Brian McLaren in Deutschland: Der Dienstag

Kleiner Auszug aus meinem Tagebuch vom Dienstag den 27.12.07

Mit der Information, dass Brian McLaren um 9:15 Uhr ankommt und der zusätzlichen Information, dass Peter Aschoff durch einen defekten Zug erst spät ankommen wird, holte ich am Dienstag Brian McLaren vom Flughafen ab. Ich nehme mir vor „Mr. McLaren“ zu ihm zu sagen.
Brian war müde, aber einfach nett – ich begrüße ihn natürlich mit „Hi Brian“ und er lacht. Es ist immer wieder unglaublich mitzuerleben das Menschen, die so viel bewegen so nett, interessiert und offen sind. Wir haben zusammen auf die Ankunft von Jason Clark gewartet. Und geredet. Brian wollte so viel wissen – eine Frage, die mich bewegt hat war die Frage wie ich mich gefühlt habe, als ich herausfand, dass ich zu dem Volk gehöre, das den Holocaust verschuldet hat.

Schon ganz zu Anfang fällt mir auf, dass ich nicht in der Gegenwart eines berühmten Redners bin, sondern da ein Mensch sitzt. Wir reden über Gott und alles was damit zusammen hängt, über Politik und Amerika, Deutschland und die Welt. Brian erinnert mich irgendwann daran, dass wir ja Jason abholen müssen. Weiterlesen

Schrottys Zweifel

Ich schreibe diesen Post auf einen Post von Schrotty. Ich weiß nicht, ob es eine Antwort werden wird, eher ein Gedankenspiel.

Was für eine Beziehung haben Glaube und Zweifel? Schaut man in den Jakobusbrief so ist man ernüchtert, sieht man Jesus in Getsemaneh an, ermutigt. Zweifel. Ich würde gern über den Zweifel als Frage und nicht als Zerstörer nachdenken. Descartes hat den Zweifel zur höchsten Beurteilungsform erhoben, ich würde ihn gern als Wegbegleiter der Echtheit sehen. Totalitäre Antworten ersticken sowohl die Fragen als auch den Prozess des Findens und immer wieder Findens. Johannes 15, 7 gibt uns immerhin den Hinweis darauf, dass Nachfolge ein Prozess ist. (Warum sollte Jesus sonst davon sprechen, dass seine Jünger „werden“ sollen?) Für mich sind ehrliche, zweifelnde Fragen schon immer wertvoll gewesen. Meine erste Predigt (eine Dialogpredigt mit Edith Höll im zarten Alter von 16 Jahren) ging um Thomas, den Zweifler – ich denke nicht, dass Jesus seinen Zweifel gerügt hat – eher sein Wunsch nach absoluter Sicherheit. Diese gibt es nicht im Glauben und genau darum denke ich der fragende Zweifel ist so enorm wichtig. Demütig muss er sein, der Zweifelt, nicht seinen Hochmut hinter dem Zweifel verstecken (ich weiß es ohnehin besser), ehrlich mit sich selbst und dem anderen, weder Zweifeln um des Zweifelns willen, noch das Feste des anderen mutwillig zerzweifeln suchend. Andere mögen sich dessen sicher sein, was man selbst bezweifelt.

Fragen und Suchen sind Dinge, die Jesus positiv gewertet hat, weder Nikodemus findet eine verschlossene Tür, noch heißt es, dass der Suchende nicht eingelassen wird. Wenn man Petrus anschaut, so kann man einen Zweifler (Jesus hat überdeutlich gemacht, dass sie zu allen Völkern gehen sollen und er weigert sich mit den Heidenchristen zu essen.) sehen, den Gott gebraucht.

Letztlich frage ich und hinterfrage ich und zweifle selbst an der Botschaft, die Gott uns gegeben hat und das bringt mich immer wieder dahin zu glauben. Oft bringt mich eine gute Frage näher an Gott heran als eine zu klare Antwort. Mein Weg ist die Ehrlichkeit und das Reden – mit Wenigen, mit Vielen unpassend oder passend. Offenheit auch im Zweifel und der Schwachheit bringt uns zusammen und den anderen vielleicht zu der Aussage: „Du auch, ich dachte schon ich wäre allein mit meinem Zweifel“.

Soweit mal meine Gedanken – etwas spät, aber doch noch. Liebe Grüße

Brian McLaren, Jason Clark und Emergent Deutschland

Noch etwas müde sitze ich wieder zuhause und versuche ein wenig die letzten Tage zu reflektieren. Am Dienstag den 27.11. kamen Brian McLaren und Jason Clark am Flughafen in Frankfurt an und ich durfte zusammen mit Peter Aschoff ihr Begleiter und Fahrer bis Sonntag sein. So kam ich in den Genuss drei wunderbare, humorvolle, spontane, witzige Menschen zu erleben, die enorm viel zu sagen haben. Es wird einige Posts brauchen, bis ich meinen Eindruck erklärt habe.

Die Eckdaten sind erst einmal:

Mittwoch: Studientag 1 in Marburg mit ca. 300 Teilnehmern. Wunderbarer Tag, alle noch frisch und ausgeruht, viele Gespräche und Kontakte, z.B. zu Gofi Müller oder einem der Dozenten am CVJM Kolleg in Kassel. Und natürlich in allem Brian und Jason. Hammerleute.
Donnerstag: Studientag 2 in Hamburg. Nach langer Fahrt und kurzer Nacht überraschend in der St. Petri Kirche in Hamburg, direkt an der Mönckebergstrasse. Das Gemeindehaus war zu klein. Tiefebene, den ich dort getroffen habe (und auch mal offline getroffen Pastor Sändy) bloggt zwölferlei über diesen Tag. Brian, Jason und Peter fahren von Hamburg mit dem Zug zurück, weil es schneller geht. Tobias Künkler ist aber mein Beifahrer und wir haben jede Menge Spass und endlich mal Zeit zum Reden. Tolle Sache. (ein kleiner Bericht von der emergent Seite)
Freitag:
Tagsüber mit Brian, Jason, Peter, Tobias und seiner Freundin Mareike in das Doku-Zentrum im ehemaligen Reichstagsgebäude gewesen. Krasse Ausstellung. Die NS Zeit ist etwas, das man ein ganzes Leben lang verstehen lernt. Und mit der Sicht eines Engländers und Amerikaners noch einmal tiefer. Abends erzählt uns Brian etwas über sein neues Buch „Everything must change“. Geschichten. Spannend.

Ich stoppe mal hier – es soll ja nur ein Appetitanreger sein. Es ist viel wichtiges passiert. Die Vorträge und Materialien wird es auf emergent-deutschland geben. Ein paar Bilder schon hier.

Ãœber „nachvollziehbar“

Simon postet mutig (ich denke, er hat vorher gefragt, ob er dieses Gespräch posten darf…) ein Zwiegespräch zweier Leute auf dem Symposium in Greifswald. Darin unterhalten sich zwei über ein Café das die Gemeinschaft des einen betreibt. (Lest es einfach es lohnt sich!)

Ganzheitlichkeit und Gottes Botschaft ausleben ist immer noch ein radikaler Schritt. Ich bin glücklich aber auch hier nicht viel sagen zu müssen (bald wacht meine Tochter auf und der Umzug rückt immer näher), denn Hufi macht sich sehr gute Gedanken. Ich darf ein wenig zitieren, Hufi?

„Neben der Frage, ob etwas nachvollziehbar ist, über die ich gestern schrieb, gibt es noch einen weiteren wichtigen Grund, warum es traditionell-evangelikal denkenden Menschen schwer fällt, “emergentes” Handeln und Denken zu verstehen: Die aufgehobene Trennung zwischen säkular-weltlichen und sakral-göttlichen Dingen.
Eddie Gibbs & Ryan K. Bolger schreiben darüber in Emerging Churches ein ganzes Kapitel (Kapitel 4: “Transforming Secular Space”):

Bei “Sakralisation” [dem Prozess alles im Leben sakral/geistlich/heilig zu machen] geht es in Emerging Churches um eine Sache: Die Zerstörung der sakral/säkular-Aufteilung der Moderne. Die Moderne war geprägt von der Geburt der Idee des säkularen Raums, das ist die Idee eines Bereichs ohne Gott. Vor dieser Zeit waren in jeder Kultur alle Bereiche des Lebens geistlich; es war unmöglich einige Handlungen als “religiös” und andere als nicht zu bezeichnen. […]
Der Postmoderne (oder Nicht-Moderne) geht es um die Heiligkeit des ganzen Lebens. Für Emerging Churches bedeutet das, das ganze Leben an Gott in Anbetung zu übergeben und das Handeln Gottes in ehemals ungeistlichen Dingen oder Aktivitäten zu erkennen.

[Gibbs/Bolger, Emerging Churches, 66 – eigene Ãœbersetzung]

Wenn ich von dieser sakral/säkular-Aufteilung ausgehe, kann ich natürlich den Sinn eines Cafés ohne klar evangelistisches Ziel nicht so gut erkennen. Auf diese Trennung bzw. auf die Nicht-Trennung weisen auch Onkel Toby und Depone in ihren Kommentaren hin.“ (Quelle: Ein Augenblick.de)

Ich muss bekennen, dass ich das immer noch nicht wirklich verinnerlicht habe, sondern zunächst noch immer eine gedankliche Schranke überwinden muss, denn Prägungen verschwinden nicht leicht. Ich kenne Gespräche dieser Art und das „Nicht verstehen können, warum man etwas so und nicht anders macht“. Neulich hat mir jemand gesagt: „Nachdem ich den Blog Tiefebene“ gelesen habe, habe ich endlich verstanden, was du sagst. Gut, dass es so viele Leute gibt, die sich über ähnliche Sachen Gedanken machen und dann auch noch darüber schreiben.

Helden, Greifswald und die Kinder

Ich habe am Wochenende gleich zwei Veranstaltungen verpasst, weil ich das Kinderprogramm auf dem CVJM Mitarbeiterwochenende gestaltet habe. Am Freitag waren „Wir sind Helden“ in Karlsruhe und haben ein recht kurzes (ca. 2 Stunden) Konzert gegeben, dass unglaublicherweise nicht ausverkauft war (Meine These ist: Die Helden sind zu schlau für Deutschland!) und ich muss sagen, als dann eine MMS mit einem Konzerteindruck auf meinem Handy ankam war es schon schwer für mich nicht dort zu sein.
Nachdem ich neulich was zu Virtualität und Realität geschrieben habe, freue mich mich „virtuell“ Greifswald (man traf sich dort zum „Symposium Kirche und Postmoderne“) nachvollziehen zu können. Hufi hat eine gute Ãœbersicht über alle bisher geposteten Beiträge zusammen gestellt. Hochinteressante Vorträge wie z.B. Darrel Gruder „Die biblische Prägung missionarischer Gemeinden: Missionarische Ekklesiologie und Hermeneutik“ (Dosi – mein Mitschreibeheld…) werden im Netz zusammen gefasst. Ãœbervoll war es, aber vermutlich ein Meilenstein in der deutschen Theologie – so mein Eindruck von allen Posts, die ich bis jetzt gelesen habe.

Kinder erleben die Welt so anders, so einfach und im Moment – ich habe am Wochenende viele glückliche Kinderaugen gesehen und das hat mich für verpasste theologische Gedanken und tiefsinnige Heldenlieder entschädigt.

Gemeinschaften und Krisen

Jeder bestätigt einem die Höhen und Tiefen des Lebens. Es gibt sie und auch als Gemeinschaft ist man nicht vor ihnen gefeit, im Gegenteil: Gemeinschaften durchleben viele Krisen. Manchmal scheint die Krise Dauerzustand zu sein, manchmal bemerkt man die Krise erst wenn es zu spät ist. Interessant sind die Charaktere, die sich anhand einer Krise offenbaren.

Es gibt die „Nichts-wie-weg-wir-verlassen-das-sinkende-Schiff“ Fraktion, denen die „wir-gehen-mit-dem-sinkenden-Schiff-unter“ genau entgegen gesetzt sind. Es gibt die „Wer-ist-denn-schuld-an-der-Krise?“ Sucher und die „ich-weine-wegen-der-Krise-nur-noch“ und viele mehr. Ich habe jetzt in den unterschiedlichen Gemeinschaften in denen ich mich so bewege schon verschiedene Krisenzeiten mitgemacht und ein gespaltenes Verhältnis zu ihnen. Aus dem Rückblick alles gut? Denkste! Trennungen, Spaltungen, viele Fragen. Heilung, Versöhnung, „wir-stehen-gemeinsam-wieder-auf“ oder „mit-Gottes-Hilfe-schaffen-wir-das“ ist eher selten, wenn auch durch diejenigen, die tiefes Vertrauen haben immer wieder sanft in die aufgewühlten Wogen der Krisengeschüttelten Gemeinschaft gesprochen. Letztere helfen mir immer am meisten, obwohl ich mich eher zu den ersteren zählen muss…
Ich schreibe das, weil ich denke, dass in Krisenzeiten Vertrauen an Gott und aneinander wichtiger ist denn je. Ich weiß nicht, ob ich das immer habe oder hatte, wenn es darauf ankam oder kommt. Aber ich wünsche es mir wieder mehr. Vertrauen kommt mir manchmal vor wie ein Schmetterling. Zart, Zerbrechlich, durch den kleinsten Wind aus der Bahn geworfen und doch wäre die Welt ohne Schmetterlinge kein schöner Ort. Die Schönheit des Vertrauens kann dem häßlichen Gesicht der Krise die Stirn bieten. Ich will vertrauen, dass unsere Gemeinschaften immer wieder aus Tiefen zu Höhen kommen. Und das das einem guten Plan entspricht und uns selbst demütig hält. Machst Du mit? Brauchst Du auch manchmal Vertrauen? Dann bedeutet Dir vielleicht das letzte Gedicht von David viel…

Schmetterlinge

Ihre feinen, zarten Flügel
flattern freudig durch die Lüfte.
Majestätisch über Hügel
jagen Lichter, Farben, Düfte.

Schmetterlinge werden sterben!
Warnen Tierschutzfachverbände.
Prophezeien Leid auf Erden,
wenn das schöne Tier verschwände.

(zu ende Lesen musst Du schon auf seinem Blog...am Besten den Feed abonnieren…)

Mehr…Schwein, Kultur und so

Nur weil es so witzig ist.

Da hat doch jemand einen Kommentar zu dem Merschweinchenbild geschrieben und mich darin beschimpft. Micha verteidigt mich heldenhaft. Aber die Geschichte verdeutlicht sehr schön das andere Kulturen anders ticken. In Peru isst man Meerschweinchen. (Bilder gibt es hier, hier und hier) Und man züchtet sie zum Essen.

Wie ihr gesehen habt sehen sie zubereitet nicht mehr so süß aus. Trotzdem essen sogar kleine Kinder (wirklich, du gucken!) die süßen Schweine. Was in der einen Kultur normal ist, wird in der anderen geächtet.

Ein schönes Beispiel für kulturell angepasste Bibelübersetzung gibt es von einem Amazons-Indianer-Stamm – die essen jeden Tag, tagein, tagaus Fisch aus dem Fluß. Eines Tages kommt so ein nettes Wycliff Bibelübersetzer Team vorbei und alphabetisiert den Stamm und erarbeitet eine Ãœbersetzung des Neuen Testamentes mit dem Ätesten dieses Stamms, sie kommen an den Text Mt. 7, 10 „Oder, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete?“ Der gute Vater gibt Fisch statt Schlange. Die Ãœbersetzer versuchen es wörtlich. Die Stammesältesten schauen deprimiert drein. „Ja ist Gott denn nicht ein guter Gott?“, fragen sie. „Natürlich ist er das“, erklären die Ãœbersetzer. „Ja, aber warum enthält Gott seinen Kindern die gute Schlange und gibt den stinkenden Alltagsfisch?“ – etwas ratlos erfahren die Wycliff Jungs, dass Schlange eine Delikatesse in diesem Stamm ist, während Fisch so das Essen ist, dass schon keiner mehr sehen kann. Gut ist man zu seinen Kindern und Gästen, wenn man ihnen Schlange gibt. Um also der Bergpredigt gerecht zu werden muss man für diese Kultur diesen Text folgendermassen übersetzen: „Wo ist der Vater, … oder wenn er ihn bittet um eine Schlange, einen Fisch bietet.“

Genau das Gegenteil, weil die Kultur sonst nicht versteht wie Gott ist. Darum macht Inkarnation Sinn, Kontextualisierung oder was auch immer. Auf jeden Fall mussten die Wycliff Jungs bei den Leuten leben, um zu verstehen wie man Gott ausdrückt. Und so ist das mit Meerschweinchen und anderen Sachen eben auch.

Kulturen sind wirklich spannend und interessant ich empfinde es als sehr wichtig immer mal wieder über meinen eigenen Tellerrand hinaus zu schauen, um zu verstehen wie ich eigentlich geprägt bin. Und wie ich Gott in meiner Kultur ausdrücken kann. Ich finde es schön dabei nicht allein zu sein. 🙂

Martin Buber über sich als Lehrer

Ein sehr nachdenkenswertes Zitat:

„Ich habe keine Lehre. Ich zeige nur etwas. Ich zeige Wirklichkeit, ich zeige etwas an der Wirklichkeit, was nicht oder zu wenig gesehen worden ist. Ich nehme ihn, der mir zuhört, an der Hand und führe ihn zum Fenster. Ich stoße das Fenster auf und zeige hinaus. Ich habe keine Lehre, aber ich führe ein Gespräch.“

Martin Buber (1878-1965), jüd. Religionsforscher u. -philosoph

Emergent Deutschland

Emergent LogoGestern ist die Seite von Emergent Deutschland online gegangen. Einige Leute haben sich seit Februar diesen Jahres überlegt dem Dialog über emergente Entwicklungen in Deutschland eine Basis zu geben. Was mich besonders fasziniert dabei ist der einladende Charakter der Geschichte – sehr fein geht aus der Webseite hervor, dass mit „wir“ nicht ein exklusiver, elitärer Kreis gemeint ist, sondern Leute, die angefangen haben den Dialog miteinander und mit anderen zu suchen und die sich wünschen, dass viele Leute diesen Dialog aufnehmen und sich vernetzen.

Es gibt sogar schon eine erste Veranstaltungsreihe mit einem der Gründer von Emergent US, Brian McLaren Ende November und dem Leiter von Emergent UK, Jason Clarke. Ein Studientag in Marburg, ein Studientag in Hamburg und das Emergent Forum in Erlangen sollte es einigen Leuten in Deutschland möglich machen Teil der Sache zu werden. Ich bin auf die Entwicklung gespannt – sehen wir uns an einer der Tage?
Emergent Forum Banner

We are fools to make war to our brothers in arms

Irgendwann habe ich mal das Lied „Brothers in Arms“ (Hörprobe von Amazon – Real Player benötigt) von den Dire Straits gekauft. Da saß es in meiner iTunes Bibliothek und war kaum gespielt, bis der iPod Shuffle es ausgesucht hat und jetzt klingt es aus den Lautsprechern.

Ich habe in den letzten Monaten und Jahren mehr Kämpfe zwischen Mitarbeitern, Freunden, Teilen einer Gemeinschaft erlebt als mir lieb war. Das Lied spricht sehr intensiv zu mir heute morgen und klingt wie ein Echo von Johannes 17 und Epheser 4. Wir geben so oft wegen Nichtigkeiten unsere kostbare Einheit auf. Wir haben immer noch so wenig verstanden von der Unterschiedlichkeit, die Reichtum bedeutet und nicht Bedrohung. Der andere hat etwas, kann etwas, das ich weder habe noch kann, vielleicht noch nicht einmal verstehe und anstatt mich zu freuen fühle ich mich bedroht, weniger als vorher oder gar wertlos. Anstatt mich zu freuen Teil dieses Reichtums zu sein, sehe ich nur auf meine Unzulänglichkeit. Konflikte, Diskussionen, Kämpfe werden erbittert geführt – sind „Vergebung“, „Annahme“ und „Liebe“ zu hohlen Phrasen geworden?

In dem Lied geht es um Krieg, um die Leute die seine Höllen gemeinsam durchstehen, die sich nicht verlassen.

Through these fields of destruction
Baptisms of fire
Ive watched all your suffering
As the battles raged higher
And though they did hurt me so bad
In the fear and alarm
You did not desert me
My brothers in arms
In Leiden Menschen zu haben, Familie, die zusammen stehen ist mit das Größte das Menschen erfahren können. Interessanterweise ist es häufig die erweiterte Familie, die da zusammensteht, denn die leibliche. Leben hat unglücklicherweise viel mit Leiden zu tun auf diesem Planeten.

Theres so many different worlds
So many differents suns
And we have just one world
But we live in different ones

Trotzdem bringt es dieser Teil auf den Punkt. Wir haben nur eine Welt, leben aber in verschiedenen Lebenswelten. Getrennt und doch gemeinsam. Individuell und doch gemeinsam. Geteiltes Leiden bringt uns zusammen, ist vielleicht dazu da. Das Lied endet:

Let me bid you farewell
Every man has to die
But its written in the starlight
And every line on your palm
Were fools to make war
On our brothers in arms

Mir wird immer bewusster wie kurz die Zeit ist, die wir haben – in unserem Urlaub haben wir Uroma besucht. Uroma ist paarundachtzig und sitzt im Rollstuhl, sie hat gute Jahre hinter sich und kann manche Schote erzählen. Uropa hat im Krieg einen Arm verloren und weiß etwas von Kameradschaft und Leiden. Wir kennen solche Leiden nicht mehr, uns bleiben die Bilder und Lieder wie „Brothers in Arms“. In unseren Gemeinschaften, Familien, Freundeskreisen gibt es immer wieder Un-Ruhe, Un-Einigkeit und Un-Frieden. Wir reden viel davon das Evangelium auszuleben, fair gehandelte Produkte zu kaufen, soziale Gerechtigkeit zu schaffen und das ist auch alles richtig, wie aber ist es um unseren nächsten Nächsten bestellt? „We are fools to make war on our brothers in arms“

Persönlichkeiten, Vertrauen und Emergenz in der Wohnung

Gestern haben wir den Persönlichkeitstest, den ich verlinkt habe in der Kleingruppe gemacht. Es waren recht viele Leute und darum etwas unruhig. Mein Hauptgedanke war diesmal von einer anderen Richtung als „Gaben“ zu kommen und darüber zu reden, das wir als unterschiedliche Persönlichkeiten zusammengestellt sind.

Ich musste feststellen und interpretiere es schlicht so, dass wir als Leute, die da gestern zusammen waren (wir waren so 16 Leute) uns schon einigermassen kennen und einschätzen können. (Toll war dabei auch, dass ein paar sich was zu essen gemacht haben, Emilia und Mirja ganz natürlich dabei waren und sich das alles wieder sehr nach Leben angefühlt hat…) Ob das positiv oder negativ ist („alle Not kommt vom Vergleichen„) vermag ich nicht letztlich zu klären, aber ich glaube, dass das Thema „Einheit in Unterschiedlichkeit“ eines ist, dass wir schon lange und gründlich behandelt haben.

Wir brauchen das vermutlich längere Zeit nicht mehr, es sei denn unter der Ãœberschrift „Konflikte in der Gemeinschaft“ die Entstehen schnell, wenn man die Wertschätzung für die Unterschiedlichkeit des anderen verliert. Manchmal kann ich mich nicht so recht entscheiden, ob wir in der Wohnung einen gemeinsamen Traum leben oder ob wir noch längst nicht da angekommen sind, wo wir hinwollten, beides hoffentlich.

Zurück ist die Vision etwas zu ändern, zu vergrößern, nein zu verbreitern, denke ich. Vieles entsteht im Moment – Emergenz (langer, komplexer, aber guter Artikel in der Standford Encyclopedia of philosophy) ist dabei ein Wort, dass vieles von den Prozessen beschreibt, die gerade am laufen sind. Und so ist nicht vorhersagbar, was genau geschehen wird, aber zusammen sind wir mehr als die Summe unserer Einzelteile.

Ich hoffe wir lernen die Lektion, dass nicht immer alle beteiligt sein müssen und können, dass die Gaben und Fähigkeiten der einzelnen Persönlichkeiten nicht immer alle gefordert sind, sondern öfter auch nur die von einigen wenigen. Trotzdem haben wir durch die Gemeinschaft Anteil an dem was den anderen an Gaben anvertraut ist. Ich bin sehr stolz und glücklich über das was andere können und ich nicht. Und was andere tun, wenn ich nicht dabei bin. Interessant, oder, dass das Wort „Vertrauen“ immer öfter auftaucht? Haben wir Vertrauen zueinander? Vertraust Du der Gemeinschaft von der Du ein Teil bist, auch wenn die anderen so erschreckend anders sind und Dinge anders sehen? Eine praktische Auswirkung davon ist loslassen, aufhören kontrollieren zu wollen und vertrauen. Wann hast Du das das letzte Mal getan?

Abendmahl

Was ist, wenn Leute zusammen sitzen und reden. Darüber ob Jesus real ist oder nur erträumt. Was ist, wenn Jesus irgendwie da ist, irgendwie nah und irgendwie real.

Und dann legt man ein Brot in die Mitte. Und liest einen Text, vielleicht Matthäus 25. Das Gespräch wird ernster, man wird getrennt bei diesem Jesus. Was ich tue hat Auswirkungen? Dann doch der Ausweg aus der Sackgasse. Welche Rolle spielt eigentlich der Glaube? Muss ich glauben und was ist Glaube wert? Fragen, nicht beantwortet aber ausgesprochen. Liebe handelt selbstlos? Ehrlich? Plötzlich: Ganz viel Wirklichkeit, ganz viel Wahrheit, ganz viel Ehrlichkeit

Dann öffnet der Korkenzieher eine Flasche Wein und wir giessen ein, voll, überlaufend, überfliessend. Wir sprechen uns zu, dass Jesus wirklich da ist. Dass er wirklich für uns gekommen ist, wirklich für unsere Beziehung zu Gott starb. Die Worte werden Realität, mehr fliesst als nur Wein (und auch der Traubensaft) – wir beten. Kostbarer Abend. Kostbare Wirklichkeit. Jesus ist.

Das Bild ist danach entstanden. Abendmahl danach

The return of the vision knights

Wir haben wieder eine Vision

eine Hoffnung

einen Traum.

Vor uns liegt eine spannende Zeit

mit unerfüllten Wünschen

glühenden Gebeten

unmöglichen Forderungen

In uns wohnt wieder ein spannendes Gefühl

zwischen jetzt und noch nicht

mit feurigen Debatten

Das-geht-so-nicht Herausforderungen

Uns bewegt von neuem eine spannende Vision

unsichtbares zu sehen

mit leuchtenden Augen

Gottes Welt zu entdecken

Wir haben wieder eine Vision

eine Hoffnung

einen Traum.

Was es ist? Hebräerbrief 10, 36

Was macht der Björn, wenn er nicht bloggt?

Das haben mich schon Leute gefragt. Hier eine Übersicht über die letzten 10 Tage, in denen ich nicht gebloggt habe:

  • 2. Juli: Abends bei Ketchup, unserem Montag in der Wohnung – tolles Thema – Sex und was Gott darüber denkt. Mit meiner ersten Keynote mit integrierten Live-Webseiten und ohne platte Antworten zum Thema (so hoffe ich)
  • 3. Juli: Dienstbesprechnung, Mittagspause mit Mirja, Bürodienst, Kleingruppe mit stummem Dialog zu Mk 3, 1-7. Intensive Diskussion über Gerechtigkeit mit Juliane, Matze und Anne. Anschliessend intensives Gespräch in der Wohnung bis 0:15 Uhr.
  • 04. Juli Vorbereitungen für das Wochenende (siehe 07. Juli), Einkaufen, nachmittags Treffen mit Nora wegen Familiengottesdienst am 22.Juli, Kaputtlachen, Blaulicht und Stoppschild bestellen. Kochen für das Mitarbeiterteam, Mitarbeiterteam am Abend bis ca. 23:00 Uhr bei uns.
  • 05. Juli 8:30 Supervisionstreffen bei Hildegard (genial und lange), Mittagspause zuhause (Emilia juhee!), Vorbereitungen für den Abend, Orgakram, Abends: Kinder und Jugendbereichskommunikationstreffen, anstrengender Abend mit guten Ergebnissen, anschliessend Gespräche in der Wohnung
  • 06. Juli – letzte Vorbereitungen für den 07. Juli, Einkaufen, reden, im Collab arbeiten, Abends: Geniales TenSing Konzert, geniales, lustiges TenSing Konzert.
  • 07. Juli: 5:00 Uhr aufstehen, Duschen, Essen, um 6:47 Uhr losfahren mit dem Zug nach Giessen, bei Coffeebay in Giessen auf Markus warten, die letzten Karten für den Traugottesdienst von Jan und Anja schreiben. Nach Osnabrück fahren, Hotel einchecken, Hagelschauer (!!!) abwarten, Bräutigam hat den Brautstrauß vergessen, 20 Minuten später mit der Trauung beginnen, 20 Sekunden vor dem Beginn der Trauzeremonie vom Bräutigam zugeflüstert bekommen: „Wo sind die Ringe?“, nicht zusammenbrechen, Trauung nach eilends aus dem Auto geholten Ringen fortsetzen, Hochzeitsfeier geniessen.
  • 08. Juli, Frühstück und Rückfahrt von Osnabrück. Zeit mit der Familie (Juhee Emilia, Zeit zum Reden, Mirja!)
  • 09. Juli Morgens Mails bearbeiten, Vorbereiten für Sachen, die anliegen, zum Arzt gehen wegen dem Knie, nachmittags bei Ikea ein Kinderbett kaufen, Schrank und Schlafzimmer umräumen, Bett aufbauen , versuchen die Bezüge trocken zu bekommen.
  • 10. Juli Betriebsausflug nach Speyer, krasse Gespräche mit den anderen Hauptamtlichen und der Praktikantin, gute Beschlüsse – netter Dom, tolle Ausstellung über Attila den Hunnen (Identifikationsfigur für mich?), kurzer Besuch zu Hause (Juhee, Emilia, Zeit rum Reden mit Mirja), Abends sehr gute Kleingruppe über Bildnismachen und Gott und unsere Beziehung zu ihm und untereinander. Geile Zeit. (siehe: Wir sind Helden und Max Frisch und Max Frisch, die Liebe und das Bildnis und 2. Mose 20, 1-4)
  • Mittwoch 11. Juli – Arztbesuch, Mirja zu Annette fahren, Auto parken, in die Wohnung gehen diesen Post schreiben.

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Wir sind Helden – der Geek und die Bibel

Eigentlich nur kurz und nichts wirklich besonderes, aber auf der „Soundso“ befindet sich ein weiteres interessantes Lied: The Geek (shall inherit)

Was ist ein Geek? Auf der Kommentarspur sagt Judith, dass man mindestens fünf deutsche Worte machen muss, um „Geek“ zu beschreiben. Und tatsächlich sogar Wikipedia fällt das nicht leicht: eine brauchbare Definition:

„Eine Bezeichnung für eine Person, die sich bevorzugt und in gewisser Weise obsessiv mit Themen, Ansichten oder Kleidung auseinandersetzt, die abseits des Mainstreams liegen. Häufig findet die Bezeichnung Anwendung für eine hohe Intensität und Beständigkeit im jeweiligen Gegenstand oder der Tätigkeit des Interesses (vgl. Gothic, Cyberpunk usw.).“

Die Frau Holofernes singt:

„Bist du zu schlau, um nicht unangenehm aufzufallen
und nicht schön genug, um damit durchzukommen?
Weißt du genau, wie es ist, immer raus zu fallen
nur nicht weit genug, um woanders anzukommen?“

Und macht im Refrain den Geeks Mut – sie war laut ihrem Kommentar selbst ein „Geek“:

Die Verletzten sollen die Ärzte sein
Die Letzten sollen die Ersten sein
Sieh es ein: The Meek shall inherit the earth
Die Verletzten sollen die Ärzte sein
Die Letzten sollen die Ersten sein
Die Ersten sehen als Letzte ein:
The Geek shall inherit the earth
“ (Copyright )
Dabei fallen die zwei direkten Bibelzitate auf „Die letzten sollen die Ersten sein“ und „The meek shall inherit the earth“ (die Sanftmütigen werden die Erde besitzen). Es sind nicht die Ersten, die die Lösung parat haben (wenn man das doch in der Schule schon verstehen würde). Mir ist nur aufgefallen, dass die Bibel immer noch Teil unserer Kultur ist und ihre Wahrheit noch für etwas steht. Immerhin sind wir ja auch Geeks. Abseits des Mainstreams. Mir fällt auf, dass ich gern mal mit der Band reden würde was die sich so bei den Texten denken. ich meine „Die Verletzen sollen die Ärzte sein“ das ist doch mal eine Hammerauslegung! Und Jesus hat auch von den Verletzen höher geredet als von den Gesunden. Irgendetwas denken die sich…

(Mein vorheriger Post zur Soundso)