Missional Think Tank mit Alan Hirsch 5: Lern-Beziehungen

Eine der herausragenden Erfahrungen beim Missional Think Tank in Münster war sicherlich der Beziehungsfaktor. Man hat geniale Leute kennen gelernt und von einander gelernt. Allesamt krasse Leute. Und ich stelle fest, dass auch nur in einer Beziehungsumgebung Lernen und Lehren Tiefe erhält. Wenn ich zurück schaue auf meine Studienzeit so kann ich von den Dozenten, mit denen ich eine Freundschaftliche Beziehung hatte, am Meisten wiedergeben. Kirchengeschichte von Prof. Dr. Lutz von Padberg und die Lektionen über die „bunte Welt des Mittelalters“, Dr. Armin D. Baum im Neuen Testament „Lukas als Historiker der letzten Jesureise“, Prof. Dr. Klaus W. Müller und das „schamorientierte Gewissen“ und noch viele andere. Sogar Fächer, die ich nicht mochte wurden mir durch persönliche Beziehungen zugänglich und erträglich.

Manchmal träume ich von einer Art Lern-Paten-Netzwerk oder so, wo dich Gemeinden vernetzen und gegenseitig auf einer regelmäßigen Basis coachen und weiter bringen. Abseits von aller Betriebsblindheit. Ansätze gibt es im CVJM Verbund zu solchen Dingen, aber manchmal muss man einfach warten und solchen Dingen Zeit geben. Bin ich überhaupt bereit mich begleiten zu lassen und wäre ich bereit andere zu begleitet, auch wenn es Zeit und Geld kostet? In Lern-Beziehungen zu stehen ist für mich sehr wertvoll, Leute persönlich kennen zu dürfen ist ein Vorrecht. Ich bin gespannt was sich noch weiter entwickelt…

Alan Hirsch im Christianity Today Interview

Damit man mal ein Foto von dem Kerl sieht (Danke Andi!):

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Ein Australier mit jüdischen Wurzeln, der einiges zu sagen hat – wenn Du des Englischen mächtig bist, empfehle ich dir sein Interview mit Christianity Today „Small Groups and the mission of god“ – einen kurzen Auszug, den ich für wertvoll erachte, gebe ich hier wieder:

„I’d like to look specifically at the disciple-making element for a moment. You mentioned in the book that disciple making is a crucial, pivotal element in the process. What makes it so important?

It seems to me that if we fail to make disciples—that is, people who can become like Jesus Christ, which is a very simple definition of discipleship—if we can’t get that right, then in doesn’t matter what else we do because there will be a fundamental weakness in our ministry. The lack of disciples will always undermine any effort beyond that. But if we succeed in developing and creating an environment where people really can become more Christlike, it seems to me that the movement is on, and everything else will have a substantial basis along with it.

The problem is that we are being discipled every day by our culture, and it’s done very profoundly and very well—and I say this with a background in marketing and advertising. There are billions of dollars going into advertising, which is not just selling us products. There’s much more of a religious dynamic going on. So if we as a church or a small group don’t disciple in the way of Jesus, then the culture gets to have the primary say. And I have to say that, despite our best efforts, the culture is winning at this stage.“ (Quelle, Hervorhebungen meine)

Wer beeinflusst die Leute mit denen Du in Deiner Gemeinschaft bist am meisten? Die Gemeinschaft der Nachfolger in der sie sind oder unsere Konsumgesellschaft? Wer hat dir beigebracht zu leben? Wie wird deine Nachfolge geprägt?

Vaux – wieder am Start?

So weit ist es noch nicht bei den alt.worship Pionieren aus London. Aber sie denken wieder zusammen und schauen, was passiert. Verfolgen kannst Du es auf ihrem Blog.

Sie stellen dort eine Kunstinstallation vor, den „One Day Poem Pavilion“ (Ein Tag Gedicht Pavilion), der sehr sehenswert ist:

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Er funktioniert nach dem Prinzip einer Sonnenuhr. Zu bestimmten Tageszeiten fällt das Licht so durch das Dach, dass bestimmte Worte eines Gedichts sichtbar werden. Will man das ganze Gedicht lesen, so braucht man Zeit und muss dem Rhythmus des Tages folgen. Das sst auch das Prinzip dahinter: Zeit haben. Zeit nehmen und den Moment mit Freude erfüllen. Die Internetseite des Projekts ist sehr schön gestaltet und hat auch ein Video und natürlich das ganze Gedicht und dessen Geschichte…

Missional Think Tank in Münster

Marlin Watling, David Schäfer und Stefan Lingott haben Alan Hirsch eingeladen und dazu noch einige andere zu einem Missional Think Tank eingeladen. Gern folge ich der Einladung und fahre am Freitag nach Münster. Alan’s Buch „The shaping of things to come“ ist ja schon ein paar Wochen auf Deutsch erhältlich: „Die Zukunft gestalten“ (Michael Frost, Alan Hirsch) und hat schon für einigen Wirbel gesorgt, hat doch der Verlag den von manchen aufgenommenen Begriff (auch bei Marlin) „missional“ nach längerer Diskussion mit „missionarisch“ wiedergegeben. Meiner Meinung nach eine zumindest diskussionswürdige Entscheidung, aber ich bin gespannt, was Alan selbst dazu sagt.

Marlin wird bloggen und, drahtloses Netz vorausgesetzt, werde ich bestimmt auch den einen oder anderen Bericht schreiben oder, mal was neues, über Twitter schicken (wollte ich schon immer mal ausprobieren) – also: Stay tuned…

Die APPLE Theologie…

Ich lache immer noch…laut und schallend – Mike, du verzeihst mir, wenn ich deinen Post einfach kopiere? Der ist zu gut und so nett geschrieben:

„Endlich haben wir es schwarz auf weiss. Schriftlich in einem Buch. Wir haben es zwar schon lange geahnt und uns danach gerichtet, aber jetzt ist es offiziell. Mac ist biblischer als die all die PC-Varianten. Ein Theologe muss eigentlich ein Apple haben, denn nur so kann er die APPLE-Theologie auch wirklich glaubwürdig verköpern :-). Also nun der schriftliche Beleg (Die Zukunft gestalten, S.271):
Diesen umständlichen Begriff „fünffältiger Dienst“ haben wir durch die einprägsame Abkürzung APPLE ersetzt, die einfach die fünf im Text genannten Funktionen zusammenfasst:
Apostel
Propheten
Pastoren
Lehrer
Evangelisten

Was im Englischen Originaltext nicht wirklich berauschend (APEST) klingt, wird nun in der deutschen Ãœbersetzung zum Plädoyer für Cupertino.“

Josh Packard’s Erkenntnisse

Bei dem Treffen in Houston war ein junger, angehender Doktor als Beobachter dabei – Josh Packard. Er hat in seiner Doktorarbeit unterschiedliche Emerging Churches in den USA (protestantischer Ausrichtung) genauer unter die Lupe genommen unter dem Titel:Organizational Structure, Religious Belief and Resistance: The Emerging Church.

This research provides important insights into both why and how Emerging Church congregations are thriving at this particular point in history. Specific strategies are being employed in order to promote a kind of church which resists institutionalization rather than trying to put forth a new model of church.“ (Diese Untersuchung ermöglicht Einsicht in das warum und wie Emerging Church Gemeinschaften sich im Moment so gut entwickeln. Bestimmte Strategien werden eingesetzt, die eine Kirche fördern, die sich einer Institutionalisierung und damit einerFestlegung widersetzt. Ziel dieser Kirchen ist es nicht, einfach eine neue Kirchenform modellhaft zu generieren) 

Er stellt eine Zusammenfassung seiner Arbei als Artikel zum Download auf seinem Blog vor. Seine vier Hauptpunkte sind dabei:

  • Be intentional! (Tu das was Du tust sehr bewußt! – das hat er mir in Houston schon gesagt) – meint, dass sich Routine und Institutionalisierung langsam und verborgen einschleicht. Nur das bewußte Hinterfragen und bewußte Handeln wirkt dieser schleichenden Festlegung entgegen. (Key Point: The members of an organization must consciously resist institutionalization in order for the rersistance to be prolonged and succesful.)
  • Don’t reinvent the wheel! (Erfinde das Rad nicht neu!) Es geht den Gemeinschaften, die er untersucht hat nicht darum alles neu zu erfinden, vielmehr darum nicht den einen, besten Weg zu finden, sondern den der Situation angepassten, besten Weg. Dabei können unterschiedliche Modelle (in einer Gemeinschaft hat man drei unterschiedliche Wege zur Entscheidungsfindung parallel eingesetzt – Konsens, bürokratisch und ein Experten-Entscheiden Modell), ohne sich auf einen Weg festzulegen. Das Ziel ist hier wichtig – es geht ihnen nicht darum das Modell zu finden, sondern einfach nur ‚ihr Modell‚, das für sie, kontextuell angepasst und von Moment zu Moment der Veränderung unterworfen, passt. (Key Point: Successful resitance involves avoiding routines, not creating a new model.) 
  • Use Professionals Wisley (‚Professionelle Hauptamtliche sollten mit Bedacht eingesetzt werden‘) Hauptamtliche sind Experten auf vielen Gebieten des Gemeindelebens – in den untersuchten Gemeinschaften werden ihnen die Rollen eingegrenzt und vieles von ehrenamtlichen erledigt. Das ermöglicht schnelle Reaktionen auf Veränderungen, z.B. können Angebote, die keine Akzeptanz erfahren, schnell eingestampft werden, weil keine Stelle daran hängt, dass es dieses Angebot gibt. Es gibt kein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis von daher können Ressourcen an die Stellen kommen, wo sie tatsächlich gebraucht werden, statt etwas professionell erledigen zu lassen, weil „man das ja immer schon gemacht hat“ (Key Point: The role of proessionals (e.g. Pastors) must be limited for succesful resistance.)
  • Compel Questioning (bringe Deine Gemeinschaftsleute ins konstante Hinterfragen ihrer Glaubenswerte). In vielen Organisationen gibt es ein Fundament an übereingekommenen Glaubensaussagen. Dieses wirkt sehr oft exklusiv – in den untersuchten Gemeinschaften sind diese fundamentalen Aussagen dagegen eher breit und inklusiv in ihrer Ausrichtung. Scheinbar gab es jedoch hier auch die meisten Fehlschläge, denn die Gemeinschaften haben es häufig nicht geschafft ihre Teilnehmer zu dem Hinterfragen ihrer eigenen Glaubensgrundsätze innerhalb eines konstanten Prozesses zu bringen. Hinterfragt eine Organisation oder Gruppe nicht regelmäßig ihre Grundsätze, wird sie sehr schnell statisch, selbstverständlich und institutionalisiert. Das ständige Hinterfragen ist eine wichtiger Wert!
  • Die Zusammenfassung hat 7 Seiten und ist teilweise sehr dicht, wie man es auch erwarten sollte von einer Zusammenfassung einer Doktorarbeit, aber eine echte Hilfe. Mir hilft es im Rückblick Fehler zu sehen und mir neu Gedanken zu machen, wo mein Leben und die Gemeinschaften in denen ich stehe so hingehen. Vielleicht ist es ja auch was für Dich? Für Ergänzungen und Kommentare bin ich immer dankbar!Josh bloggt und ist ebenfalls offen für Kommentare!

    Peter Rollins nächstes Buch: The Fidelity of Betrayal

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    Eins muss man Peter Rollins lassen – er setzt Denktrends. Mit seinem neuen Buch macht er genau da weiter, wo er mit „How (Not) to Speak of God“ aufgehört hat und treibt „Heretical Orthodoxy“ auf die Spitze, indem er fragt: „What would Judas do?“

    Rather, by asking whether Jesus would betray Christianity as Judas betrayed Christ, I am asking if Jesus would plot the downfall of Christianity in every form that it takes. Or rather, to be more precise, I am asking whether Christianity, in its most sublime and revolutionary state,always demands an act of betrayal from the Faithful. In short, is Christianity, at its most radical, always marked by a kiss, forever forsaking itself, eternally at war with its own manifestation. (Indem ich frage, ob Jesus das Christentum in genau der gleichen Weise verraten würde, wie Judas Christus selbst verraten hat, frage ich, ob Jesus den Untergang des Christentums in jeglicher Form, die es annehmen kann, vorbereitet. Oder, um es noch genauer auszudrücken, frage ich, ob das Christentum in seinem denkbar Besten und Revolutionären Status nicht einen ständigen Verrat seiner Treusten Anhänger fordert. Zusammengefasst: Ist das Christentum, da wo es am radikalsten Ausgelebt wird, immer von diesem Kuss gezeichnet, ewig sich selbst verleugnend und immer im Krieg mit seinen unterschiedlichen Formen liegend. Aus der Einleitung Übersetzung Björn Wagner)

    Ich verstehen schon auf diesen ersten Seiten ein wenig von dem, wo Peter Rollins hin will und stelle fest, dass er eines meiner Herzensanliegen in Worte fast: Erneuerung, Hinterfragen von Strukturen, seien sie Organigramme oder Gedanken, sind sie aus Stein gebaut oder Schemata in den Köpfen der Menschen. Verrat üben und den Judaskuss als Teil radikaler Nachfolge zu sehen. Ich freue mich auf dieses Buch und seine drei Teile, die laut Rollins untrennbar miteinander verwoben sind (The word of god, the being of god, the event of god) und auf meine Reaktionen in meinem Leben auf diese Gedanken. Ich ahne, dass diese Judaskuss seinen Preis hat in beide denkbare Richtungen. Ich bete, dass mein Leben ver-folgen kann, was Nach-folge in diesem Zusammenhang heißen mag. Lies das erste Kapitel als pdf. Emergent Village schreibt auch darüber, genau wie Existenialpunk (1 Exzerpts / 2 Notizen von Peter Rollins)Peter ist ein Mann, mit dem ich gern einmal sprechen würde. Wie vermutlich viele andere auf diesem Planeten auch. (Link)

    Dicke Scheiben von der Kirche Englands

    Dicke Scheiben sollte man sich abschneiden von der Kirche Englands. Zumindest im Bereich der Landeskirche (solltet ihr das noch nicht gelesen haben: Sandy, Simon, ist hier die Aufforderung…) Nicht nur mit der Initiative der „Fresh Expressions of Church“ geht es da voran, nein, es soll eine „principled and careful loosening of structures“ (auf Prinzipien gegründete und vorsichtige Öffnung der Strukturen) der gesamten Kirche geben. Das zumindest steht auf Seite 6 des „Codes of Practice: Mission Initatives“ und wird weiter ausgeführt. Es soll möglich sein die Parochiegrenzen aufzulösen und auch andere Wege der Ordination für Gemeindegründer zu finden, denn nicht jeder hat eine Pastorale Begabung, viele sind auch Pioniere oder Entwickler. Und das sogar nachdem eine Initative gegründet wurde.

    Zum finden ist es bei Jonny Baker, der kaum genug Lob über diese Entwicklungen loswerden kann:

    „this must be the biggest change in the church of england for many decades. rowan williams carries a vision for what this legislation makes real – a truly mixed economy church.“

    Jonny führt alles auf den vor viereJahren erschienen Bericht „Mission-shaped church“ zurück und zeigt auf, dass ein Team von Leuten, die viel geschrieben und viel geredet haben im Hintergrund diese Entwicklung so rasant und konsequent gebracht hat. Mark Berry, den ich in Houston kennen lernen durfte, begrüßt diesen Schritt sehr und schreibt in den Kommentaren:

    „it looks like the place for communities like ours (safespace) to find some sense of connection and belonging.“

    Bleibt zu hoffen, dass wir in Deutschland eine Landeskirche erleben, die lernbegierig ist und offen für die „faithful radicals“, die es auch hier gibt. Es gäbe noch viel mehr zu schreiben, über die feste Verwurzelung der Kirche von England in den Inkarnationsgedanken und der Freiheit für Initiativen, die es jetzt schon gibt. Nur diese 5 Punkte hier sind schon einfach klasse:

    The Anglican Communion has identified five marks of mission:

    • to proclaim the Good News of the Kingdom
    • to teach, baptise and nurture new believers
    • to respond to human need by loving service
    • to seek to transform unjust structures of society
    • to strive to safeguard the integrity of creation and sustain and renew the life of the earth.

    Ich freue mich auf jeden Fall Ende Juni mal in Sheffield vorbei zu schauen und Jürgen Baron zu besuchen und George Lings von der Churcharmy dabei wieder zu sehen. Ach es gibt so viel zu lernen…was denkst Du über die Entwicklungen in England? Wie sollte die Kirche in Deutschland reagieren?

    UPDATE: Peter Aschoff schreibt auch etwas zu diesem Thema – lesenswert!

    24-7 Vorlagen zum Runterladen

    Zumindest für Sandy, aber vielleicht ist das ja auch eine Inspiration für andere.

    Hier die Beschreibungen und eine kleine Anleitung für die Stationen unseres letzten 24-7 zum runterladen. Alles im pdf Format. Das Hochladen vom Archiv ist gescheitert, ihr müsst Euch leider die Stationen einzeln runterladen…

    // Abendmahl.pdf // Bohnen Station.pdf // Fußabdruck Station.pdf // Netzwerk Station.pdf // Scherben Station.pdf // Schleifstation.pdf

    Ãœber Freunde und „Communitas“…

    Bin grad müde, bissl kränklich und fertig, weil Emilia nachts nicht so gut schläft – sie bekommt vermutlich wieder VIELE Zähne auf einmal. Darum haben Sabbe und Johannes einen großen Teil der Vorbereitungen für den Gottesdienst übernommen. Vorhin haben wir zu viert den Gottesdienst für morgen geplant, vielleicht eher ausgeheckt könnte man sagen. Ich bin sehr dankbar, jetzt ein wenig ruhiger machen zu können und für die Leute, die Gedanken beisteuern und wohl im Moment Interviews in der Stadt drehen…es könnte morgen wieder einer dieser Gottesdienste werden, die uns selbst mindestens genauso wertvoll sind, wie den anderen. Ich bin gespannt und glücklich. Danke an Euch treuen, tapferen Leute! Danke für alles mithelfen und mittragen. Wir sind tatsächlich im Kleinen das, was wir predigen – Freunde und Communitas, Gemeinschaft, die für den anderen weite Wege geht und nicht aufhört. Und was für einen Spaß und wie viel Sinn erleben wir dabei…

    Brian Mclaren und Andrew im Gespräch über „Everything must change“

    31LcP1t0xEL.jpgGerade bin ich über interessante Rückfragen von Andrew Jones gestossen, der Brian McLarens Buch „Everything Must Change: Jesus, Global Crises, and a Revolution of Hope“ gelesen hat. Er fragt Brian direkt:

    1. (sinngemäß) Warum erzählst Du in deinem Buch nichts über die Kirche als Gottes primäres Mittel zur Ausführung seiner Mission? Das hast Du schon vorher getan – hat sich daran etwas geändert?
    2. (sinngemäß) Ich vermisse etwas die Hoffnung auf das Leben nach dem Tod, die eschatologische Hoffnung auf die Wiederherstellung aller Dinge. Bist Du von diesem Punkt der christlichen Orthodoxie abgekommen oder konzentrierst Du Dich bewusst auf eine immanente Sicht der Dinge, um Deinen Punkt zu verstärken?
    3. Es scheint mir so zu sein, dass Du in deinem Buch fast unreflektiert die Befreiungstheologie unterstützt und mit keinem Wort kritisch siehst, wie z.B. David Bosch das tut. Wie kommt das? (Andrew wird in der Antwort stark zurechtgestutzt…)

    Der Dialog, der daraus entsteht ist lesenswert – ich habe keine Zeit ihn zu übersetzen, leider. Auf Englisch geht es hier entlang…

    Eine deutsche Rezension des Buches gibt es hier.

    Nach 24-7

    Ich bin gerade in den Gebetsraum gegangen und war sehr berührt – an allen Stationen waren so viele Gebetsspuren zu sehen. Schade, dass ich grad keine Kamera mit habe. Die Bohnengefäße quellen über, so viele Gebete wurden hier gebetet, das ganze Fensterbrett ist voll von abgeschliffenen Hölzern, Mosaike zieren die beiden Bretter und fügen die Scherben unterschiedlicher Leben zu einen einmaligen Bild zusammen. Aus den Kopfhörern dringt immer noch die Stimme, die das Wort Gottes vorliest.

    Ich bin jetzt wieder froh und seltsam berührt Teil dieses kleinen Netzwerks von Verrückten und Kranken zu sein. Teil von einer Gemeinschaft auf dem Weg mit all ihren Macken und Fehlern, ihren Höhe- und Tiefpunkten. Gerade hier und jetzt am richtigen Platz. Unsere Wohnung. So viel steht ihr noch bevor, so viele Änderungen und Veränderungen und schon jetzt gibt es Leute, die mich nach dem Konzept fragen und anderswo so was aufziehen wollen. Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich dann sagen soll, denn kann man diese Liebe und das Verlangen danach mit Gott unterwegs zu sein irgendwo anders denken? Braucht es nicht diese wunderbaren Menschen im Alter zwischen 13 und 25 Jahren, die ich über die Jahre so lieb gewinnen durfte? Aber Gott hat überall seine Menschen und darum geben wir weiter was wir können…

    24-7 war auf jeden Fall ein guter Schritt. Vielleicht eine erste Umfrage wert:

    {democracy:2}

    ZeitGeist: Die Verwurzelung der Gemeinde in der Kultur

    Nachdem es schon ewig lange draussen ist, fallen mir bei der Nachlese einige Dinge an „Zeitgeist“ wahnsinnig positiv auf. Zum einen das Blog, das die Möglichkeit eröffnet interaktiv seine Meinung zu dem Buch zu bekunden (das sollte sich viele Autoren zum Beispiel nehmen und den Mut haben transparent und zugänglich zu sein), zum anderen die teilweise ganz hervorragenden Artikel.

    In vier Seiten schafft es Tobias Faix uns Christen eins zu verplätten und deutlich zu sagen: Unsere Gemeinden in Deutschland haben, nach oft kreativen Anfängen, die deutliche Tendenz sich in der „Bürgerlichen Mitte“ anzusiedeln. Dies scheint dann auch die Gottgegebene Lebensweise zu sein und ebenfalls auch die Gruppe derer zu definieren, denen man das Evangelium verkünden möchte – die „Zielgruppe“. Laut dem hervorragenden Sinus Report (hier gibt es eine Analyse unserer Gesellschaft als Grafik, sehr interessant!!!) macht diese „Bürgerliche Mitte“ gerade mal 15% der Bevölkerung Deutschlands aus. Ich zitiere einmal etwas länger aus „ZeitGeist“ (es hilft die Grafik angeschaut und die Beschreibung gelesen zu haben, bevor man das Zitat liest):

    „Zum anderen, wo liegen denn die meisten Gemeinden? Dieser Gedanken deprimiert mich, da die meisten freikirchlichen Gemeinden aus der bürgerlichen Mitte stammen, die meisten Kirchen bestehen aus ‚Traditionsverwurzelten‘. Das ist grundsätzlich in Ordnung, die prägende Kultur, aus der Menschen kommen, wirkt sich auch auf Glauben, Gemeinde und Theologie aus, aber es gibt ja noch einige ‚Kartoffeln‚ mehr links, rechts, oben und unten! Was ist mit denen? Wer lebt in der Kultur der Hedonisten oder Konsum-Materialisten und baut mit deren Mitteln Gemeinde? Das sind die Herausforderungen der Gegenwart.“ (ZeitGeist, S. 40, Hervorhebungen meine)

    Tobias weiß dabei von was er redet, denn empirische Forschung ist sein Spezialgebiet – er hat sogar ein Institut gegründet (empirica). Seine Aussagen decken sich mit dem, was Alan Hirsch schon vor einiger Zeit über die Gemeinden Australiens gesagt hat (mein Post vom 24.12.2006 und das Bild unten). Was passiert aber, wenn man etwas neues wagt? Auch hier findet Tobias klare Worte:

    „Statt das Gemeinden froh sind dass sie sich gegenseitig ergänzen, vergeistlichen sie ihre Strukturen und kulturellen Werte und lehnen die anderen Gemeinden ab. Dies gilt übrigens für alle möglichen Seiten, was den einen zu engstirnig und spießig ist, ist den anderen zu abgedreht und unbiblisch. Dabei geht es meist nicht um eine echte theologische Auseinandersetzung, sondern um eine gesellschaftsrelevante Umsetzung von Folklore, das heißt, die kulturellen Aspekte wie Kleidung, Gebetsformen, traditionelle Gottesdienstabläufe, Liedgut, Sprache, Bibelübersetzung etc. spielen eine größere Rolle als die geistliche Haltung. Dies ist sehr bedenklich und zeugt von fehlender Selbstreflexion und geistlicher Arroganz.“ (ZeitGeist, S. 41, Hervorhebungen meine)

    In vier Seiten wird also auf den Punkt gebracht, wie Kultur und Gemeinde jetzt schon verwoben sind – den Emerging Church Menschen wir allerorts vorgeworfen die Kultur und Gemeinde zu vermischen, dabei wird übersehen, dass sie bereits vermischt sind. Brian McLaren antwortet auf die Frage, „warum er denn das Evangelium so verwässert“ immer mit der Gegenfrage ob wir es nicht schon verwässert haben und es nur nicht mehr sehen können. Warum müssen sich gute und wichtige Initiativen immer zuerst gegen die harsche Kritik der Frommen wehren, die noch vor 10 Jahren harte, biblische Debatten darüber geführt haben, ob man ein Schlagzeug im Gottesdienst benutzen darf?Ich schliesse mit dem Abschluss des Artikels (und bedanke mich bei Tobias Faix und Thomas Weißenborn für ihre Initiative und das längst überfällige „ZeitGeist. Kultur und Evangelium in der Postmoderne“):

    „Hier gilt es Vorurteile abzubauen und einander stehen zu lassen. Bevor man seine Geschwister verurteilt sollte man das Gespräch mit ihnen suchen und aufeinander zugehen. Unterschiedlichkeit war, wenn wir in die Bibel schauen, noch nie ein Kriterium, einander abzulehnen.“ (ZeitGeist, S. 41)

    slide.001.png p.s. wenn Du das Buch noch nicht dein eigen nennst kannst Du es hier probelesen.

    Mein Tag beim CVJM Stuttgart

    Ist jetzt rum und es war sehr – wie soll ich sagen – fein. Ich war ganz in meinem Element und hatte vor lauter Reden, Moderieren und aufmerksam Zuhören kaum Zeit Luft zu holen. Aber es gab auch sehr viel gutes Feedback.

    Das hat mir auch wirklich viel Spaß gemacht. Danke, wenn Du an mich gedacht und/oder für den Tag gebetet hast (24-7 oder auch einfach so).

    🙂