Li(n)king

Mal ein Beitrag zum Verlinken und dem Zusammenhang zum Dialog. Ich hinke bei meinen Blogroll chronisch hinterher, aber ich habe mich entschlossen über die Feiertage dem etwas nachzuhelfen. Vor allem ist mir aufgefallen, dass ich Leute, die anders denken als ich und die damit wertvolle Dialogpartner sind, kaum auf meinem Blogroll habe.

Wie dumm von mir! Ich habe mir vorgenommen den Dialog, den Austausch, die „Emerging Conversation“ ernst zu nehmen und da kann ich auch von Leuten lernen, die anders denken als ich. Natürlich will ich aber auch die Leute ehren, die in die gleiche Richtung denken und auch von ihnen lernen. Darum: Mein Blogroll wächst und wird weiter wachsen – wie sieht es mit Deinem aus? Wäre es nicht an der Zeit mal neue Leute dazu zu nehmen? Ich habe vor einiger Zeit dazu schon einmal etwas geschrieben und jetzt, da Emergent Deutschland ein Netzwerk ist und ein Dialog vielerorts von statten geht wäre es doch eine nette Sache.

Also li(n)king! 🙂

Emergent Forum in Erlangen mit Brian McLaren und Jason Clark: Der Samstag

Ich fahre mal fort mit meinem Tagebuch über die Zeit mit Brian McLaren und Jason Clark. Der eigentliche Höhepunkt des ganzen war das Emergent Forum am Samstag und Sonntag in Erlangen. Zu Gast waren wir da bei der Elia-Gemeinschaft. Nach der Nacht, die nicht so angenehm war, weil es tatsächlich mindestens einen Schnarcher unter uns gab (…ich nenne keine Namen…) entrollte sich der Tag.

Irgendwie war es von den Umständen her schwieriger – es war mir klar, dass es kein organisiertes Frühstück gibt, dennoch hatte ich verpasst was zu besorgen, also musste ich am Morgen zum Bäcker und was holen – auch für die Leute aus Karlsruhe, die da waren (Nele, Sabbe, Beni – ich bin forh, dass ihr mit dabei wart!) – spätestens nach dem leckeren Cappuccino von Wolf (der Barista und das Café Herz des Forums) ging es mir wieder einigermaßen. Brian hat an dem Morgen einiges zu sagen gehabt und die Stimmung war irgendwie intimer, kollegialer als auf den Studientagen. Das Mittagessen in der Gemeinde zu haben war super, so hatten wir alle genug Zeit uns untereinander kennen zu lernen. Das haben viele auch als sehr positiv bewertet. Zeit zu haben ist heute ein Luxus, ein Vorrecht. Gespräche, Kontakte, Netzwerke, aber vor allem einfach Leute. Offline, humorvoll, herzlich. So ging es auch in die Workshops und die Open Space Zeit am Nachmittag – meine war ein wenig unterbrochen dadurch, dass ich Jason zum Flughafen bringen musste (ich tat es gern). So konnten wir uns noch ein wenig über „Consumerism und Christianity“ unterhalten. Da zu in einem Reflektionspost über Konsumreligion mehr…

Am Abend hat mir Brian einfach mit dem Video und seiner Patriarchen-Schlange (wie sehen wir Jesus? Durch Abraham, Moses, Josua, Jesaja oder vielleicht doch eher durch Paulus, Petrus, Johannes?) und durch seine Aussagen, wie Theologie entsteht und wie man anders denken kann (auch das ist einen eigenen Post wert…) sehr geholfen. Der Tag ging mit einem weniger gemütlichen „Schlüsseldienst“ zu Ende, der aber auch dazu gehört hat. Irgendwie war das alles so ein Rausch und ich würde gern beim nächsten Forum mehr Zeit haben. Aber das ist vermutlich utopisch…

Und wenn ihr mit IDEA etwas anfangen könnt…

…dann ist es sicherlich interessant die Antwort und Diskussion zwischen Helmut Matthies und einigen anderen verfolgen, die sich auf der Emergent Deutschland Seite entsponnen hat.

Ich finde es gut, dass das Internet einen Vertreter der deutschen evangelischen Allianz, den Chef von IDEA und zahlreiche (44 Kommentare bis jetzt) gleichwertig nebeneinander stellt und jedem eine Stimme gibt und diese auch lässt. Vielleicht ist hier ja die neue Disputationsplattform zu finden, die Gerhard in einem der Kommentare anspricht. Ich freue mich aber auf jeden Fall über das Gespräch und wünsche mir, dass noch manche Missverständnisse aufgeklärt werden können.

Brian McLaren und Jason Clark in Deutschland: Der Freitag

Doku-Zentrum Nürnberg Bildrechte verbleiben beim DokuZentrumDer Freitag stand ganz im Zeichen des DokuZentrums Nürnberg. Ich hatte ja am Dienstag schon mit Brian über die NS Zeit gesprochen und er äußerte den Wunsch, wenn möglich, ein Konzentrationslager zu besuchen. Peter hatte die Idee doch das DokuZentrum im Reichstag in Nürnberg anzuschauen und gesagt, getan. Ich war noch nie dort und freute mich ebenfalls darauf und wurde nicht enttäuscht. Hier fanden die riesigen Reichstagsvernastaltungen der Nazis statt. „Wie konnten die Nazis nur die Menschen so in ihren Bann schlagen?“ habe ich mich oft gefragt. Ein Stück der Antwort steckt in dieser Ausstellung. Die von den Nazis veranstalteten Reichstage waren riesig, Events, die durchaus einen religiös-fanatischen Charakter hatten. Weiterlesen

Jason Clark und Brian McLaren: Der Donnerstag

Da ich bis jetzt nur über den Dienstag und den Mittwoch geschrieben habe folgt jetzt meine Erzählung des Studientages am Donnerstag in Hamburg. Wieder ein wenig persönlich und vielleicht nicht so stark theologisch reflektiert.

Gleich morgens im Frühstücksraum traf ich Michael Herbst, einen netten ruhigen Mann, der Zeitung las und offensichtlich auf Brian und Jason wartete, die auch nach ein paar Sätzen kamen. Schade, ich hätte mich gern noch ein wenig mit ihm unterhalten. Unsere Hotelwirtin (eine waschechte Hamburgerin im Hotel „Alt-Nürnberg“ wie kurios) machte es sich unterdessen zur Aufgabe uns zu verwöhnen – selbstgekochte Marmelade und unzählige Leckereien und wieder: Nette, normale Gespräche. Das ist vielleicht ein gutes Wort für die ganze Zeit „ordinary“. Wieder keine Spur von „die Größen der Theologie/Emerging Church/Kirche“ treffen sich, sondern nette Leute lernen sich bei einem guten Frühstück kennen. Weiterlesen

Emergent und Idea

Eine der Randerscheinungen der Tage mit Jason Clark und Brian McLaren war die Begegnung mit IDEA Spektrum. Während meiner Studientage habe ich dieses Blatt immer mal gelesen und mich öfter mal fürchterlich aufgeregt über den in meinen Augen häufig unreflektierten Schreibstil und die Tendenzen, die man darin findet.

Über die Berichterstattung in Bezug auf Brian McLaren war ich einigermassen überrascht, der Artikel von Helmut Matthies (Helfen uns immer neue Bewegungen?), seines Zeichens Chef von IDEA, hat mich dann nicht überrascht. Wie immer. Nicht zu ändern, dachte ich immer. Gut, dass es auch andere gibt, die lesen und formulieren können. Die Koordinatoren von Emergent Deutschland haben dann zusammen reagiert und vieler meiner Gedanken Worte gegeben. Heraus gekommen ist ein offener Brief an Herrn Matthies von IDEA, der auf der Emergent Seite veröffentlicht wurde.

Ich unterstütze diese Aktion gern.

Gute Gedanken bei Peter Aschoff: In welcher Kultur steckst Du?

Es gibt immer viele gute Gedanken im Netz – auf Peter’s Blog „Peregrinatio“ findet man viele davon. Ich verlinke gern seine 7. Nachlese vom Emergent Forum und zitiere einen Appetitmacher:

„In vielen kritischen, ängstlichen oder polemischen Reaktionen auf das Reizthema Emerging Church wird immer wieder unterstellt, hier finde ein Ausverkauf des Evangeliums an den Zeitgeist statt. Dass das Evangelium (oder das, was wir eben dafür halten) schon längst mit der Moderne verheiratet ist (vgl. den letzten Post) wird in der Regel nicht wahrgenommen.Das Bemühen um ein Verstehen überwiegt die Kritik an der Postmoderne bei vielen, die sich an der emerging conversation beteiligen. Das wird dann sofort als Kritiklosigkeit interpretiert – zu Unrecht. Natürlich geht es auch darum, Gegenkultur und Kontrast zu leben. Aber eben nicht in einer weitgehenden oder gar völligen Verweigerung. Gegenkultur kann man nur mit den Mitteln der jeweiligen Kultur ausdrücken, aber nicht mit den Formen und Begriffen früherer Epochen.Wer das versucht, verwechselt Gegen- mit Subkultur. (…)“

Das mag den einen nicht interessieren und den anderen hart treffen, aber erlaubt muss die Frage sein: In welcher Kultur leben wir eigentlich und leben wir das Evangelium das Jesus mit Wort und Tat in seiner Kultur ganzheitlich kommuniziert hat in unserer Kultur, in unserem Leben aus?

Die negative Form der Frage ist vermutlich eher: Wie hat die Kultur der Frommen das Evangelium reduziert, verwässert und verändert? Dahinter stecken natürlich noch eine Menge theologischer und kultureller Fragen, aber ich finden den Post von Peter wirklich gut und denke gern mit ihm darüber nach. Und versuche mir auch Rechenschaft darüber zu geben, was das Evangelium Jesu bedeutet und Buße zu tun, wo ich es durch mein althergebrachtes Denken und Handeln verwässert habe. Darum bin ich so gern Teil der Emerging Konversation. Und was das ist kann man bei Hufi gut aufgelistet finden…

(Hier findest Du die Liste der Leute, die am reden sind…) 

Brian McLaren und Jason Clark: Der Mittwoch

Ein wenig weiter aus meinem Tagebuch:

Etwas müde geht es Mittwoch morgen los. Frühstück und erste Gespräche. Es sind witzige Leute, die einen guten Sinn für Humor haben. Mittlerweile hat sich mein Englisch wieder eingestellt und die Verständigung klappt ganz gut. Auf geht es zum ersten Studientag in Tabor – ich bin etwas nervös – klappt das alles? Nachdem wir angekommen sind baue ich die Kamera auf und sitze hinten mit zur Besprechung und dem Gebet mit dem Schulleiter von Tabor und noch zwei, drei anderen Leuten. Der Saal füllt sich – es sind mehr Leute als gedacht. Ca. 300 haben sich aufgemacht und ich sehe bekannte Gesichter. Ich habe zu wenig gelesen, um einschätzen zu können, was Brian sagen wird – mein Eindruck bis jetzt war eher: Wie kann ein so netter Mann so viele Kontroversen auslösen? Er erklärt was Emerging Church ist und hält dabei eine wunderbare Balance zwischen einer Verengung des Begriffs und einer Zerfaserung in „Was emerging church alles noch so sein kann“. Wie er das macht? Er wechselt das Bild:Kuchen?

Emerging Church ist nicht ein neues Stück vom ohnehin schon zu stark aufgesplitterten Kuchen. Aber das ist genau das, was viele Leute denken. Emerging Church ist die nächste Welle, die Willow Creek ablöst und es gibt jetzt bald Bücher, Videos und was weiß ich…

Vielmehr ist emerging church das, was man im Bild eines Baumes verstehen kann. Ein Baum wächst in die Breite, jedes Jahr ein Jahresring mehr. Hier findet seine Auseinandersetzung mit der Umwelt statt. Weiterlesen

Brian McLaren in Deutschland: Der Dienstag

Kleiner Auszug aus meinem Tagebuch vom Dienstag den 27.12.07

Mit der Information, dass Brian McLaren um 9:15 Uhr ankommt und der zusätzlichen Information, dass Peter Aschoff durch einen defekten Zug erst spät ankommen wird, holte ich am Dienstag Brian McLaren vom Flughafen ab. Ich nehme mir vor „Mr. McLaren“ zu ihm zu sagen.
Brian war müde, aber einfach nett – ich begrüße ihn natürlich mit „Hi Brian“ und er lacht. Es ist immer wieder unglaublich mitzuerleben das Menschen, die so viel bewegen so nett, interessiert und offen sind. Wir haben zusammen auf die Ankunft von Jason Clark gewartet. Und geredet. Brian wollte so viel wissen – eine Frage, die mich bewegt hat war die Frage wie ich mich gefühlt habe, als ich herausfand, dass ich zu dem Volk gehöre, das den Holocaust verschuldet hat.

Schon ganz zu Anfang fällt mir auf, dass ich nicht in der Gegenwart eines berühmten Redners bin, sondern da ein Mensch sitzt. Wir reden über Gott und alles was damit zusammen hängt, über Politik und Amerika, Deutschland und die Welt. Brian erinnert mich irgendwann daran, dass wir ja Jason abholen müssen. Weiterlesen

Schrottys Zweifel

Ich schreibe diesen Post auf einen Post von Schrotty. Ich weiß nicht, ob es eine Antwort werden wird, eher ein Gedankenspiel.

Was für eine Beziehung haben Glaube und Zweifel? Schaut man in den Jakobusbrief so ist man ernüchtert, sieht man Jesus in Getsemaneh an, ermutigt. Zweifel. Ich würde gern über den Zweifel als Frage und nicht als Zerstörer nachdenken. Descartes hat den Zweifel zur höchsten Beurteilungsform erhoben, ich würde ihn gern als Wegbegleiter der Echtheit sehen. Totalitäre Antworten ersticken sowohl die Fragen als auch den Prozess des Findens und immer wieder Findens. Johannes 15, 7 gibt uns immerhin den Hinweis darauf, dass Nachfolge ein Prozess ist. (Warum sollte Jesus sonst davon sprechen, dass seine Jünger „werden“ sollen?) Für mich sind ehrliche, zweifelnde Fragen schon immer wertvoll gewesen. Meine erste Predigt (eine Dialogpredigt mit Edith Höll im zarten Alter von 16 Jahren) ging um Thomas, den Zweifler – ich denke nicht, dass Jesus seinen Zweifel gerügt hat – eher sein Wunsch nach absoluter Sicherheit. Diese gibt es nicht im Glauben und genau darum denke ich der fragende Zweifel ist so enorm wichtig. Demütig muss er sein, der Zweifelt, nicht seinen Hochmut hinter dem Zweifel verstecken (ich weiß es ohnehin besser), ehrlich mit sich selbst und dem anderen, weder Zweifeln um des Zweifelns willen, noch das Feste des anderen mutwillig zerzweifeln suchend. Andere mögen sich dessen sicher sein, was man selbst bezweifelt.

Fragen und Suchen sind Dinge, die Jesus positiv gewertet hat, weder Nikodemus findet eine verschlossene Tür, noch heißt es, dass der Suchende nicht eingelassen wird. Wenn man Petrus anschaut, so kann man einen Zweifler (Jesus hat überdeutlich gemacht, dass sie zu allen Völkern gehen sollen und er weigert sich mit den Heidenchristen zu essen.) sehen, den Gott gebraucht.

Letztlich frage ich und hinterfrage ich und zweifle selbst an der Botschaft, die Gott uns gegeben hat und das bringt mich immer wieder dahin zu glauben. Oft bringt mich eine gute Frage näher an Gott heran als eine zu klare Antwort. Mein Weg ist die Ehrlichkeit und das Reden – mit Wenigen, mit Vielen unpassend oder passend. Offenheit auch im Zweifel und der Schwachheit bringt uns zusammen und den anderen vielleicht zu der Aussage: „Du auch, ich dachte schon ich wäre allein mit meinem Zweifel“.

Soweit mal meine Gedanken – etwas spät, aber doch noch. Liebe Grüße

Brian McLaren, Jason Clark und Emergent Deutschland

Noch etwas müde sitze ich wieder zuhause und versuche ein wenig die letzten Tage zu reflektieren. Am Dienstag den 27.11. kamen Brian McLaren und Jason Clark am Flughafen in Frankfurt an und ich durfte zusammen mit Peter Aschoff ihr Begleiter und Fahrer bis Sonntag sein. So kam ich in den Genuss drei wunderbare, humorvolle, spontane, witzige Menschen zu erleben, die enorm viel zu sagen haben. Es wird einige Posts brauchen, bis ich meinen Eindruck erklärt habe.

Die Eckdaten sind erst einmal:

Mittwoch: Studientag 1 in Marburg mit ca. 300 Teilnehmern. Wunderbarer Tag, alle noch frisch und ausgeruht, viele Gespräche und Kontakte, z.B. zu Gofi Müller oder einem der Dozenten am CVJM Kolleg in Kassel. Und natürlich in allem Brian und Jason. Hammerleute.
Donnerstag: Studientag 2 in Hamburg. Nach langer Fahrt und kurzer Nacht überraschend in der St. Petri Kirche in Hamburg, direkt an der Mönckebergstrasse. Das Gemeindehaus war zu klein. Tiefebene, den ich dort getroffen habe (und auch mal offline getroffen Pastor Sändy) bloggt zwölferlei über diesen Tag. Brian, Jason und Peter fahren von Hamburg mit dem Zug zurück, weil es schneller geht. Tobias Künkler ist aber mein Beifahrer und wir haben jede Menge Spass und endlich mal Zeit zum Reden. Tolle Sache. (ein kleiner Bericht von der emergent Seite)
Freitag:
Tagsüber mit Brian, Jason, Peter, Tobias und seiner Freundin Mareike in das Doku-Zentrum im ehemaligen Reichstagsgebäude gewesen. Krasse Ausstellung. Die NS Zeit ist etwas, das man ein ganzes Leben lang verstehen lernt. Und mit der Sicht eines Engländers und Amerikaners noch einmal tiefer. Abends erzählt uns Brian etwas über sein neues Buch „Everything must change“. Geschichten. Spannend.

Ich stoppe mal hier – es soll ja nur ein Appetitanreger sein. Es ist viel wichtiges passiert. Die Vorträge und Materialien wird es auf emergent-deutschland geben. Ein paar Bilder schon hier.

Ãœber „nachvollziehbar“

Simon postet mutig (ich denke, er hat vorher gefragt, ob er dieses Gespräch posten darf…) ein Zwiegespräch zweier Leute auf dem Symposium in Greifswald. Darin unterhalten sich zwei über ein Café das die Gemeinschaft des einen betreibt. (Lest es einfach es lohnt sich!)

Ganzheitlichkeit und Gottes Botschaft ausleben ist immer noch ein radikaler Schritt. Ich bin glücklich aber auch hier nicht viel sagen zu müssen (bald wacht meine Tochter auf und der Umzug rückt immer näher), denn Hufi macht sich sehr gute Gedanken. Ich darf ein wenig zitieren, Hufi?

„Neben der Frage, ob etwas nachvollziehbar ist, über die ich gestern schrieb, gibt es noch einen weiteren wichtigen Grund, warum es traditionell-evangelikal denkenden Menschen schwer fällt, “emergentes” Handeln und Denken zu verstehen: Die aufgehobene Trennung zwischen säkular-weltlichen und sakral-göttlichen Dingen.
Eddie Gibbs & Ryan K. Bolger schreiben darüber in Emerging Churches ein ganzes Kapitel (Kapitel 4: “Transforming Secular Space”):

Bei “Sakralisation” [dem Prozess alles im Leben sakral/geistlich/heilig zu machen] geht es in Emerging Churches um eine Sache: Die Zerstörung der sakral/säkular-Aufteilung der Moderne. Die Moderne war geprägt von der Geburt der Idee des säkularen Raums, das ist die Idee eines Bereichs ohne Gott. Vor dieser Zeit waren in jeder Kultur alle Bereiche des Lebens geistlich; es war unmöglich einige Handlungen als “religiös” und andere als nicht zu bezeichnen. […]
Der Postmoderne (oder Nicht-Moderne) geht es um die Heiligkeit des ganzen Lebens. Für Emerging Churches bedeutet das, das ganze Leben an Gott in Anbetung zu übergeben und das Handeln Gottes in ehemals ungeistlichen Dingen oder Aktivitäten zu erkennen.

[Gibbs/Bolger, Emerging Churches, 66 – eigene Ãœbersetzung]

Wenn ich von dieser sakral/säkular-Aufteilung ausgehe, kann ich natürlich den Sinn eines Cafés ohne klar evangelistisches Ziel nicht so gut erkennen. Auf diese Trennung bzw. auf die Nicht-Trennung weisen auch Onkel Toby und Depone in ihren Kommentaren hin.“ (Quelle: Ein Augenblick.de)

Ich muss bekennen, dass ich das immer noch nicht wirklich verinnerlicht habe, sondern zunächst noch immer eine gedankliche Schranke überwinden muss, denn Prägungen verschwinden nicht leicht. Ich kenne Gespräche dieser Art und das „Nicht verstehen können, warum man etwas so und nicht anders macht“. Neulich hat mir jemand gesagt: „Nachdem ich den Blog Tiefebene“ gelesen habe, habe ich endlich verstanden, was du sagst. Gut, dass es so viele Leute gibt, die sich über ähnliche Sachen Gedanken machen und dann auch noch darüber schreiben.

Emergent Deutschland

Emergent LogoGestern ist die Seite von Emergent Deutschland online gegangen. Einige Leute haben sich seit Februar diesen Jahres überlegt dem Dialog über emergente Entwicklungen in Deutschland eine Basis zu geben. Was mich besonders fasziniert dabei ist der einladende Charakter der Geschichte – sehr fein geht aus der Webseite hervor, dass mit „wir“ nicht ein exklusiver, elitärer Kreis gemeint ist, sondern Leute, die angefangen haben den Dialog miteinander und mit anderen zu suchen und die sich wünschen, dass viele Leute diesen Dialog aufnehmen und sich vernetzen.

Es gibt sogar schon eine erste Veranstaltungsreihe mit einem der Gründer von Emergent US, Brian McLaren Ende November und dem Leiter von Emergent UK, Jason Clarke. Ein Studientag in Marburg, ein Studientag in Hamburg und das Emergent Forum in Erlangen sollte es einigen Leuten in Deutschland möglich machen Teil der Sache zu werden. Ich bin auf die Entwicklung gespannt – sehen wir uns an einer der Tage?
Emergent Forum Banner

Persönlichkeiten, Vertrauen und Emergenz in der Wohnung

Gestern haben wir den Persönlichkeitstest, den ich verlinkt habe in der Kleingruppe gemacht. Es waren recht viele Leute und darum etwas unruhig. Mein Hauptgedanke war diesmal von einer anderen Richtung als „Gaben“ zu kommen und darüber zu reden, das wir als unterschiedliche Persönlichkeiten zusammengestellt sind.

Ich musste feststellen und interpretiere es schlicht so, dass wir als Leute, die da gestern zusammen waren (wir waren so 16 Leute) uns schon einigermassen kennen und einschätzen können. (Toll war dabei auch, dass ein paar sich was zu essen gemacht haben, Emilia und Mirja ganz natürlich dabei waren und sich das alles wieder sehr nach Leben angefühlt hat…) Ob das positiv oder negativ ist („alle Not kommt vom Vergleichen„) vermag ich nicht letztlich zu klären, aber ich glaube, dass das Thema „Einheit in Unterschiedlichkeit“ eines ist, dass wir schon lange und gründlich behandelt haben.

Wir brauchen das vermutlich längere Zeit nicht mehr, es sei denn unter der Ãœberschrift „Konflikte in der Gemeinschaft“ die Entstehen schnell, wenn man die Wertschätzung für die Unterschiedlichkeit des anderen verliert. Manchmal kann ich mich nicht so recht entscheiden, ob wir in der Wohnung einen gemeinsamen Traum leben oder ob wir noch längst nicht da angekommen sind, wo wir hinwollten, beides hoffentlich.

Zurück ist die Vision etwas zu ändern, zu vergrößern, nein zu verbreitern, denke ich. Vieles entsteht im Moment – Emergenz (langer, komplexer, aber guter Artikel in der Standford Encyclopedia of philosophy) ist dabei ein Wort, dass vieles von den Prozessen beschreibt, die gerade am laufen sind. Und so ist nicht vorhersagbar, was genau geschehen wird, aber zusammen sind wir mehr als die Summe unserer Einzelteile.

Ich hoffe wir lernen die Lektion, dass nicht immer alle beteiligt sein müssen und können, dass die Gaben und Fähigkeiten der einzelnen Persönlichkeiten nicht immer alle gefordert sind, sondern öfter auch nur die von einigen wenigen. Trotzdem haben wir durch die Gemeinschaft Anteil an dem was den anderen an Gaben anvertraut ist. Ich bin sehr stolz und glücklich über das was andere können und ich nicht. Und was andere tun, wenn ich nicht dabei bin. Interessant, oder, dass das Wort „Vertrauen“ immer öfter auftaucht? Haben wir Vertrauen zueinander? Vertraust Du der Gemeinschaft von der Du ein Teil bist, auch wenn die anderen so erschreckend anders sind und Dinge anders sehen? Eine praktische Auswirkung davon ist loslassen, aufhören kontrollieren zu wollen und vertrauen. Wann hast Du das das letzte Mal getan?

Abendmahl

Was ist, wenn Leute zusammen sitzen und reden. Darüber ob Jesus real ist oder nur erträumt. Was ist, wenn Jesus irgendwie da ist, irgendwie nah und irgendwie real.

Und dann legt man ein Brot in die Mitte. Und liest einen Text, vielleicht Matthäus 25. Das Gespräch wird ernster, man wird getrennt bei diesem Jesus. Was ich tue hat Auswirkungen? Dann doch der Ausweg aus der Sackgasse. Welche Rolle spielt eigentlich der Glaube? Muss ich glauben und was ist Glaube wert? Fragen, nicht beantwortet aber ausgesprochen. Liebe handelt selbstlos? Ehrlich? Plötzlich: Ganz viel Wirklichkeit, ganz viel Wahrheit, ganz viel Ehrlichkeit

Dann öffnet der Korkenzieher eine Flasche Wein und wir giessen ein, voll, überlaufend, überfliessend. Wir sprechen uns zu, dass Jesus wirklich da ist. Dass er wirklich für uns gekommen ist, wirklich für unsere Beziehung zu Gott starb. Die Worte werden Realität, mehr fliesst als nur Wein (und auch der Traubensaft) – wir beten. Kostbarer Abend. Kostbare Wirklichkeit. Jesus ist.

Das Bild ist danach entstanden. Abendmahl danach