Ich stimme mit Jason Clark überein, dass eines der größten Probleme mit denen wir kämpfen unsere Konsumkultur ist. Jason hat mir dieses Buch (Consuming Religion) empfohlen und heute halte ich es (nach 5 Wochen Laufzeit) in den Händen. Ich bin gespannt…
Theologie
Peter Aschoff schreibt über „Sünde, Kreuz und Bekehrung im Horizont der Postmoderne“
Gehalten hat er diesen Vortrag auf der Tagung des AfeM (Arbeitskreis für evangelikale Missiologie). Mit Vergnügen habe ich festgestellt, dass Prof. Dr. Klaus W. Müller 1. Vorsitzender dieses Arbeitskreises ist – an der FTA mit Sicherheit einer der wenigen Dozenten, die mich nachhaltig menschlich und missionarisch geprägt haben durch seine Offenheit und seine wachen Fragen (er hat dort nicht immer einen leichten Stand…). Peter demonstriert in diesen 15 Seiten für mich einmal mehr, warum er ein Doktor der Theologie ist: Messerscharf, fundiert und klar positioniert er nicht nur sich, sondern liefert mit der Anwendung der Spiral Dynamics Theorie (Don Beck, Christopher Cowan) auch einen integrativen Neuansatz für das Verstehen von Sünde, Kreuz und Bekehrung. Dabei zitiert er von Berger über Bonhoeffer bis hin zu Nick Hornby oder Jonny Haeusler (besser bekannt als „Spreeblick„) und N.T. Wright, LeRon Shults, Rollins und noch einige andere…
Der Artikel ist sehr lesenswert, wobei ich darauf hinweisen möchte, dass er etwas Konzentration (Am besten Ausdrucken, Schreibtisch, Stift, Notizblock und die Frage im Vorfeld für sich selbst geklärt: „Wie verstehe ich selbst Sünde, Kreuz und Bekehrung“?), Zeit (realistisch? Ich würde sagen ca. 45-60 Minuten, je nachdem wie man in der Materie drinsteckt oder auch nicht) und Offenheit (immer getreu nach dem Motto von Snoopy, der den perfekten Titel für ein theologisches Buch gefunden hat: „Ist Dir je der Gedanke gekommen Du könntest Dich irren?“) braucht. Hier nochmals der Link zum Runterladen. Ein wenig heretische Orthodoxie (ein Begriff von Pete Rollins aus dem Buch „How (not) to speak of god„) kann auch nicht schaden. Immerhin wurde der AfeM vorher davor gewarnt Peter einzuladen…
Glauben und Handeln und warum die Emerging Church 2008 noch nicht am Ende ist…
Nachdem ich einen Post von Sebastian Heck („Post-modern“ oder „most“-Modern) kommentiert habe, in dem ich mit der Frage nach der Orthopraxie also dem richtigen Handeln (Punkt 5.) zum Schluss gekommen bin, dachte ich mir: Gutes Thema um selbst etwas schreiben.
Vielerorts wird vieles gedacht und geschrieben – seit dem es Blogs gibt sogar noch mehr und schneller als zuvor, weil man nicht warten muss bis ein Buch zum Thema erscheint – irgendwer bloggt darüber (versucht es selbst: Bei Technorati einen Begriff eingeben und staunen…). Man diskutiert und fragt sich Sachen wie:
Was ist Theologie, was ist Emerging Church, ist Brian McLaren ein Ketzer oder ein Reformator, Leben wir in der Postmoderne oder ist die Emerging Church eigentlich nur die Vorstufe des Abfalls vom Glauben? Antworten gibt es viele oder keine und wir bleiben im Gespräch.
Natürlich mengt sich in diese Fragen nach dem richtigen Glauben (nach der Orthodoxie) immer wieder die Frage nach dem veränderten Handeln, ähnlich meinem Beispiel der Zisterzienser, wo Klosterarchitektur und -leben sich nach der Lehre der Zisterzienser richtete (Danke übrigens für den guten Kommentar von Dirk), aber da wir zumeist nur virtuell diskutieren bleibt es bei dem Diskutieren und geht selten in die Praxis. Es sei denn wir erzählen unsere Sicht der Praxis und lassen andere daran teilhaben. Ich stelle fest, dass mich diese Geschichten am meisten interessieren, weil in ihnen unser Denken, unser Ringen um Orthodoxie, Ausdruck findet. Ich finde sie aber nur selten und ich denke das dies auch am Medium, Internet und an unserer Bescheidenheit (‚Wen soll interessieren wie unser Gottesdienst aussieht?‘ oder ‚Wie sieht das aus, wenn ich jetzt über den Gottesdienst schreibe, den ich vorbereitet habe?‘).
Ich selbst habe meinen letzten praktischen Beitrag vielleicht hier geschrieben oder hier, je nachdem wie man das sehen mag. Dabei ist unser Handeln so wichtig geworden, vielleicht zu der einzig hörbaren Botschaft. Oft, wenn ich diese Diskussionen lese, muss ich mich zügeln nicht zu schreiben: Und wie sieht das praktisch aus? Was tust Du, wenn du zu diesem Ergebnis gekommen bist? Wenn du zu dem Ergebnis gekommen bist, dass xyz der bessere Weg wäre, warum tust du abc?
Versteht mich jetzt nicht falsch, denn ich möchte nicht Aufpasser spielen, sondern bin echt daran interessiert, wie Handeln und Glauben zusammen passt. Und beides muss zusammen passen. Ich bin auch daran interessiert (Stichwort Dialog) wie Andersglaubende handeln und wo die Unterschiede sind. Kester Brewin hat eine interessante Vorhersage gemacht (Die Ron Kupsch, verzeih bitte, überinterpretiert hat mit seinem Post „Kommt für die Emerging Church 2008 der Kollaps?“ – Hufi hat hier zu Recht darauf hingewiesen, dass das anders gemeint war – aber die Ãœberschrift war zu… spektakulär..denke ich…):
„2008 will be about … …the collapse of the emerging church as a popular project“ in den Kommentaren spricht er aber etwas anderes an:
„Not that I think that that means ‚game over‘ for all that people like Emergent stand for – far from it actually – but I think people may increasingly assimilate those ideas into their practice without taking the name. (I think for some time this has been foreseen in the collapse in usefulness of the term ‚emerging church‘, which is so tired as a phrase it has begun to mean nothing.)
I think people have become tired of a whole lot of talking, and want to see things actually happen… and when stuff actually happens, it tends to be quieter and create less internet hum than the talking about it. But it’s just a hunch.“ (Hervorhebungen von mir, Quelle: Kester Brewins Blog)
Ich übersetze den für mich bedeutsamen Satz: „Ich glaube dass die Leute müde geworden sind über diesen endlosen Gesprächen und jetzt die Umsetzung davon herbeisehen…und wenn dann die Sachen tatsächlich ins Rollen kommen, dann wird es zumeist ruhiger und es gibt weniger Internet-Berichterstattung, als wenn man nur darüber redet ‚zu handeln‘.“
Ich bin davon überzeugt, dass es eine Balance geben muss und versuche in meinem Leben diese Balance neu zu finden, neu zu verhandeln. Denn zu oft ist der Schein des Handelns wichtiger als das Handeln selbst, als wären wir ein Generation von Internet-Posern geworden, denen leider die Substanz fehlt. Aber ich habe Hoffnung für mich und auch für die Leute, die sich danach sehnen, dass etwas passiert: Begegnungen, Beichte, Berichte, Geschichte und Geschichten. Echte Kontakte und Lebens und Kulturveränderung indem wir mit dem zusammenarbeiten, der unser Handeln schon vorbereitet hat: „Denn was wir sind, ist Gottes Werk; er hat uns durch Jesus Christus dazu geschaffen, das zu tun, was gut und richtig ist. Gott hat alles, was wir tun sollen, vorbereitet; an uns ist es nun, das Vorbereitete auszuführen“ (Epherser 2, 10 nach der NGÃœ). Ich glaube das viele echte Kontakte und mutige Fragen uns gemeinsam weiter bringen.
Ich würde gern 2008 viele Berichte über Handeln schreiben und lesen. Und nicht Handeln, um zu schreiben oder lesen, um zu zerreden, sondern um zu lernen, beim Handeln und beim Lesen. Wie sieht es bei dir aus?
Vorbildlicher Dialog: „Was sind die Alternativen?“ und „Wie postmodern ist unsere Gesellschaft?“
Sehr gefreut, wenn auch noch nicht mit einem Post bedacht, habe ich mich über Mike Bischoffs Frage „Was sind die Alternativen?„. Hier greift er die teils berechtigte Kritik seitens einiger Blogs auf und eröffnet einen Dialog mit Sebastian Heck (Lebensquellen), Ron Kupsch (Theoblog) und Nunita.info (Verax Institut) (Nebenfrage: Kennt ihr Euch eigentlich? Ist schon interessant, dass keiner den anderen in dem jeweiligen Blogroll verlinkt).
Seine Frage „Was sind die Alternativen?“ empfinde ich als sehr berechtigt, zumal ich sehr viel in systematischer Theologie in Auseinandersetzung mit der reformierten Theologie gelernt habe und konstruktive Stimmen aus dieser Richtung, wie Mike auch, eher vermisse. (In meinem Feedreader habe ich Sebastian Heck schon lange und Ron Kupsch immerhin seit seiner ‚Zeitgeist‘-Rezension und FTA Plenum) Sebastian und Ron haben auch geantwortet und in meinen Augen ist ein vorbildlicher Dialog entstanden, der fair und gut recherchiert abläuft. Sebastian stellt in seinem Antwortpost die Frage: (verkürzt dargestellt, aber ich habe es auch so verstanden, Mike) Leben wir überhaupt in der Postmoderne? Stimmt das denn, was die Emerging Church Leute uns da erzählen?
Das habe ich mich auch schon gefragt – wunderbar ist, dass Mike hierzu schon einen Artikel verfasst hat und fundiert und balanciert antwortet (Wie postmodern ist unsere Gesellschaft?). Sein Hinweis, dass es einen Unterschied zwischen der Postmoderne als Architektonischer Bewegung sowie der philosophischen Postmoderne und der Philosophie der Straße (Bei Mike „Hütte des Lebens“) gibt ist genau die Richtung in der ich auch denke und letztere interessiert mich wesentlich mehr. „Die Welt ist im Wandel“ und unsere Gesellschaft mit ihr. Gerade die Trennung zwischen dem Elfenbeinturm der Theologie (und Philosophie) und dem Staub der Straßen ist etwas, das ich weder leiden noch leben kann. Darum gibt es auf diesem Blog zumeist auch keine hochtrabende Theologie, sondern Tagebucheinträge, sichtbare Gedanken, Fragen, aber wie ich hoffe eben viel praktisches. Dennoch ist mir der Wert von Reflexion und dem kritischen Hinterfragen über der offenen Bibel sehr bewusst. Gerade darum finde ich den stattfindenden Dialog so vorbildlich und freue mich auf die Fortsetzung und auf die praktischen Antworten, das Vergleichen der Praxis ohne die Theologie nur leere Worthülsen drischt. Ich glaube, dass wir voneinander lernen können. Und müssen. Das ist ein globales Ding, das den ganzen Leib Christi angeht. Weiter dran bleiben, weiter reden, weiter lernen. Gibt es noch mehr gute Dialoge da draußen? Ich freue mich, wenn ich wieder ein paar Links mehr setzen kann…
UPDATE am 05.01.08: Gerade hat Ron Kupsch eine balancierte Antwort zu Mikes Post geschrieben. Ich finde das Gespräch spannend und lehrreich, wenn auch auf einem Niveau, das dem Nicht-Philosophiestudenten, Nicht-Soziologen, Nicht-Theologen das Lesen erschwert…
Die Zisterzienser und die Frage nach der Praxis
Es gibt immer wieder Weihnachtsgeschenke, die nicht die Hüften dick machen, sondern eher den Kopf. Meine Schwiegermutter hat wieder einmal ein solches ausgesucht und mir geschenkt – den sehr fein aufgemachten Bildband „Die Zisterzienser: Geschichte und Architektur„. Anders als so viele andere Großformatige Bücher enthält dieser eine exzellente Einführung in die Geschichte des Erneuerungsordens, eine Einordnung in den geschichtlichen Kontext und weiterführend dahin wie sich die Architektur der Klöster verändert hat, um deren theologische Anliegen widerzuspiegeln. Bernhard von Clairvaux trieb dieses Anliegen voran:
„Es sollte ein Kloster gebaut werden, das den Mönchen einen Rahmen für ein ausgeprägtes Gemeinschaftsleben bot.“ (Die Zisterzienser, S. 39)
Ich finde es faszinierend, dass die praktische Frage wie man ein Kloster baut so eng verknüpft ist mit den geistlichen Erneuerungsprozessen, die die Zisterzienser gebracht haben. Waren die Benediktiner zu stark verweltlicht, so war die Antwort der Zisterzienser, ind er Rückbesinnung auf die ursprüngliche Benediktsregel, darauf:
„Wenn möglich, ist das Kloster so anzulegen, dass alles Notwendige … innerhalb des Klosters ausgeübt werden kann. So brauchen die Mönche nicht draußen umherzulaufen, was ja ihren Seelen keineswegs zuträglich ist.“ (Benediktsregel, 66.1 und 66.6-7 in „Die Zisterzienser“, S. 49)
Ich glaube wir leben in einer Zeit der theologischen Umbrüche und der Erneuerungsfragen – denn das Fragen, Nachfragen, Hinterfragen von althergebrachten Denkmustern wird an vielen Stellen öffentlich (z.B. im ZeitGeist-Blog). Spannend wird es für viele jedoch erst, wenn es darum geht, was diese Fragen und Diskussion für praktische Auswirkungen haben. Und da inspirieren mich die Zisterzienser: Wie müsste ein Gebäude aussehen, das die Veränderung widerspiegelt? Wie müsste eine Ordensregel aufgestellt sein, die Produkt dieser veränderten Theologie ist? Ich bin (hoffentlich) reflektierter Praktiker und darum sehr an den Auswirkungen interessiert, die der Prozess in dem ich selbst stehe und in dem ich mit anderen unterwegs bin, zeigen wird. Wie werden neue Gemeindeformen aussehen, wenn sich die Ekklesiologie erneuert, wie müssen sie praktisch aussehen, um die Veränderung widerzuspiegeln?
Wir leben in einer spannenden Zeit, genau wie die Zisterzienser in einer spannenden Zeit gelebt haben und ich bin gespannt, wie die Antwort auf unsere praktischen Fragen, jenseits der Elfenbeintürme der Theologie, aussehen wird.
Bibelwissenschaft
Da hat doch die deutsche Bibelgesellschaft in Stuttgart eine Online-Bibelstudienseite an den Start gebracht. Für den erlauchten Theologen gibt es eine Menge zu entdecken – die Biblica Hebraica (BHS – vollvokalisiert), das Nestle Aland griechische Neue Testament (NA27), die lateinische Vulgata, die griechische Septuaginta (gr. Ãœbersetzung des Alten Testamentes), ein Online Bibellexikon WiBiLex, 2000 Fotos und noch einiges mehr. Als deutsche Ãœbersetzung steht die Lutherausgabe von 1984, Menge (!) und die Gute Nachricht zur Verfügung. (zur Direktsuche in allen Ausgaben vom Browser aus kann man für IE und FF Tools installieren). Weiter gibt es eine Bibelkundeseite, die kurz und knapp wertvolle Ergebnisse zugänglich macht.
Wie der Name schon sagt ist es eine Wissenschaftsseite und zielt auch auf auf werdende und seiende Wissenschaftler ab. Wer wie ich immer seine BHS oder den NA zuhause vergisst findet hier jedoch schnell den Urtext zugänglich. Und die Mediendaten sind ebenfalls zu empfehlen, wenn man sich einmal mit der doch recht umständlichen Benutzerführung vertraut gemacht hat (die Karten sind nicht direkt verlinkt, sondern man muss sie nachträglich suchen…und es gibt sie im pdf Format statt im Jpg…)
Li(n)king
Mal ein Beitrag zum Verlinken und dem Zusammenhang zum Dialog. Ich hinke bei meinen Blogroll chronisch hinterher, aber ich habe mich entschlossen über die Feiertage dem etwas nachzuhelfen. Vor allem ist mir aufgefallen, dass ich Leute, die anders denken als ich und die damit wertvolle Dialogpartner sind, kaum auf meinem Blogroll habe.
Wie dumm von mir! Ich habe mir vorgenommen den Dialog, den Austausch, die „Emerging Conversation“ ernst zu nehmen und da kann ich auch von Leuten lernen, die anders denken als ich. Natürlich will ich aber auch die Leute ehren, die in die gleiche Richtung denken und auch von ihnen lernen. Darum: Mein Blogroll wächst und wird weiter wachsen – wie sieht es mit Deinem aus? Wäre es nicht an der Zeit mal neue Leute dazu zu nehmen? Ich habe vor einiger Zeit dazu schon einmal etwas geschrieben und jetzt, da Emergent Deutschland ein Netzwerk ist und ein Dialog vielerorts von statten geht wäre es doch eine nette Sache.
Also li(n)king! 🙂
Emergent Forum in Erlangen mit Brian McLaren und Jason Clark: Der Samstag
Ich fahre mal fort mit meinem Tagebuch über die Zeit mit Brian McLaren und Jason Clark. Der eigentliche Höhepunkt des ganzen war das Emergent Forum am Samstag und Sonntag in Erlangen. Zu Gast waren wir da bei der Elia-Gemeinschaft. Nach der Nacht, die nicht so angenehm war, weil es tatsächlich mindestens einen Schnarcher unter uns gab (…ich nenne keine Namen…) entrollte sich der Tag.
Irgendwie war es von den Umständen her schwieriger – es war mir klar, dass es kein organisiertes Frühstück gibt, dennoch hatte ich verpasst was zu besorgen, also musste ich am Morgen zum Bäcker und was holen – auch für die Leute aus Karlsruhe, die da waren (Nele, Sabbe, Beni – ich bin forh, dass ihr mit dabei wart!) – spätestens nach dem leckeren Cappuccino von Wolf (der Barista und das Café Herz des Forums) ging es mir wieder einigermaßen. Brian hat an dem Morgen einiges zu sagen gehabt und die Stimmung war irgendwie intimer, kollegialer als auf den Studientagen. Das Mittagessen in der Gemeinde zu haben war super, so hatten wir alle genug Zeit uns untereinander kennen zu lernen. Das haben viele auch als sehr positiv bewertet. Zeit zu haben ist heute ein Luxus, ein Vorrecht. Gespräche, Kontakte, Netzwerke, aber vor allem einfach Leute. Offline, humorvoll, herzlich. So ging es auch in die Workshops und die Open Space Zeit am Nachmittag – meine war ein wenig unterbrochen dadurch, dass ich Jason zum Flughafen bringen musste (ich tat es gern). So konnten wir uns noch ein wenig über „Consumerism und Christianity“ unterhalten. Da zu in einem Reflektionspost über Konsumreligion mehr…
Am Abend hat mir Brian einfach mit dem Video und seiner Patriarchen-Schlange (wie sehen wir Jesus? Durch Abraham, Moses, Josua, Jesaja oder vielleicht doch eher durch Paulus, Petrus, Johannes?) und durch seine Aussagen, wie Theologie entsteht und wie man anders denken kann (auch das ist einen eigenen Post wert…) sehr geholfen. Der Tag ging mit einem weniger gemütlichen „Schlüsseldienst“ zu Ende, der aber auch dazu gehört hat. Irgendwie war das alles so ein Rausch und ich würde gern beim nächsten Forum mehr Zeit haben. Aber das ist vermutlich utopisch…
Und wenn ihr mit IDEA etwas anfangen könnt…
…dann ist es sicherlich interessant die Antwort und Diskussion zwischen Helmut Matthies und einigen anderen verfolgen, die sich auf der Emergent Deutschland Seite entsponnen hat.
Ich finde es gut, dass das Internet einen Vertreter der deutschen evangelischen Allianz, den Chef von IDEA und zahlreiche (44 Kommentare bis jetzt) gleichwertig nebeneinander stellt und jedem eine Stimme gibt und diese auch lässt. Vielleicht ist hier ja die neue Disputationsplattform zu finden, die Gerhard in einem der Kommentare anspricht. Ich freue mich aber auf jeden Fall über das Gespräch und wünsche mir, dass noch manche Missverständnisse aufgeklärt werden können.
Ein Wort zu England…
England fasziniert mich. Und das schon sehr lange. Robin Hood und seine Taten, Richard Löwenherz, Camelot und die Artuslegende und natürlich Schriftsteller wie Shakespear, J.R.R. Tolkien und C.S. Lewis.
Aber England fasziniert mich heute auch wegen der „Fresh Epressions of church“ (die Internetseite hat ein gutes Video zum Verstehen, was Fresh Epxressions so sind) und der Alt.Worship Bewegung und natürlich auch wegen Emergent UK. Da scheint sich so viel zu verändern, dass es einfach fett ist zu sehen und zu lernen. Emergent Deutschland ist ein Gespräch, dass sich gleich zu seinem Anfang seiner internationalen Beziehungen bewusst ist (Amerika und England – vertreten durch Brian McLaren und Jason Clark) und gerade die Gespräche mit Jason und meine Zeit in London letztes Jahr im Mai haben mich darauf gebracht, dass es richtig cool ist, wenn man Kontakte nach England aufbaut, vorhandene pflegt und miteinander und voneinander lernen kann. Und nebenbei möchte ich so gern nach Oxford, um in Lewis Welt spazieren zu gehen.
Das heißt, dass ich im nächsten Jahr einmal nach England fahren muss. Wenn es geht mit Mirja und Emilia und vielleicht noch ein paar Leuten. Greenbelt? Wäre doch auch einmal eine Idee…
Wir sind nicht allein mit unserer Kirchensituation auf der Welt und sollten als Land der Reformation ruhig die Reformationen der Welt betrachten, um wieder zu lernen was Kirche sein kann. Ach ja. Reisen ist was schönes. Und außerdem gibt es Freunde da. Wunderbare Sache das alles, oder?
Brian McLaren und Jason Clark in Deutschland: Der Freitag
Der Freitag stand ganz im Zeichen des DokuZentrums Nürnberg. Ich hatte ja am Dienstag schon mit Brian über die NS Zeit gesprochen und er äußerte den Wunsch, wenn möglich, ein Konzentrationslager zu besuchen. Peter hatte die Idee doch das DokuZentrum im Reichstag in Nürnberg anzuschauen und gesagt, getan. Ich war noch nie dort und freute mich ebenfalls darauf und wurde nicht enttäuscht. Hier fanden die riesigen Reichstagsvernastaltungen der Nazis statt. „Wie konnten die Nazis nur die Menschen so in ihren Bann schlagen?“ habe ich mich oft gefragt. Ein Stück der Antwort steckt in dieser Ausstellung. Die von den Nazis veranstalteten Reichstage waren riesig, Events, die durchaus einen religiös-fanatischen Charakter hatten. Weiterlesen
Jason Clark und Brian McLaren: Der Donnerstag
Da ich bis jetzt nur über den Dienstag und den Mittwoch geschrieben habe folgt jetzt meine Erzählung des Studientages am Donnerstag in Hamburg. Wieder ein wenig persönlich und vielleicht nicht so stark theologisch reflektiert.
Gleich morgens im Frühstücksraum traf ich Michael Herbst, einen netten ruhigen Mann, der Zeitung las und offensichtlich auf Brian und Jason wartete, die auch nach ein paar Sätzen kamen. Schade, ich hätte mich gern noch ein wenig mit ihm unterhalten. Unsere Hotelwirtin (eine waschechte Hamburgerin im Hotel „Alt-Nürnberg“ wie kurios) machte es sich unterdessen zur Aufgabe uns zu verwöhnen – selbstgekochte Marmelade und unzählige Leckereien und wieder: Nette, normale Gespräche. Das ist vielleicht ein gutes Wort für die ganze Zeit „ordinary“. Wieder keine Spur von „die Größen der Theologie/Emerging Church/Kirche“ treffen sich, sondern nette Leute lernen sich bei einem guten Frühstück kennen. Weiterlesen
Emergent und Idea
Eine der Randerscheinungen der Tage mit Jason Clark und Brian McLaren war die Begegnung mit IDEA Spektrum. Während meiner Studientage habe ich dieses Blatt immer mal gelesen und mich öfter mal fürchterlich aufgeregt über den in meinen Augen häufig unreflektierten Schreibstil und die Tendenzen, die man darin findet.
Über die Berichterstattung in Bezug auf Brian McLaren war ich einigermassen überrascht, der Artikel von Helmut Matthies (Helfen uns immer neue Bewegungen?), seines Zeichens Chef von IDEA, hat mich dann nicht überrascht. Wie immer. Nicht zu ändern, dachte ich immer. Gut, dass es auch andere gibt, die lesen und formulieren können. Die Koordinatoren von Emergent Deutschland haben dann zusammen reagiert und vieler meiner Gedanken Worte gegeben. Heraus gekommen ist ein offener Brief an Herrn Matthies von IDEA, der auf der Emergent Seite veröffentlicht wurde.
Ich unterstütze diese Aktion gern.
Gute Gedanken bei Peter Aschoff: In welcher Kultur steckst Du?
Es gibt immer viele gute Gedanken im Netz – auf Peter’s Blog „Peregrinatio“ findet man viele davon. Ich verlinke gern seine 7. Nachlese vom Emergent Forum und zitiere einen Appetitmacher:
„In vielen kritischen, ängstlichen oder polemischen Reaktionen auf das Reizthema Emerging Church wird immer wieder unterstellt, hier finde ein Ausverkauf des Evangeliums an den Zeitgeist statt. Dass das Evangelium (oder das, was wir eben dafür halten) schon längst mit der Moderne verheiratet ist (vgl. den letzten Post) wird in der Regel nicht wahrgenommen.Das Bemühen um ein Verstehen überwiegt die Kritik an der Postmoderne bei vielen, die sich an der emerging conversation beteiligen. Das wird dann sofort als Kritiklosigkeit interpretiert – zu Unrecht. Natürlich geht es auch darum, Gegenkultur und Kontrast zu leben. Aber eben nicht in einer weitgehenden oder gar völligen Verweigerung. Gegenkultur kann man nur mit den Mitteln der jeweiligen Kultur ausdrücken, aber nicht mit den Formen und Begriffen früherer Epochen.Wer das versucht, verwechselt Gegen- mit Subkultur. (…)“
Das mag den einen nicht interessieren und den anderen hart treffen, aber erlaubt muss die Frage sein: In welcher Kultur leben wir eigentlich und leben wir das Evangelium das Jesus mit Wort und Tat in seiner Kultur ganzheitlich kommuniziert hat in unserer Kultur, in unserem Leben aus?
Die negative Form der Frage ist vermutlich eher: Wie hat die Kultur der Frommen das Evangelium reduziert, verwässert und verändert? Dahinter stecken natürlich noch eine Menge theologischer und kultureller Fragen, aber ich finden den Post von Peter wirklich gut und denke gern mit ihm darüber nach. Und versuche mir auch Rechenschaft darüber zu geben, was das Evangelium Jesu bedeutet und Buße zu tun, wo ich es durch mein althergebrachtes Denken und Handeln verwässert habe. Darum bin ich so gern Teil der Emerging Konversation. Und was das ist kann man bei Hufi gut aufgelistet finden…
Brian McLaren und Jason Clark: Der Mittwoch
Ein wenig weiter aus meinem Tagebuch:
Etwas müde geht es Mittwoch morgen los. Frühstück und erste Gespräche. Es sind witzige Leute, die einen guten Sinn für Humor haben. Mittlerweile hat sich mein Englisch wieder eingestellt und die Verständigung klappt ganz gut. Auf geht es zum ersten Studientag in Tabor – ich bin etwas nervös – klappt das alles? Nachdem wir angekommen sind baue ich die Kamera auf und sitze hinten mit zur Besprechung und dem Gebet mit dem Schulleiter von Tabor und noch zwei, drei anderen Leuten. Der Saal füllt sich – es sind mehr Leute als gedacht. Ca. 300 haben sich aufgemacht und ich sehe bekannte Gesichter. Ich habe zu wenig gelesen, um einschätzen zu können, was Brian sagen wird – mein Eindruck bis jetzt war eher: Wie kann ein so netter Mann so viele Kontroversen auslösen? Er erklärt was Emerging Church ist und hält dabei eine wunderbare Balance zwischen einer Verengung des Begriffs und einer Zerfaserung in „Was emerging church alles noch so sein kann“. Wie er das macht? Er wechselt das Bild:
Emerging Church ist nicht ein neues Stück vom ohnehin schon zu stark aufgesplitterten Kuchen. Aber das ist genau das, was viele Leute denken. Emerging Church ist die nächste Welle, die Willow Creek ablöst und es gibt jetzt bald Bücher, Videos und was weiß ich…
Vielmehr ist emerging church das, was man im Bild eines Baumes verstehen kann. Ein Baum wächst in die Breite, jedes Jahr ein Jahresring mehr. Hier findet seine Auseinandersetzung mit der Umwelt statt. Weiterlesen