Josh Packard’s Erkenntnisse

Bei dem Treffen in Houston war ein junger, angehender Doktor als Beobachter dabei – Josh Packard. Er hat in seiner Doktorarbeit unterschiedliche Emerging Churches in den USA (protestantischer Ausrichtung) genauer unter die Lupe genommen unter dem Titel:Organizational Structure, Religious Belief and Resistance: The Emerging Church.

This research provides important insights into both why and how Emerging Church congregations are thriving at this particular point in history. Specific strategies are being employed in order to promote a kind of church which resists institutionalization rather than trying to put forth a new model of church.“ (Diese Untersuchung ermöglicht Einsicht in das warum und wie Emerging Church Gemeinschaften sich im Moment so gut entwickeln. Bestimmte Strategien werden eingesetzt, die eine Kirche fördern, die sich einer Institutionalisierung und damit einerFestlegung widersetzt. Ziel dieser Kirchen ist es nicht, einfach eine neue Kirchenform modellhaft zu generieren) 

Er stellt eine Zusammenfassung seiner Arbei als Artikel zum Download auf seinem Blog vor. Seine vier Hauptpunkte sind dabei:

  • Be intentional! (Tu das was Du tust sehr bewußt! – das hat er mir in Houston schon gesagt) – meint, dass sich Routine und Institutionalisierung langsam und verborgen einschleicht. Nur das bewußte Hinterfragen und bewußte Handeln wirkt dieser schleichenden Festlegung entgegen. (Key Point: The members of an organization must consciously resist institutionalization in order for the rersistance to be prolonged and succesful.)
  • Don’t reinvent the wheel! (Erfinde das Rad nicht neu!) Es geht den Gemeinschaften, die er untersucht hat nicht darum alles neu zu erfinden, vielmehr darum nicht den einen, besten Weg zu finden, sondern den der Situation angepassten, besten Weg. Dabei können unterschiedliche Modelle (in einer Gemeinschaft hat man drei unterschiedliche Wege zur Entscheidungsfindung parallel eingesetzt – Konsens, bürokratisch und ein Experten-Entscheiden Modell), ohne sich auf einen Weg festzulegen. Das Ziel ist hier wichtig – es geht ihnen nicht darum das Modell zu finden, sondern einfach nur ‚ihr Modell‚, das für sie, kontextuell angepasst und von Moment zu Moment der Veränderung unterworfen, passt. (Key Point: Successful resitance involves avoiding routines, not creating a new model.) 
  • Use Professionals Wisley (‚Professionelle Hauptamtliche sollten mit Bedacht eingesetzt werden‘) Hauptamtliche sind Experten auf vielen Gebieten des Gemeindelebens – in den untersuchten Gemeinschaften werden ihnen die Rollen eingegrenzt und vieles von ehrenamtlichen erledigt. Das ermöglicht schnelle Reaktionen auf Veränderungen, z.B. können Angebote, die keine Akzeptanz erfahren, schnell eingestampft werden, weil keine Stelle daran hängt, dass es dieses Angebot gibt. Es gibt kein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis von daher können Ressourcen an die Stellen kommen, wo sie tatsächlich gebraucht werden, statt etwas professionell erledigen zu lassen, weil „man das ja immer schon gemacht hat“ (Key Point: The role of proessionals (e.g. Pastors) must be limited for succesful resistance.)
  • Compel Questioning (bringe Deine Gemeinschaftsleute ins konstante Hinterfragen ihrer Glaubenswerte). In vielen Organisationen gibt es ein Fundament an übereingekommenen Glaubensaussagen. Dieses wirkt sehr oft exklusiv – in den untersuchten Gemeinschaften sind diese fundamentalen Aussagen dagegen eher breit und inklusiv in ihrer Ausrichtung. Scheinbar gab es jedoch hier auch die meisten Fehlschläge, denn die Gemeinschaften haben es häufig nicht geschafft ihre Teilnehmer zu dem Hinterfragen ihrer eigenen Glaubensgrundsätze innerhalb eines konstanten Prozesses zu bringen. Hinterfragt eine Organisation oder Gruppe nicht regelmäßig ihre Grundsätze, wird sie sehr schnell statisch, selbstverständlich und institutionalisiert. Das ständige Hinterfragen ist eine wichtiger Wert!
  • Die Zusammenfassung hat 7 Seiten und ist teilweise sehr dicht, wie man es auch erwarten sollte von einer Zusammenfassung einer Doktorarbeit, aber eine echte Hilfe. Mir hilft es im Rückblick Fehler zu sehen und mir neu Gedanken zu machen, wo mein Leben und die Gemeinschaften in denen ich stehe so hingehen. Vielleicht ist es ja auch was für Dich? Für Ergänzungen und Kommentare bin ich immer dankbar!Josh bloggt und ist ebenfalls offen für Kommentare!

    Peter Rollins nächstes Buch: The Fidelity of Betrayal

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    Eins muss man Peter Rollins lassen – er setzt Denktrends. Mit seinem neuen Buch macht er genau da weiter, wo er mit „How (Not) to Speak of God“ aufgehört hat und treibt „Heretical Orthodoxy“ auf die Spitze, indem er fragt: „What would Judas do?“

    Rather, by asking whether Jesus would betray Christianity as Judas betrayed Christ, I am asking if Jesus would plot the downfall of Christianity in every form that it takes. Or rather, to be more precise, I am asking whether Christianity, in its most sublime and revolutionary state,always demands an act of betrayal from the Faithful. In short, is Christianity, at its most radical, always marked by a kiss, forever forsaking itself, eternally at war with its own manifestation. (Indem ich frage, ob Jesus das Christentum in genau der gleichen Weise verraten würde, wie Judas Christus selbst verraten hat, frage ich, ob Jesus den Untergang des Christentums in jeglicher Form, die es annehmen kann, vorbereitet. Oder, um es noch genauer auszudrücken, frage ich, ob das Christentum in seinem denkbar Besten und Revolutionären Status nicht einen ständigen Verrat seiner Treusten Anhänger fordert. Zusammengefasst: Ist das Christentum, da wo es am radikalsten Ausgelebt wird, immer von diesem Kuss gezeichnet, ewig sich selbst verleugnend und immer im Krieg mit seinen unterschiedlichen Formen liegend. Aus der Einleitung Übersetzung Björn Wagner)

    Ich verstehen schon auf diesen ersten Seiten ein wenig von dem, wo Peter Rollins hin will und stelle fest, dass er eines meiner Herzensanliegen in Worte fast: Erneuerung, Hinterfragen von Strukturen, seien sie Organigramme oder Gedanken, sind sie aus Stein gebaut oder Schemata in den Köpfen der Menschen. Verrat üben und den Judaskuss als Teil radikaler Nachfolge zu sehen. Ich freue mich auf dieses Buch und seine drei Teile, die laut Rollins untrennbar miteinander verwoben sind (The word of god, the being of god, the event of god) und auf meine Reaktionen in meinem Leben auf diese Gedanken. Ich ahne, dass diese Judaskuss seinen Preis hat in beide denkbare Richtungen. Ich bete, dass mein Leben ver-folgen kann, was Nach-folge in diesem Zusammenhang heißen mag. Lies das erste Kapitel als pdf. Emergent Village schreibt auch darüber, genau wie Existenialpunk (1 Exzerpts / 2 Notizen von Peter Rollins)Peter ist ein Mann, mit dem ich gern einmal sprechen würde. Wie vermutlich viele andere auf diesem Planeten auch. (Link)

    Dicke Scheiben von der Kirche Englands

    Dicke Scheiben sollte man sich abschneiden von der Kirche Englands. Zumindest im Bereich der Landeskirche (solltet ihr das noch nicht gelesen haben: Sandy, Simon, ist hier die Aufforderung…) Nicht nur mit der Initiative der „Fresh Expressions of Church“ geht es da voran, nein, es soll eine „principled and careful loosening of structures“ (auf Prinzipien gegründete und vorsichtige Öffnung der Strukturen) der gesamten Kirche geben. Das zumindest steht auf Seite 6 des „Codes of Practice: Mission Initatives“ und wird weiter ausgeführt. Es soll möglich sein die Parochiegrenzen aufzulösen und auch andere Wege der Ordination für Gemeindegründer zu finden, denn nicht jeder hat eine Pastorale Begabung, viele sind auch Pioniere oder Entwickler. Und das sogar nachdem eine Initative gegründet wurde.

    Zum finden ist es bei Jonny Baker, der kaum genug Lob über diese Entwicklungen loswerden kann:

    „this must be the biggest change in the church of england for many decades. rowan williams carries a vision for what this legislation makes real – a truly mixed economy church.“

    Jonny führt alles auf den vor viereJahren erschienen Bericht „Mission-shaped church“ zurück und zeigt auf, dass ein Team von Leuten, die viel geschrieben und viel geredet haben im Hintergrund diese Entwicklung so rasant und konsequent gebracht hat. Mark Berry, den ich in Houston kennen lernen durfte, begrüßt diesen Schritt sehr und schreibt in den Kommentaren:

    „it looks like the place for communities like ours (safespace) to find some sense of connection and belonging.“

    Bleibt zu hoffen, dass wir in Deutschland eine Landeskirche erleben, die lernbegierig ist und offen für die „faithful radicals“, die es auch hier gibt. Es gäbe noch viel mehr zu schreiben, über die feste Verwurzelung der Kirche von England in den Inkarnationsgedanken und der Freiheit für Initiativen, die es jetzt schon gibt. Nur diese 5 Punkte hier sind schon einfach klasse:

    The Anglican Communion has identified five marks of mission:

    • to proclaim the Good News of the Kingdom
    • to teach, baptise and nurture new believers
    • to respond to human need by loving service
    • to seek to transform unjust structures of society
    • to strive to safeguard the integrity of creation and sustain and renew the life of the earth.

    Ich freue mich auf jeden Fall Ende Juni mal in Sheffield vorbei zu schauen und Jürgen Baron zu besuchen und George Lings von der Churcharmy dabei wieder zu sehen. Ach es gibt so viel zu lernen…was denkst Du über die Entwicklungen in England? Wie sollte die Kirche in Deutschland reagieren?

    UPDATE: Peter Aschoff schreibt auch etwas zu diesem Thema – lesenswert!

    Ãœber Freunde und „Communitas“…

    Bin grad müde, bissl kränklich und fertig, weil Emilia nachts nicht so gut schläft – sie bekommt vermutlich wieder VIELE Zähne auf einmal. Darum haben Sabbe und Johannes einen großen Teil der Vorbereitungen für den Gottesdienst übernommen. Vorhin haben wir zu viert den Gottesdienst für morgen geplant, vielleicht eher ausgeheckt könnte man sagen. Ich bin sehr dankbar, jetzt ein wenig ruhiger machen zu können und für die Leute, die Gedanken beisteuern und wohl im Moment Interviews in der Stadt drehen…es könnte morgen wieder einer dieser Gottesdienste werden, die uns selbst mindestens genauso wertvoll sind, wie den anderen. Ich bin gespannt und glücklich. Danke an Euch treuen, tapferen Leute! Danke für alles mithelfen und mittragen. Wir sind tatsächlich im Kleinen das, was wir predigen – Freunde und Communitas, Gemeinschaft, die für den anderen weite Wege geht und nicht aufhört. Und was für einen Spaß und wie viel Sinn erleben wir dabei…

    Brian Mclaren und Andrew im Gespräch über „Everything must change“

    31LcP1t0xEL.jpgGerade bin ich über interessante Rückfragen von Andrew Jones gestossen, der Brian McLarens Buch „Everything Must Change: Jesus, Global Crises, and a Revolution of Hope“ gelesen hat. Er fragt Brian direkt:

    1. (sinngemäß) Warum erzählst Du in deinem Buch nichts über die Kirche als Gottes primäres Mittel zur Ausführung seiner Mission? Das hast Du schon vorher getan – hat sich daran etwas geändert?
    2. (sinngemäß) Ich vermisse etwas die Hoffnung auf das Leben nach dem Tod, die eschatologische Hoffnung auf die Wiederherstellung aller Dinge. Bist Du von diesem Punkt der christlichen Orthodoxie abgekommen oder konzentrierst Du Dich bewusst auf eine immanente Sicht der Dinge, um Deinen Punkt zu verstärken?
    3. Es scheint mir so zu sein, dass Du in deinem Buch fast unreflektiert die Befreiungstheologie unterstützt und mit keinem Wort kritisch siehst, wie z.B. David Bosch das tut. Wie kommt das? (Andrew wird in der Antwort stark zurechtgestutzt…)

    Der Dialog, der daraus entsteht ist lesenswert – ich habe keine Zeit ihn zu übersetzen, leider. Auf Englisch geht es hier entlang…

    Eine deutsche Rezension des Buches gibt es hier.

    ZeitGeist: Die Verwurzelung der Gemeinde in der Kultur

    Nachdem es schon ewig lange draussen ist, fallen mir bei der Nachlese einige Dinge an „Zeitgeist“ wahnsinnig positiv auf. Zum einen das Blog, das die Möglichkeit eröffnet interaktiv seine Meinung zu dem Buch zu bekunden (das sollte sich viele Autoren zum Beispiel nehmen und den Mut haben transparent und zugänglich zu sein), zum anderen die teilweise ganz hervorragenden Artikel.

    In vier Seiten schafft es Tobias Faix uns Christen eins zu verplätten und deutlich zu sagen: Unsere Gemeinden in Deutschland haben, nach oft kreativen Anfängen, die deutliche Tendenz sich in der „Bürgerlichen Mitte“ anzusiedeln. Dies scheint dann auch die Gottgegebene Lebensweise zu sein und ebenfalls auch die Gruppe derer zu definieren, denen man das Evangelium verkünden möchte – die „Zielgruppe“. Laut dem hervorragenden Sinus Report (hier gibt es eine Analyse unserer Gesellschaft als Grafik, sehr interessant!!!) macht diese „Bürgerliche Mitte“ gerade mal 15% der Bevölkerung Deutschlands aus. Ich zitiere einmal etwas länger aus „ZeitGeist“ (es hilft die Grafik angeschaut und die Beschreibung gelesen zu haben, bevor man das Zitat liest):

    „Zum anderen, wo liegen denn die meisten Gemeinden? Dieser Gedanken deprimiert mich, da die meisten freikirchlichen Gemeinden aus der bürgerlichen Mitte stammen, die meisten Kirchen bestehen aus ‚Traditionsverwurzelten‘. Das ist grundsätzlich in Ordnung, die prägende Kultur, aus der Menschen kommen, wirkt sich auch auf Glauben, Gemeinde und Theologie aus, aber es gibt ja noch einige ‚Kartoffeln‚ mehr links, rechts, oben und unten! Was ist mit denen? Wer lebt in der Kultur der Hedonisten oder Konsum-Materialisten und baut mit deren Mitteln Gemeinde? Das sind die Herausforderungen der Gegenwart.“ (ZeitGeist, S. 40, Hervorhebungen meine)

    Tobias weiß dabei von was er redet, denn empirische Forschung ist sein Spezialgebiet – er hat sogar ein Institut gegründet (empirica). Seine Aussagen decken sich mit dem, was Alan Hirsch schon vor einiger Zeit über die Gemeinden Australiens gesagt hat (mein Post vom 24.12.2006 und das Bild unten). Was passiert aber, wenn man etwas neues wagt? Auch hier findet Tobias klare Worte:

    „Statt das Gemeinden froh sind dass sie sich gegenseitig ergänzen, vergeistlichen sie ihre Strukturen und kulturellen Werte und lehnen die anderen Gemeinden ab. Dies gilt übrigens für alle möglichen Seiten, was den einen zu engstirnig und spießig ist, ist den anderen zu abgedreht und unbiblisch. Dabei geht es meist nicht um eine echte theologische Auseinandersetzung, sondern um eine gesellschaftsrelevante Umsetzung von Folklore, das heißt, die kulturellen Aspekte wie Kleidung, Gebetsformen, traditionelle Gottesdienstabläufe, Liedgut, Sprache, Bibelübersetzung etc. spielen eine größere Rolle als die geistliche Haltung. Dies ist sehr bedenklich und zeugt von fehlender Selbstreflexion und geistlicher Arroganz.“ (ZeitGeist, S. 41, Hervorhebungen meine)

    In vier Seiten wird also auf den Punkt gebracht, wie Kultur und Gemeinde jetzt schon verwoben sind – den Emerging Church Menschen wir allerorts vorgeworfen die Kultur und Gemeinde zu vermischen, dabei wird übersehen, dass sie bereits vermischt sind. Brian McLaren antwortet auf die Frage, „warum er denn das Evangelium so verwässert“ immer mit der Gegenfrage ob wir es nicht schon verwässert haben und es nur nicht mehr sehen können. Warum müssen sich gute und wichtige Initiativen immer zuerst gegen die harsche Kritik der Frommen wehren, die noch vor 10 Jahren harte, biblische Debatten darüber geführt haben, ob man ein Schlagzeug im Gottesdienst benutzen darf?Ich schliesse mit dem Abschluss des Artikels (und bedanke mich bei Tobias Faix und Thomas Weißenborn für ihre Initiative und das längst überfällige „ZeitGeist. Kultur und Evangelium in der Postmoderne“):

    „Hier gilt es Vorurteile abzubauen und einander stehen zu lassen. Bevor man seine Geschwister verurteilt sollte man das Gespräch mit ihnen suchen und aufeinander zugehen. Unterschiedlichkeit war, wenn wir in die Bibel schauen, noch nie ein Kriterium, einander abzulehnen.“ (ZeitGeist, S. 41)

    slide.001.png p.s. wenn Du das Buch noch nicht dein eigen nennst kannst Du es hier probelesen.

    Mein Tag beim CVJM Stuttgart

    Ist jetzt rum und es war sehr – wie soll ich sagen – fein. Ich war ganz in meinem Element und hatte vor lauter Reden, Moderieren und aufmerksam Zuhören kaum Zeit Luft zu holen. Aber es gab auch sehr viel gutes Feedback.

    Das hat mir auch wirklich viel Spaß gemacht. Danke, wenn Du an mich gedacht und/oder für den Tag gebetet hast (24-7 oder auch einfach so).

    🙂

    DoSi stellt Fragen… konkrete Reaktion Teil 1

    DoSi stellt in einem hastigen Post (wegen Zeitmangel – Danke, dass Du ihn trotzdem geschrieben hast!) sehr gute Fragen zusammen, die ich nicht zerreden mag, sondern nur darauf hinweisen.

    Eine davon schnappe ich mir und versuche aus unserem Leben eine Antwort zu geben – vielleicht ehrlicher als mir lieb ist…

    „Warum sind Gemeindeglieder zu Konsumenten verkommen?“

    Ich beschäftige mich ja im Moment besonders mit dem ganzen Thema „Konsumkultur“ und ihre Auswirkung auf unser Verhalten und darum finde ich diese Frage in meinem Leben wie ein Echo auf vielen, vielen Gebieten wieder.

    Eine mag ich Euch vorstellen – sie betrifft „Die Wohnung“ unsere Jugendgemeinschaft in der großen Familie des CVJM in Karlsruhe. Als wir gestartet sind im Sommer 2005 gab es nur wenige Konsumenten – es lag einfach daran, dass wir 6 Zimmer und 165 qm renovieren mussten. Da hat jeder mit angefasst, sei er begabt oder unbegabt. Schnell haben sich natürlich die Planer und die Fähigen herausgestellt und diese haben organisch die Führung übernommen. Legendär bleiben dabei beiden Theken (Küche und Café), die maßgeblich auf das Konto von zwei Jugendlichen gehen. Ich erinnere mich an den Augenblick, wo sie mir von dem Vorschuss den größten Teil zurückgegeben haben, weil sie ihre Arbeit so gut geplant hatten, dass sie wirklich kaum Geld benötig haben, um die Dinger zu bauen.

    Ich erinnere mich an Aktionen, wo wir mit 10 Leuten Möbel zusammen geschraubt haben – ein Event, ein besonderes Gefühl. Natürlich gab es immer die Leute, die die Möbel vorher eingekauft haben, um allen die Mitarbeit zu ermöglichen.

    Vielleicht kann man sagen, dass zu dieser Zeit etwa 60% der Gemeinschaftsleute aktiv waren, also keine „klassischen“ Konsumenten. Heute, mittlerweile 2 1/2 Jahre später sieht das etwas anders aus. Es gibt immer noch viele „Aktive“, die ein selbstverantwortlicher und eigenständiger Teil der Gemeinschaft sind, aber ich würde eher schätzen es sind so 25-30% – wir liegen da etwas höher als bei der „normalen Gemeinschaft“, aber natürlich sehr weit weg von „leading as a body“ oder einem Durchbruch bei der Konsumhaltung der anderen 70-75%. Zeit und Gewohnheit, Bequemlichkeit und „Eingezogen sein“ erklären so manches und natürlich auf meiner Seite das „Nicht genug Ermöglichen„, denn Mitarbeiter sehe ich in erster Linie als Ermöglichen der Teilhabe anderer. Teilhabe an allem, von der Mitarbeiter über Teil der Gemeinschaft sein bis hin zu Persönlichkeit entfalten und entwickeln.

    Ich muss wegen Zeitmangel diesen Post ein anderes Mal weiter führen.

    Emerging Landeskirche bei Simon

    Und weil ich der Landeskirche wieder näher komme (immerhin tatsächlich räumlich: Ich wohne im Pfarrhaus von Rüppurr – bin aber kein Pfarrer…) interessieren mich die Gedanken von Simon zu dem Thema:

    Emerging Landeskirche! 9 Thesen

    Auch wenn ich die in den Kommentaren genannte Auffassung teile, dass Simon die Landeskirche ein wenig rosarot zeichnet haben die Gedanken doch etwas. Ich empfehle sie zur vorsichtigen Lektüre, denn manch praktischer Mensch und Gottesdienstgänger ohne Sinn für theologische Diskussionen wird sich doch eher fragen: „Redet der da wirklich von meiner Kirche?“

    Dennoch sehe ich viel Potential in der Wiederentdeckung der Landeskirche, wenn sie denn lernt den „Faithfull radicals“ die gleiche Offenheit entgegen zu bringen, wie die anglikanische Kirche Englands den „Fresh Expressions of Church„. Manche Ansätze dafür gibt es ja schon…


    Was 2008 so alles passieren könnte…

    Jetzt bin ich genau 14 Tage wieder am Arbeiten und so langsam lichtet sich der Staub – ein vorsichtiger Blick auf das, was 2008 so alles passiert und passieren könnte..

    • Leitungswochenende CVJM (15-17.02.08)
    • Jugendmitarbeiterwochenende CVJM (07.-09.03.08)
    • 24/7 in der Karwoche (16.-23.03.08)
    • Referate bei der Mitarbeiterfreizeit des CVJM Stuttgart über den Emergenten Kram (20.03.08)
    • Flug nach England (evtl. 22.-29.03.08)
    • Tagung des Verbunds des CVJM (17.-20.04.08)
    • Treffen mit Alan Hirsch in Münster (25.-26.04.08)
    • Katholischer Jugendbewegungstag in Karlsruhe (weltweite Sache 10.05.)
    • Schülertag (Vernetzung und Event) in Karlsruhe (vermutlich 14.06.08)
    • Da gibt es noch mehr…

    Daneben gibt es noch ein paar laufende Sachen, die sich Auswirken auf das Jahr

    • da steht zum einen eine schöne und große Veränderung in „der Wohnung“ an – Anna und Felix heiraten, Felix zieht aus und damit verändert sich einiges. Da steckt ganz viel gutes Potential drin, ganz viel Herausforderung, ganz viel – ich kann noch nicht überblicken was das alles meinen wird.
    • Das Engagement des CVJM wird sich 2008 hoffentlich stärker auf den Dienst an der Stadt Karlsruhe erweitern. (z.B. Ferienspiele für Kinder, andere Aktionen…)
    • Gestern hatte ich jemand da, mit dem ich über eine kleine große Idee nachgedacht habe, die vielleicht bald an den Start gehen wird. (Geheimnisvoll)
    • Ein privates Ding von uns wird mit Hilfe von Beni und ein paar anderen vermutlich auch demnächst an den Start gehen und hat mit Fair gehandelter Baumwolle/Kleidung zu tun. (Geheimnisvoll)
    • Gern würden wir in den Gemeinschaften, in denen wir uns bewegen das Jahr 2008 als Literaturjahr gestalten: Rund ums Buch und rund um Lesen, Hörbücher – in Büchern erschliessen sich Welten – die eigene und fremde, neue aufregende – vielleicht ist der Titel „Gebundene Welten“ ein Arbeitstitel…(wenn euch das interessiert, meldet Euch ruhig bei mir oder Mirja…)
    • Ich würde gern persönlich mehr predigen und lehren in 2008 und Gelegenheiten nutzen ins Gespräch zu kommen. Ich habe das in den letzten 2-3 Jahren runtergefahren, aber jetzt ist es wieder mehr „dran“. (Ihr dürft mich gern einladen, wenn ihr denkt, dass das das Richtige ist…)
    • Emergent Deutschland wird hoffentlich in diesem Jahr viele Gedanken zur Diskussion beisteuern und wachsen…

    Es gibt bestimmt noch mehr, aber das ist das, was grad in meinem Kopf steckt. Das erfordert auch mehr Organisation und Disziplin als ich bis jetzt mein eigen genannt habe. Also muss ich am Lernen dran bleiben, mein GTD (Getting Things Done) ausbauen und hoffen, dass nicht allzuviel daneben geht. Zuletzt ist da noch meine wunderbare, kleine Familie, die sich wie eine Melodie durch dieses Jahr zieht und Gott, der nicht nur Rahmen und Arbeitgeber, sondern auch Freund, Helfer, Lehrer, Trainer und überall und in allem ist und sein wird.

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    Peter Aschoff schreibt über „Sünde, Kreuz und Bekehrung im Horizont der Postmoderne“

    Gehalten hat er diesen Vortrag auf der Tagung des AfeM (Arbeitskreis für evangelikale Missiologie). Mit Vergnügen habe ich festgestellt, dass Prof. Dr. Klaus W. Müller 1. Vorsitzender dieses Arbeitskreises ist – an der FTA mit Sicherheit einer der wenigen Dozenten, die mich nachhaltig menschlich und missionarisch geprägt haben durch seine Offenheit und seine wachen Fragen (er hat dort nicht immer einen leichten Stand…). Peter demonstriert in diesen 15 Seiten für mich einmal mehr, warum er ein Doktor der Theologie ist: Messerscharf, fundiert und klar positioniert er nicht nur sich, sondern liefert mit der Anwendung der Spiral Dynamics Theorie (Don Beck, Christopher Cowan) auch einen integrativen Neuansatz für das Verstehen von Sünde, Kreuz und Bekehrung. Dabei zitiert er von Berger über Bonhoeffer bis hin zu Nick Hornby oder Jonny Haeusler (besser bekannt als „Spreeblick„) und N.T. Wright, LeRon Shults, Rollins und noch einige andere…

    Der Artikel ist sehr lesenswert, wobei ich darauf hinweisen möchte, dass er etwas Konzentration (Am besten Ausdrucken, Schreibtisch, Stift, Notizblock und die Frage im Vorfeld für sich selbst geklärt: „Wie verstehe ich selbst Sünde, Kreuz und Bekehrung“?), Zeit (realistisch? Ich würde sagen ca. 45-60 Minuten, je nachdem wie man in der Materie drinsteckt oder auch nicht) und Offenheit (immer getreu nach dem Motto von Snoopy, der den perfekten Titel für ein theologisches Buch gefunden hat: „Ist Dir je der Gedanke gekommen Du könntest Dich irren?“) braucht. Hier nochmals der Link zum Runterladen. Ein wenig heretische Orthodoxie (ein Begriff von Pete Rollins aus dem Buch „How (not) to speak of god„) kann auch nicht schaden. Immerhin wurde der AfeM vorher davor gewarnt Peter einzuladen…

    Glauben und Handeln und warum die Emerging Church 2008 noch nicht am Ende ist…

    Nachdem ich einen Post von Sebastian Heck („Post-modern“ oder „most“-Modern) kommentiert habe, in dem ich mit der Frage nach der Orthopraxie also dem richtigen Handeln (Punkt 5.) zum Schluss gekommen bin, dachte ich mir: Gutes Thema um selbst etwas schreiben.

    Vielerorts wird vieles gedacht und geschrieben – seit dem es Blogs gibt sogar noch mehr und schneller als zuvor, weil man nicht warten muss bis ein Buch zum Thema erscheint – irgendwer bloggt darüber (versucht es selbst: Bei Technorati einen Begriff eingeben und staunen…). Man diskutiert und fragt sich Sachen wie:

    Was ist Theologie, was ist Emerging Church, ist Brian McLaren ein Ketzer oder ein Reformator, Leben wir in der Postmoderne oder ist die Emerging Church eigentlich nur die Vorstufe des Abfalls vom Glauben? Antworten gibt es viele oder keine und wir bleiben im Gespräch.

    Natürlich mengt sich in diese Fragen nach dem richtigen Glauben (nach der Orthodoxie) immer wieder die Frage nach dem veränderten Handeln, ähnlich meinem Beispiel der Zisterzienser, wo Klosterarchitektur und -leben sich nach der Lehre der Zisterzienser richtete (Danke übrigens für den guten Kommentar von Dirk), aber da wir zumeist nur virtuell diskutieren bleibt es bei dem Diskutieren und geht selten in die Praxis. Es sei denn wir erzählen unsere Sicht der Praxis und lassen andere daran teilhaben. Ich stelle fest, dass mich diese Geschichten am meisten interessieren, weil in ihnen unser Denken, unser Ringen um Orthodoxie, Ausdruck findet. Ich finde sie aber nur selten und ich denke das dies auch am Medium, Internet und an unserer Bescheidenheit (‚Wen soll interessieren wie unser Gottesdienst aussieht?‘ oder ‚Wie sieht das aus, wenn ich jetzt über den Gottesdienst schreibe, den ich vorbereitet habe?‘).

    Ich selbst habe meinen letzten praktischen Beitrag vielleicht hier geschrieben oder hier, je nachdem wie man das sehen mag. Dabei ist unser Handeln so wichtig geworden, vielleicht zu der einzig hörbaren Botschaft. Oft, wenn ich diese Diskussionen lese, muss ich mich zügeln nicht zu schreiben: Und wie sieht das praktisch aus? Was tust Du, wenn du zu diesem Ergebnis gekommen bist? Wenn du zu dem Ergebnis gekommen bist, dass xyz der bessere Weg wäre, warum tust du abc?

    Versteht mich jetzt nicht falsch, denn ich möchte nicht Aufpasser spielen, sondern bin echt daran interessiert, wie Handeln und Glauben zusammen passt. Und beides muss zusammen passen. Ich bin auch daran interessiert (Stichwort Dialog) wie Andersglaubende handeln und wo die Unterschiede sind. Kester Brewin hat eine interessante Vorhersage gemacht (Die Ron Kupsch, verzeih bitte, überinterpretiert hat mit seinem Post „Kommt für die Emerging Church 2008 der Kollaps?“ – Hufi hat hier zu Recht darauf hingewiesen, dass das anders gemeint war – aber die Ãœberschrift war zu… spektakulär..denke ich…):

    2008 will be about … …the collapse of the emerging church as a popular project“ in den Kommentaren spricht er aber etwas anderes an:

    Not that I think that that means ‚game over‘ for all that people like Emergent stand for – far from it actually – but I think people may increasingly assimilate those ideas into their practice without taking the name. (I think for some time this has been foreseen in the collapse in usefulness of the term ‚emerging church‘, which is so tired as a phrase it has begun to mean nothing.)
    I think people have become tired of a whole lot of talking, and want to see things actually happen… and when stuff actually happens, it tends to be quieter and create less internet hum than the talking about it. But it’s just a hunch.
    “ (Hervorhebungen von mir, Quelle: Kester Brewins Blog)
    Ich übersetze den für mich bedeutsamen Satz: „Ich glaube dass die Leute müde geworden sind über diesen endlosen Gesprächen und jetzt die Umsetzung davon herbeisehen…und wenn dann die Sachen tatsächlich ins Rollen kommen, dann wird es zumeist ruhiger und es gibt weniger Internet-Berichterstattung, als wenn man nur darüber redet ‚zu handeln‘.

    Ich bin davon überzeugt, dass es eine Balance geben muss und versuche in meinem Leben diese Balance neu zu finden, neu zu verhandeln. Denn zu oft ist der Schein des Handelns wichtiger als das Handeln selbst, als wären wir ein Generation von Internet-Posern geworden, denen leider die Substanz fehlt. Aber ich habe Hoffnung für mich und auch für die Leute, die sich danach sehnen, dass etwas passiert: Begegnungen, Beichte, Berichte, Geschichte und Geschichten. Echte Kontakte und Lebens und Kulturveränderung indem wir mit dem zusammenarbeiten, der unser Handeln schon vorbereitet hat: „Denn was wir sind, ist Gottes Werk; er hat uns durch Jesus Christus dazu geschaffen, das zu tun, was gut und richtig ist. Gott hat alles, was wir tun sollen, vorbereitet; an uns ist es nun, das Vorbereitete auszuführen“ (Epherser 2, 10 nach der NGÃœ). Ich glaube das viele echte Kontakte und mutige Fragen uns gemeinsam weiter bringen.
    Ich würde gern 2008 viele Berichte über Handeln schreiben und lesen. Und nicht Handeln, um zu schreiben oder lesen, um zu zerreden, sondern um zu lernen, beim Handeln und beim Lesen. Wie sieht es bei dir aus?

    Vorbildlicher Dialog: „Was sind die Alternativen?“ und „Wie postmodern ist unsere Gesellschaft?“

    Sehr gefreut, wenn auch noch nicht mit einem Post bedacht, habe ich mich über Mike Bischoffs Frage „Was sind die Alternativen?„. Hier greift er die teils berechtigte Kritik seitens einiger Blogs auf und eröffnet einen Dialog mit Sebastian Heck (Lebensquellen), Ron Kupsch (Theoblog) und Nunita.info (Verax Institut) (Nebenfrage: Kennt ihr Euch eigentlich? Ist schon interessant, dass keiner den anderen in dem jeweiligen Blogroll verlinkt).

    Seine Frage „Was sind die Alternativen?“ empfinde ich als sehr berechtigt, zumal ich sehr viel in systematischer Theologie in Auseinandersetzung mit der reformierten Theologie gelernt habe und konstruktive Stimmen aus dieser Richtung, wie Mike auch, eher vermisse. (In meinem Feedreader habe ich Sebastian Heck schon lange und Ron Kupsch immerhin seit seiner ‚Zeitgeist‘-Rezension und FTA Plenum) Sebastian und Ron haben auch geantwortet und in meinen Augen ist ein vorbildlicher Dialog entstanden, der fair und gut recherchiert abläuft. Sebastian stellt in seinem Antwortpost die Frage: (verkürzt dargestellt, aber ich habe es auch so verstanden, Mike) Leben wir überhaupt in der Postmoderne? Stimmt das denn, was die Emerging Church Leute uns da erzählen?

    Das habe ich mich auch schon gefragt – wunderbar ist, dass Mike hierzu schon einen Artikel verfasst hat und fundiert und balanciert antwortet (Wie postmodern ist unsere Gesellschaft?). Sein Hinweis, dass es einen Unterschied zwischen der Postmoderne als Architektonischer Bewegung sowie der philosophischen Postmoderne und der Philosophie der Straße (Bei Mike „Hütte des Lebens“) gibt ist genau die Richtung in der ich auch denke und letztere interessiert mich wesentlich mehr. „Die Welt ist im Wandel“ und unsere Gesellschaft mit ihr. Gerade die Trennung zwischen dem Elfenbeinturm der Theologie (und Philosophie) und dem Staub der Straßen ist etwas, das ich weder leiden noch leben kann. Darum gibt es auf diesem Blog zumeist auch keine hochtrabende Theologie, sondern Tagebucheinträge, sichtbare Gedanken, Fragen, aber wie ich hoffe eben viel praktisches. Dennoch ist mir der Wert von Reflexion und dem kritischen Hinterfragen über der offenen Bibel sehr bewusst. Gerade darum finde ich den stattfindenden Dialog so vorbildlich und freue mich auf die Fortsetzung und auf die praktischen Antworten, das Vergleichen der Praxis ohne die Theologie nur leere Worthülsen drischt. Ich glaube, dass wir voneinander lernen können. Und müssen. Das ist ein globales Ding, das den ganzen Leib Christi angeht. Weiter dran bleiben, weiter reden, weiter lernen. Gibt es noch mehr gute Dialoge da draußen? Ich freue mich, wenn ich wieder ein paar Links mehr setzen kann…

    UPDATE am 05.01.08: Gerade hat Ron Kupsch eine balancierte Antwort zu Mikes Post geschrieben. Ich finde das Gespräch spannend und lehrreich, wenn auch auf einem Niveau, das dem Nicht-Philosophiestudenten, Nicht-Soziologen, Nicht-Theologen das Lesen erschwert…

    Die Zisterzienser und die Frage nach der Praxis

    Bild von Amazon: DIe ZisterzienserEs gibt immer wieder Weihnachtsgeschenke, die nicht die Hüften dick machen, sondern eher den Kopf. Meine Schwiegermutter hat wieder einmal ein solches ausgesucht und mir geschenkt – den sehr fein aufgemachten Bildband „Die Zisterzienser: Geschichte und Architektur„. Anders als so viele andere Großformatige Bücher enthält dieser eine exzellente Einführung in die Geschichte des Erneuerungsordens, eine Einordnung in den geschichtlichen Kontext und weiterführend dahin wie sich die Architektur der Klöster verändert hat, um deren theologische Anliegen widerzuspiegeln. Bernhard von Clairvaux trieb dieses Anliegen voran:

    Es sollte ein Kloster gebaut werden, das den Mönchen einen Rahmen für ein ausgeprägtes Gemeinschaftsleben bot.“ (Die Zisterzienser, S. 39)

    Ich finde es faszinierend, dass die praktische Frage wie man ein Kloster baut so eng verknüpft ist mit den geistlichen Erneuerungsprozessen, die die Zisterzienser gebracht haben. Waren die Benediktiner zu stark verweltlicht, so war die Antwort der Zisterzienser, ind er Rückbesinnung auf die ursprüngliche Benediktsregel, darauf:

    Wenn möglich, ist das Kloster so anzulegen, dass alles Notwendige … innerhalb des Klosters ausgeübt werden kann. So brauchen die Mönche nicht draußen umherzulaufen, was ja ihren Seelen keineswegs zuträglich ist.“ (Benediktsregel, 66.1 und 66.6-7 in „Die Zisterzienser“, S. 49)

    Ich glaube wir leben in einer Zeit der theologischen Umbrüche und der Erneuerungsfragen – denn das Fragen, Nachfragen, Hinterfragen von althergebrachten Denkmustern wird an vielen Stellen öffentlich (z.B. im ZeitGeist-Blog). Spannend wird es für viele jedoch erst, wenn es darum geht, was diese Fragen und Diskussion für praktische Auswirkungen haben. Und da inspirieren mich die Zisterzienser: Wie müsste ein Gebäude aussehen, das die Veränderung widerspiegelt? Wie müsste eine Ordensregel aufgestellt sein, die Produkt dieser veränderten Theologie ist? Ich bin (hoffentlich) reflektierter Praktiker und darum sehr an den Auswirkungen interessiert, die der Prozess in dem ich selbst stehe und in dem ich mit anderen unterwegs bin, zeigen wird. Wie werden neue Gemeindeformen aussehen, wenn sich die Ekklesiologie erneuert, wie müssen sie praktisch aussehen, um die Veränderung widerzuspiegeln?

    Wir leben in einer spannenden Zeit, genau wie die Zisterzienser in einer spannenden Zeit gelebt haben und ich bin gespannt, wie die Antwort auf unsere praktischen Fragen, jenseits der Elfenbeintürme der Theologie, aussehen wird.