasi Termine und Treffpunkte in einer für uns fremden Stadt ausmachen musste. Aber mit der Handynummer von Stefan Lingott geht fast alles. Die Truppe von Leuten ist nett, hilfsbereit, kompetent und interessant. Und so war es ein Abend voll von tiefen Gesprächen, lautem Lachen, lerckerem Essen rundherum gut.

Inhaltlich hing mir noch den ganzen Abend die Frage nach unseren Werten und den daraus resultierenden Handlungen nach. Alan hat folgenden Vorschlag gemacht: Nehmt Euch als Team einen Zettel und schreibt darauf oben einen Wert hin, den Eure Gemeinschaft hat.

Ein Wert des CVJM wäre z.B. „Ganzheitlichkeit oder Gott ganzheitlich erleben“ Schreib darunter Ideen, wie man den Wert in Handlungen ausdrücken kann (die Frage ist – kann man denn einen Wert ohne Handlungen haben?) Am Besten zusammen so 10 Ideen sammeln, die alle praktisch und leicht auszuführen sind. Entscheidet jetzt zusammen welche Handlung oder vielleicht welche zwei Praktiken diejenigen sind, die im Moment am wichtigsten sind. Findet dann dafür einen sexy Begriff, der greifbar für die Leute ist. Aus den gemeinsamen Handlungen entsteht ein Rhythmus der Gemeinschaft – vielleicht lohnt dabei dann auch noch ein Blick auf Solomon’s Porch, die einen solchen Rhythmus leben. Und sogar jeden Tag mit einer Handlung verknüpft haben. Dies kann bestimmt auch noch eine Hilfe sein…

Ich finde den Gedanken genial, denn die „Kernwerte“ haben wir, brav nach Willow, bestimmt alle oder zumindest viele definiert. Aber Handlungen als Folge davon für eine ganze Gemeinschaft zu finden, darin sind wir recht schlecht, da darf dann das Individuum wieder alles selbst interpretieren und bestimmen.

Missional Think Tank mit Alan Hirsch 1

Es ist immer ein Problem, wenn solche Events an Plätzen stattfinden, wo es kein Internet gibt. Die Live Berichterstattung leidet umglaublich darunter.

Ich fasse mal den ersten Tag aus meiner Sicht zusammen:

Nach einer wie immer etwas chaotischen Fahrt (5:00 Abfahrt) und den obligatorischen 15 Minuten Verspätung waren wir dann da im Enchilada in Münster. Der Kaffee ist wirklich alles andere als gut dort (Mark fragt sich, wie man Kaffee schlecht machen kann, er meint, man muss sich schon Mühe geben, damit er so misslingt). Alan hat nicht viel gesprochen, weil der Fokus des Freitags auf einer Technik namens „World Café“ lag. Das heißt, dass wir uns in 4er Gruppen an Tischen getroffen haben und über unterschiedliche Fragen geredet. Immer 20 Minuten lang – der jeweils jüngste einer Gruppe musste am Tisch bleiben und den neuen Leuten, die nach dem Wechsel kamen das letzte Gespräch zusammen fassen. Auf diese Weise hat man sich einigermassen kennen gelernt und vor allem ohne peinliche Runden oder so.

Wir sind etwas mehr als 30 Leute hier, eine starke Schweizer Fraktion von Pastoren, die aus Gemeinden ausgestiegen sind und neue Sachen in der Schweiz machen! Dieses kleine Land steigt in meiner Achtung, weil die echt fett unterwegs sind, das ist zumindest mein Eindruck. An den Tischen wurden auch Fragen gesammelt, die dann im Plenum immer wieder an Alan gestellt wurden und er hat einige, wenige Minuten gehabt um seine Meinung zu diesen Fragen zu sagen. Dabei waren Stefan und Marlin wirklich hart und haben ihn abgewürgt. Das hat allerdings wirklich Zeit frei gemacht, um Leute und Netzwerke kennen zu lernen. Super fette Sachen gibt es, super nette Leute machen Zeugs überall in Deutschland (z.B. Motoki).

Wenn man Alan’s Bücher gelesen hat, war nicht wirklich viel Neues dabei, aber durch diesen entspannten Ansatz war es viel mehr eine Herzensache. Alan ist sehr zugänglich und offen.

Ein Highlight war sicherlich eine Live Erklärung von BELLS – einem Prinzips aus Michael Frosts Buch „Exiles“, das eine missionale Praxis einführt. Eine Gemeinschaft schwört sich auf gemeinsame Handlungen ein, die man innerhalb einer Woche einfach tut:

  • Bless (Segne, tu gutes) und das gleich 3 mal. 1x anderen, die ausserhalb deiner Gemeinschaft stehen. Das kann Auto waschen, Blumen verschenken oder irgendwas anderes sein. 1x jemand aus der Gemeinschaft etwas gutes tun und 1x entweder oder.
  • Eat: ganz simpel . iss 1x mit jemand ausserhalb deiner Gemeinschaft, einmal mit einem innerhalb deiner Gemeinschaft und wieder einmal entweder oder. Im gemeinsamen Mahl liegt eine krasse Kraft
  • Listen: 1 Stunde in der Woche (kann auch verteilt sein) Hörendes Gebet, das laut Alan die höchste Form des Gebets ist. Auf Gott hören, die Klappe halten und Gott reden lassen. So haben wir auch in Gottesdiensten und Kleingruppen und wo auch immer das Herz unserer Gemeinschaft schlägt etwas zu sagen von dem was Gott hat oder einfach auch persönlich.
  • Learn: Gemeinsam am Lernen bleiben – das heißt auch, dass man gemeinsam Bücher liest und in der Bibel. Vielleicht in der kleinen Gemeinschaft in der man ist ein biblisches Buch gemeinsam. Wichtig ist, dass man liest..
  • Sent – sich gegenseitig immer wieder aussenden zu den gemeinsamen Handlungen

Das spannende dabei finde ich, dass fast unmerklich ein Rhythmus der Gemeinschaft entsteht, weil man sich entschliesst nicht nur die gleichen Werte zu haben, sondern eben das gleiche zu tun. Was man tut, hängt übrigens natürlich von den Werten ab, die man hat. Mehr in Teil 2…

Missional Think Tank in Münster

Marlin Watling, David Schäfer und Stefan Lingott haben Alan Hirsch eingeladen und dazu noch einige andere zu einem Missional Think Tank eingeladen. Gern folge ich der Einladung und fahre am Freitag nach Münster. Alan’s Buch „The shaping of things to come“ ist ja schon ein paar Wochen auf Deutsch erhältlich: „Die Zukunft gestalten“ (Michael Frost, Alan Hirsch) und hat schon für einigen Wirbel gesorgt, hat doch der Verlag den von manchen aufgenommenen Begriff (auch bei Marlin) „missional“ nach längerer Diskussion mit „missionarisch“ wiedergegeben. Meiner Meinung nach eine zumindest diskussionswürdige Entscheidung, aber ich bin gespannt, was Alan selbst dazu sagt.

Marlin wird bloggen und, drahtloses Netz vorausgesetzt, werde ich bestimmt auch den einen oder anderen Bericht schreiben oder, mal was neues, über Twitter schicken (wollte ich schon immer mal ausprobieren) – also: Stay tuned…

Albert Einstein sagt:

„Nichts kann existieren ohne Ordnung. Nichts kann entstehen ohne Chaos.“

Dieses Zitat Albert Einsteins haben wir im ZKM bei unserem letzten Besuch gefunden und ich empfinde es als sehr passend für Auf- und Umbrüche in der Gemeindewelt. Alan Hirschs „A crash course in chaos“ (hier zum Download der deutschen Ãœbersetzung) spricht davon, wie wichtig das Chaos für Aufbrüche ist, meine Erfahrung berichtet mir davon wie wichtig Ordnung für das Bestehen einer Arbeit ist. Ich habe damit nichts zu tun.JPG

Beides sollte jedoch in einer Balance bleiben, denn Umbrüche und Veränderungen sind ebenfalls nötig, genau so wie die stetige Auseinandersetzung mit der Umwelt in der man sich befindet. So ist man im ständigen Prozess des Ordnens und „Chaosisierens“ – ungefähr wie wir beim ständigen Aufräumen unserer Wohnung, wenn Emilia schläft. Sie ist sehr gut im „Chaosisieren“ und wir (zumindest Mirja) gut im Ordnen. Was brauchst Du so im Moment? Ordnung oder Chaos? Und wer in deiner Umgebung kann dir bei was am besten behilflich sein?

ZeitGeist: Die Verwurzelung der Gemeinde in der Kultur

Nachdem es schon ewig lange draussen ist, fallen mir bei der Nachlese einige Dinge an „Zeitgeist“ wahnsinnig positiv auf. Zum einen das Blog, das die Möglichkeit eröffnet interaktiv seine Meinung zu dem Buch zu bekunden (das sollte sich viele Autoren zum Beispiel nehmen und den Mut haben transparent und zugänglich zu sein), zum anderen die teilweise ganz hervorragenden Artikel.

In vier Seiten schafft es Tobias Faix uns Christen eins zu verplätten und deutlich zu sagen: Unsere Gemeinden in Deutschland haben, nach oft kreativen Anfängen, die deutliche Tendenz sich in der „Bürgerlichen Mitte“ anzusiedeln. Dies scheint dann auch die Gottgegebene Lebensweise zu sein und ebenfalls auch die Gruppe derer zu definieren, denen man das Evangelium verkünden möchte – die „Zielgruppe“. Laut dem hervorragenden Sinus Report (hier gibt es eine Analyse unserer Gesellschaft als Grafik, sehr interessant!!!) macht diese „Bürgerliche Mitte“ gerade mal 15% der Bevölkerung Deutschlands aus. Ich zitiere einmal etwas länger aus „ZeitGeist“ (es hilft die Grafik angeschaut und die Beschreibung gelesen zu haben, bevor man das Zitat liest):

„Zum anderen, wo liegen denn die meisten Gemeinden? Dieser Gedanken deprimiert mich, da die meisten freikirchlichen Gemeinden aus der bürgerlichen Mitte stammen, die meisten Kirchen bestehen aus ‚Traditionsverwurzelten‘. Das ist grundsätzlich in Ordnung, die prägende Kultur, aus der Menschen kommen, wirkt sich auch auf Glauben, Gemeinde und Theologie aus, aber es gibt ja noch einige ‚Kartoffeln‚ mehr links, rechts, oben und unten! Was ist mit denen? Wer lebt in der Kultur der Hedonisten oder Konsum-Materialisten und baut mit deren Mitteln Gemeinde? Das sind die Herausforderungen der Gegenwart.“ (ZeitGeist, S. 40, Hervorhebungen meine)

Tobias weiß dabei von was er redet, denn empirische Forschung ist sein Spezialgebiet – er hat sogar ein Institut gegründet (empirica). Seine Aussagen decken sich mit dem, was Alan Hirsch schon vor einiger Zeit über die Gemeinden Australiens gesagt hat (mein Post vom 24.12.2006 und das Bild unten). Was passiert aber, wenn man etwas neues wagt? Auch hier findet Tobias klare Worte:

„Statt das Gemeinden froh sind dass sie sich gegenseitig ergänzen, vergeistlichen sie ihre Strukturen und kulturellen Werte und lehnen die anderen Gemeinden ab. Dies gilt übrigens für alle möglichen Seiten, was den einen zu engstirnig und spießig ist, ist den anderen zu abgedreht und unbiblisch. Dabei geht es meist nicht um eine echte theologische Auseinandersetzung, sondern um eine gesellschaftsrelevante Umsetzung von Folklore, das heißt, die kulturellen Aspekte wie Kleidung, Gebetsformen, traditionelle Gottesdienstabläufe, Liedgut, Sprache, Bibelübersetzung etc. spielen eine größere Rolle als die geistliche Haltung. Dies ist sehr bedenklich und zeugt von fehlender Selbstreflexion und geistlicher Arroganz.“ (ZeitGeist, S. 41, Hervorhebungen meine)

In vier Seiten wird also auf den Punkt gebracht, wie Kultur und Gemeinde jetzt schon verwoben sind – den Emerging Church Menschen wir allerorts vorgeworfen die Kultur und Gemeinde zu vermischen, dabei wird übersehen, dass sie bereits vermischt sind. Brian McLaren antwortet auf die Frage, „warum er denn das Evangelium so verwässert“ immer mit der Gegenfrage ob wir es nicht schon verwässert haben und es nur nicht mehr sehen können. Warum müssen sich gute und wichtige Initiativen immer zuerst gegen die harsche Kritik der Frommen wehren, die noch vor 10 Jahren harte, biblische Debatten darüber geführt haben, ob man ein Schlagzeug im Gottesdienst benutzen darf?Ich schliesse mit dem Abschluss des Artikels (und bedanke mich bei Tobias Faix und Thomas Weißenborn für ihre Initiative und das längst überfällige „ZeitGeist. Kultur und Evangelium in der Postmoderne“):

„Hier gilt es Vorurteile abzubauen und einander stehen zu lassen. Bevor man seine Geschwister verurteilt sollte man das Gespräch mit ihnen suchen und aufeinander zugehen. Unterschiedlichkeit war, wenn wir in die Bibel schauen, noch nie ein Kriterium, einander abzulehnen.“ (ZeitGeist, S. 41)

slide.001.png p.s. wenn Du das Buch noch nicht dein eigen nennst kannst Du es hier probelesen.

Alan Hirsch’s Chaos

In den letzten Wochen war ein Grund, warum ich wenig hier geschrieben habe, weil ich den Anhang von Alan Hirsch’s Buch „The Forgotten Ways“ übersetzt habe.

A crash course in chaos“ heißt er uns ist sehr lesenswert und weil eine größere Vernetzung einfach allen gut tut haben Daniel und ich uns entschlossen es auf „Emergentes Gedankengut“ zu stecken. Die 25 Seiten sind vollgepackt mit wichtigen Erkenntnissen und treffenden Schlussfolgerungen – wer sich durch den etwas technischen ersten Teil durchkämpft wird gegen Mitte/Ende hin belohnt.

Alan Hirsch hat in Absprache mit seinem Verlag der Veröffentlichung dieser nicht „offiziellen“ Ãœbersetzung seines Buchs zugestimmt – alle Recht verbleiben natürlich bei Verlag und Autor. Also – Chaosforscher und Kirchendenker – auf zum Crash Kurs…

Gefunden: don’t emerge before you get missional

Ein weiterer guter Denker, Alan Hirsch, bringt einen Herzenswunsch von mir auf sein Blog:

don’t emerge before you get missional (wenn Du nicht Missional von Herzen bist, dann vergiss es auf den „emerging church“ Zug aufspringen zu wollen – meine Umschreibung, völlig subjektiv)

Sein Post dazu ist sehr lesenswert:

„And it is this aspect of the ‘emerging church’ that does worry me–much of it (by no means all) seems to me to be a re-configuration of the inhereted forms of the church and its worship. And much of the literature seems to focus on the renewal of worship and spirituality as if this will resolve the problem. Even scarier is the attempt to re-energize outworn symbols and forms taken from many great movements in the past.“

Mag etwas mehr die Amerikaner treffen, aber auch wir sollten uns diese Worte zu Ohren kommen lassen. Neues Mönchtum, Katholizismen und so vieles mehr die große Frage ist: Was ist Missional und wie leben wir es heute? Welche Elemente gehören in unserer Kultur dazu? Ein Glück sind ja schon ein paar Leute daran, das zusammen wiederzuentdecken. Emerging missional church in Deutschland. Mein Traum. Träumt wer mit?