WEr?

Ein Text, inspiriert durch unsere gemeinsame Zeit beim IGW Karlsruhe heute morgen.

WEr?

Ich.

Schon seit langem.

OdEr nicht?

Was wäre, wenn ich nicht ich

sondern er wär?

Er, der schön, stark, mutig

Intelligent und wortgewand

gekleidet in Ästethetik

Gewinnend durch den WErt

Der in seinem tiefsten InnErn schlummert

und doch irgendwie nie wach geworden ist.

der AndEre ist doch viel besser,

schlanker, sieh das Spiegelbild zeigt mir

Was zu sehen ich begehr

Doch find ich in dem Anderen mich selbst nicht

mehr.

Muss ich mal Stille halten

Und drückt sie auf sein Bild

Dann ist als ob ein Beben sein Antlitz

verzerrt durch mein Gesicht.

Beleidigt geht er hinterlässt

obwohl ich anders es doch wollte

mIch

mein ich, das soviel anders

und noch nIcht ich

geworden ist.

Veränderungen…

Es ist schon lange mal Zeit um ein paar Worte zu unserer Veränderung zu verlieren.

Seit dem 01.09.2009 bin ich nur noch zu 50% beim CVJM Karlsruhe angestellt – vom Kinder- und Jugendreferenten zum Jugendreferent geworden. Warum? Wir haben im Januar ein Angebot vom Institut für Gemeindebau und Weltmission (IGW) hier in Karlsruhe bekommen, in die Studienleitung mit einzusteigen. So sind wir jetzt beide mit Ulrich Schlittenhardt gemeinsam für das Studiencenter verantwortlich.

Parallel dazu beginne ich den Studiengang „Gesellschaftstransformation“ in Marburg (berufsbegleitend – 4 Präsenzwochen/Jahr) mit dem Ziel zunächst den Master dort zu machen um dann darauf aufbauend noch eine Doktorarbeit zu schreiben.

Warum? Uns ist gemeinsam schon länger klar, dass unser Leben nicht nur in einer Sache stecken wird – zugleich praktisch zu arbeiten und darüber zu reflektieren und zu lehren ist der Weg, den wir gehen sollen. Und genau so stellt es sich jetzt dar – Vorlesungen, Studienleitung, Begleitung von Studenten, Erarbeiten von Konzepten – all das wird beim IGW stattfinden, Reflektion und Forschung haben ihrem Platz im Vorbereiten der Vorlesungen (Apostelgeschichte, Christologie, Kirchengeschichte) und natürlich im Studium in Marburg und die praktische Arbeit beim CVJM bilden genau den Mix, den wir länger schon vor Augen hatten.

Das bringt uns zu der Frage: Wie kann man damit leben?

Recht einfach – man muss in einen Rhythmus eintauchen, der wie folgt aussieht:

Bild 3.png

Natürlich werde ich und auch wir gemeinsam versuchen Abendtermine zu den speziellen Tagen zuzuordnen. Die Ausnahme ist der Freitag Abend – da werde ich in der Wohnung sein – und das ist auch gut so.

Mit meinem Coach habe ich abgemacht (und es macht auch nur Sinn), dass ich Mails, Briefe und derartiges an den Tagen beantworte an denen ich vom Rhythmus her dafür „da“ bin. Di/Mi CVJM, Do/Fr IGW und Privates eher Samstag/Montag. Das kann natürlich für den einen oder anderen von Euch bedeuten, dass Ihr länger auf eine Antwort warten müsst. Unsere Hoffnung ist, dass der Balanceakt zwischen Familie, Freunden, CVJM und IGW gut gelingen kann. Bis jetzt geht es uns recht gut damit. Und ich freue mich auf die Zeiten, die kommen werden. Mehr dazu hier – ich will auch wieder öfter schreiben.

Abwesenheitsnotiz

Einige von Euch wissen, dass ich am Freitag Geburtstag habe – 34 ist kein so stolzes Alter und wir befinden uns gerade in unserer besten Ferienwohnung bisher: In Bienenbüttel.

Nachdem unsere Schwiegereltern nach Polen in den Urlaub gefahren sind ist es ruhig und beschaulich hier, nee im Ernst – wir haben eine gute und erholsame Zeit in der Lüneburger Heide.

Ich werde also an meinem Geburtstag nicht in Karlsruhe sein – ich versuche nachzufeiern (was schwer wird, da meine Mutter am 14.06. 65zigsten hat und am Wochenende darauf Ferienspiele Vorbereitungswochende ist…)…wie auch immer…nur das einige von Euch wissen – ich bin abwesend…

Erwischt: Hurra Fortschritt

David hat mich erwischt. Dich auch?

Hurra, Fortschritt
Noch schnell mit dem Finger den Bildschirm berührt,
der hell Triviales zu Wichtigem kürt.
In Sekundenbruchteilen von mir in die Welt,
die nun Seelenbruchteile der User enthält.

Erreichbar? Und immer? Und alles berichten?
Sich zum Sichten eines jeden Verrichtens verpflichten?
Die neue Freiheit: Zermürbender Zugzwang?
Ausnahmslos ähnlicher einsamer Einklang?

Übermäßig medial mit Massen vernetzt,
gebrochen, verletzt ins Netz gehetzt,
um Eins-Null-Männchen mit Photoshop-Fratzen
mitzählend an der Oberfläche zu kratzen.(Copyright: David Westenfelder, Undichtbar )

Danke für diesen netten Tritt in den Allerwertesten.

Harry Steele, der DREI. und die Kirche

Zeit für einen kurzen Rückblick auf den Besuch von Harry und Jez, den letzten DREI. Gottesdienst. Am Donnerstag den 05. März kamen die beiden hier an und wir haben uns, ähnlich wie damals in England, auf Anhieb wieder ausgetauscht, gemeinsam gedacht und ein gemütliches Bier getrunken.

Freitag waren wir dann zunächst im ICF zu einem Gespräch, danach im ZKM in der Ausstellung „Medium Religion“ – Pflicht für alle, die sich für eines oder beide der Themen interessieren! Hammer. Danach in der Wohnung, von der Harry schon so viel gehört hatte. Es war ein gutes Treffen mit Zwiebelkuchen (Danke Juliane!) und einem guten Abend. Leider ist mir dann irgendwann aufgefallen, dass ich den Kirchenschlüssel der Matthäuskirche nicht mehr dabei habe. Dumme Sache. Durch viel Mutmachen seitens unzähliger Leute (Ihr seid die Besten!) habe ich den Abend durchgestanden. Das Thema des DREI. war ja: Blind? Und das war mein erstes blindes Vertrauen an diesem Wochenende. Vertrauen darauf, dass der Schlüssel wieder auftaucht.

Was er dann auch getan hat: Ich hatte ihn pflichtbewusst an meinen Schlüsselbund geklickt. Nur leider an den Schlüssel des Carsharing Autos, den ich dann ebenso Pflichtbewusst wieder abgegeben hatte. Da kann man dann lange suchen. Gott sei Dank haben wir ihn Samstag Nacht dann wieder entdeckt. Puh.

Samstag morgen war mir übel. Ziemlich sogar. Ich ließ mir mein Frühstück noch einmal durch den Kopf gehen und der Tag hatte keinen guten Anfang. Nach einem kleinen, gemütlichen Brunch in der Wohnung und einem Spaziergang durch Karlsruhe kam dann Mirjas Anruf: Emilia ist von Stuhl gefallen, direkt und ungebremst auf den Hinterkopf. Ich kam gerade noch rechtzeitig zuhause an, um mitzuerleben, wie Emilia sich erbrochen hat. Sie war ohnehin schläfrig und nicht wirklich anwesend. Also: Kinderklinik. Gehirnerschütterung. Die erste Ärztin meinte, dass Mirja und Emilia 1-2 Tage im Krankenhaus verbringen sollten. Derweil drehte unsere Tochter schon wieder auf und war erstaunlich fit. Der zweite Arzt (nach drei Stunden in der Klinik) untersuchte sie nochmals sorgfältig und meinte, dass wir sie ruhig wieder mit nach Hause nehmen könnten. Gott sei Dank! Das wunderbare war, dass diese Arzt eine Jesus-Ausstrahlung hatte, wenn ihr versteht, liebevoll, geduldig. Gottes Geschenk für diesen Tag an uns. Ich schlief direkt neben Emilia beim Zubettbringen ein – mir war der Tag auch ein wenig viel. Harry hat am nachmittag mit Jez zusammen Freunde besucht und den Abend im Badischen Brauhaus verbracht.

Gemeinsam sind wir dann am Sonntag Morgen von Mirja zur Carsharing Station gebracht worden, um einen Van auszuleihen für die Transportfahrten des Tages. Tja. Und wenn mal der Wurm drin ist, dann ist er. Mirja fuhr gerade ab, als wir feststellten, dass das Buchungssystem unsere Buchung nicht erfasst hatte. Erst am Telefon in der Nowackanlage (mein Handy war leer und das Ladegerät lag noch in N5) konnten wir den Fehler bereinigen („So, jetzt müsste es gehen“, sagte der Mann vom Stadtmobil) und zurück laufen. Damit kamen wir viel zu spät zum CVJM Gottesdienst ins Waldheim. Nun ja. Aber die Gespräche waren fantastisch. Eine fremde Meinung ist Gold wert und wir kamen zu einer interessanten Erkenntnis: Um Gottes Auftrag für unsere Gemeinschaften umzusetzen, kann es sein, dass seine Kirche in Sheffield „weniger Kirche“ werden muss und die Gemeinschaft in der Wohnung beim CVJM hier in Karlsruhe etwas „mehr Kirche“. So fordert man sich gegenseitig heraus und begleitet den Weg des anderen.

Der Rest des Tages war stark vom Aufbau und der Durchführung des DREI. geprägt. Intensiv war die Zeit vorher für mich persönlich, denn nach den Erlebnissen der letzten Tage war meine Haut dünner als sonst. Um so mehr war es ein Vorrecht mit diesem Team zusammen in der Arbeit stehen zu dürfen. Wir sind uns glaube ich ein Stück näher gekommen und haben miteinander gelernt. Der Gottesdienst war einfach und kraftvoll. Eine wichtige Kombination und ein Meilenstein, denn er hat einiges in Bewegung gebracht. Ich bin gespannt, was sich daraus entwickeln wird.

Soweit mal in aller Eile und zwischendrin. Die Woche hat im Moment ihre eigenen Fragen und Herausforderungen wegen der Tragödie des Amoklaufs. So laufen meine Tage auch deutlich anders ab.

Träne

Für die unter Euch, die meinen Twitter Stream nicht verfolgen – am Sonntag waren wir im Gottesdienst des CVJM Karlsruhe – d.h. Mirja war bei den Erwachsenen und ich beim Kindergottesdienst. Es war die Geschichte mit Hanna dran, wie sie weinte, weil sie Samuel noch nicht hatte und wie Gott ihre Tränen weggewischt hatte.

In der kleinen Gruppe bekam jedes Kind eine Träne in die Hand als Symbol für die Trauer von Hanna oder auch für eigene Tränen und durfte sie an die dafür eigenes aus Bauklötzen errichtete Klagemauer legen. Mit einem Gebeot wurde diese dann eingerissen (ein dramatischer Augenblick).

Emilia aber wollte ihre Träne nicht an die Klagemauer legen. Sie war zu fasziniert davon, vielleicht auch zu bewegt. Als hielt sie die Träne fest.

In der darauf folgenden Basteleinheit, in der die Kinder mittels Kartoffeldruck Träne auf ein Taschentuch stempeln konnten, probierte sie Wasserfarben und Kartoffelstempel mit Begeisterung aus – und folgenschwer – ließ dabei ihre Träne liegen. Sie fiel unter den Tisch und als ich dann das eingefärbte Kind notdürftig wusch und wir wieder zurück kamen war der KiGo schon fast vorbei. Die Erinnerung an die Träne war aber noch frisch und vor allem jetzt dringend: Waldheim – Träne holen.

Tagsüber konnten wir Emilia ja noch einigermassen ablenken, aber am Abend war es fast nicht mehr zu stoppen – wieviele echte Tränen unsere Tochter wegen einer kleinen, blauen Träne aus Pappe vergossen hat ist kaum zu zählen. „Waldheim-Träne!!! Waldheim Träne haben.“ Mirja schrieb kurz entschlossen der Verantwortlichen aus dem KiGo eine Mail mit der Frage, ob sie denn noch eine Träne habe.

Mit diesem Brief beruhigt schlief das Kind ein, immer noch viele Tränen in seinen Augen. (die Papa Variante, ihr ihre eigenen Tränen zu zeigen und zu sagen: Schau das sind deine Tränen half gar nicht…)

Immer wieder waren die Tränen an den darauf folgenden Tagen Thema. Bis als Erlösung ein Brief von eben der Mitarbeiterin des Kigo in unserem Birefkasten steckte – mit zwei Waldheim Tränen. Das Kind nahm in jede Hand eine der Tränen und meinte: Tränen wieder da, Mia jetzt wieder fröhlich!

Ich glaube manchmal braucht man einfach Tränen, um wieder fröhlich sein zu können. Was denkt ihr?

Warum?

Dieser etwas allgemein klingende Titel soll erahnen, was die/der geneigte Leser/-in dieses Blogs sich schon länger fragt: Warum ist hier nichts neues? In den letzten Tagen habe ich recht wenig Zeit mich wirklich auf Texte für einen Blogpost einzulassen. Meistens schreibe ich an anderen Stellen. Heute geht dann hoffentlich das Manuskript von „Der wilde Messias: Mission und Kirche von Jesus neu gestaltet: Mission und Kirche von Jesus neu gestaltet. edition novavox 1“ (Michael Frost, Alan Hirsch) in den Druck. Und damit uns von der Seele…

Schade, dass meine Gedanken nicht in Posts umgesetzt werden können. Mittlerweile hätte ich einige Serien am Start – „Angst“ wäre eine davon. „Vertrauen“ eine andere und natürlich meine Gedanken über das Buch. Ich hoffe auf etwas mehr Zeit in der nächsten Woche.

Fasten ist ein Stichwort, dass dem einen oder anderen in den Sinn gekommen sein mag. Wir werden in diesem Jahr wieder eine „No-Shopping“ Zeit einlegen und uns aller Konsumgüter enthalten, die nicht zum Leben nötig sind (an alle Gäste unseres Hauses keine Angst – es wird auch weiterhin Klopapier bei uns geben.) Natürlich ist das schwer zu sagen, was nötig ist und was nicht. Wir haben da unseren Weg und versuchen möglichst Konsequent zu sein, mehr sicherlich in folgenden Posts.

Ansonsten mag es interessant sein meinen Twitter Stream (http://www.twitter.com/bjoernwagner) zu verfolgen – hier poste ich zwischendrin mal was. Das erscheint dann auch in meinem Facebook Status und somit sind Facebook Nutzer, die meine Freunde sind über meine Schritte und Tritte informiert.

Aus einer eMail

Ich habe heute eine Mail erhalten, in der ein junger Mann über Gemeinschaft redet:

„…eine wirkliche Gemeinschaft zeichnet sich dadurch aus, dass ihre Mitglieder immer wieder ein Stück von sich selbst verschenken ohne dabei an sich und ihren eigenen Vorteil zu denken.“

Das überraschende dabei ist, dass er von der Gemeinschaft gesprochen hat von der ich ein Teil sein darf. Manchmal ist es gut die Meinung eines Aussenstehenden zu hören.

Gestern habe ich Mit drei Leuten darüber gesprochen, wie wertvoll sie in den Augen Gottes, aber auch in meinen Augen sind. Ich wünsche mir Gemeinschaften in denen das immer wieder der Fall ist – Augen, die müde und stumpf sind von schlechten Nachrichten, großen Belastungen oder begangenen Fehlern sollen sich in Jesu Gegenwart wieder aufhellen und Mut fassen.

Ich glaube fest daran, dass eine Gemeinschaft dann am missionalsten ist, wenn sie Jesu Leben für den anderen lebt – sei er bereits Teil der Gemeinschaft oder bloßer Besucher. Es ist der einzige mögliche Weg. Man braucht nicht Buber zitieren (obwohl er wert ist gelesen zu werden), um festzustellen, dass die Gemeinschaft mit dem anderen nicht nur Ausdruck, sondern vielmehr Essenz unserer Beziehung zu Gott ist. Dabei werden wir mitnichten zu einem kollektiven Wesen ohne Individualismus, sondern vielmehr ganz wir selbst in der Beziehung. Warum sollten wir als Ebenbilder Gottes erwarten, dass wenn er drei in eins ist, wir nicht auch viele in dem einem sind. Vereinzelt vereint.

Ohne die ständige Hingabe an ein ander wird unser Auftrag an seiner statt in dieser Welt unterwegs zu sein und ihn zu verkörpern zu einer Intellektuellen Rechtgläubigkeitsübung. Erschreckend ist, dass die Gemeinschaft unser Leben praktisch auf die Probe stellt, erleichternd ist, dass sie dabei als Gemeinschaft von Schuldigen weiß, dass wir immer wieder Scheitern.

Gott segne unsere und Eure Gemeinschaften – kannst Du uns heute Mut machen und etwas von Deiner/Eurer Gemeinschaft berichten? Schreib doch einen Kommentar!

Briefe aus dem Exil Teil 5: Abschluß und Aufbruch

Jetzt war unser Leben für 3 1/2 Wochen an einem anderen Platz. Zwischendrin war Emilia krank, es waren Feiertage, wir hatten Besuch und es gab unzählige kleine und große Konversationen. Der Löwenanteil der Zeit war natürlich bei der Ãœbersetzung investiert – das war der Grund, warum unser Besuch hier so lange war.

21OB3ZG3JvL._SL160_.jpgEin paar Seiten muss ich noch und heute muss noch ein Kapitel fertig werden, damit die nächste Woche relativ entspannt ablaufen kann – mal sehen wie das so werden wird. Auf jeden Fall sind wir ab morgen Abend, so Gott will, wieder in Karlsruhe. Zuhause. Zuhause? Da wir ja überall nur auf der Durchreise sind ist die Frage, was unser Zuhause ist neu zu stellen. Vielleicht ändert sich meine Meinung etwas, wenn ich dieses Buch gelesen habe: „Surprised by Hope: Rethinking Heaven, the Resurrection, and the Mission of the Church“ (The Rt Rev N. T. Wright) welches doch für einige Bewegung gesorgt hat – Mr. TallSkinnyKiwi platziert es gar unter die wichtigsten drei Bücher des Jahres 2008, Dosi, bei dem sich immer feine Buchempfehlungen finden lassen, hat sich etwas länger über dieses Buch ausgelassen und lieb lange und treffend zitiert. Wie auch immer – ich will nicht sagen, dass Arbeitsjahr 2009 fängt an, denn ich kann mir nicht vorstellen mehr oder weniger zu arbeiten (ich frage mich immer noch was „Arbeit“ ist, denn ich lebe mein Leben mit all den liebsamen und unliebsamen Aufgaben beim CVJM, in der Familie usw.), sondern verlagere den Arbeitsschwerpunkt einfach wieder. Vom Schreibtisch in Bienenbüttel nach Karlsruhe, N5, Waldheim und überall sonst, wo ich so unterwegs bin…

Emilia hat die Zeit hier sehr genossen glaube ich. Der Ofen, den sie täglich mit Opa zusammen befeuern durfte, die intensiven Spiele und auch das große Maß an Aufmerksamkeit der Großeltern fand sie gut. Mal sehen wie sie sich dann wieder in der Alltagssituation in Karlsruhe so schlägt…wenn Du uns schon lange mal besuchen wolltest – wir freuen uns, wenn du vorbei kommst. Und psst: Im Februar wird Mirja 30!!! Aufbruch also! Und der richtig.

Briefe aus dem Exil Teil 4: Erfolg und Mißerfolg

Montag war ein Hammertag, weil ich ca. 16 Seiten in dem Buch geschafft habe, gefolgt von einem Dienstag, ab den es nur knapp die Hälfte waren. Erfolg und Misserfolg liegen doch näher zusammen, als man denkt, oder? Gestern war ich dadurch schlecht gelaunt und wortkarg. Wie sehr man sich doch an Erfolg oder Misserfolg orientiert…Wir verlassen bald das Exil hier in Bienenbüttel, dass für diese Zeit genau richtig war und ist, aber nach 3 Wochen merkt man deutlich, dass es ein Exil ist und nicht unser Zuhause, unser Leben. Nicht falsch verstehen: Es sind wunderbare Umstände, Schnee, Kamin, gefüllte Speisekammer, aber es gleicht doch mehr einem Familienhotel als einem Zuhause.

Vielleicht dazu noch eine kleine Geschichte aus einem Buch, dass wir zu Weihnachten geschenkt bekommen haben. Ich schreibe sie aus dem Gedächtnis auf:

„Ein Mann war unterwegs und als er eines Nachts kein Hotel finden konnte, klopfte er an die Tür eines nahe gelegenen Klosters. ‚Gern dürfen sie heute Nacht hier bleiben‘, sagte der Mönch an der Tür. ‚Wir machen ein Zimmer für sie frei.‘ Der Mann folgte dem Mönch in ein kleines, karges Zimmerchen, darin befanden sich ein Bett und eine Bank zum Knien. ‚Haben sie denn keinen Schrank für ihre Sachen?‘ erkundigte er sich bei dem Mönch. Der Mönch wiegte seinen Kopf mit einem verschmitzten Lächeln und sagte zu dem Mann: ‚Und sie, sie haben doch auch keine Möbel mitgebracht!‘ Mit einem fassungslosen Blick auf das kleine Köfferchen in seiner Hand antwortete der Mann: ‚Aber ich bin doch nur auf der Durchreise…‘. ‚Eben, antwortete der Mönch, ‚ich auch!'“

Weihnachten

Für jemand, der sein Leben mit Gott und durch ihn gestaltet ist das Weihnachtsfest einfach das Normalste, Gewöhnlichste und Alltäglichste überhaupt. Gott wird Mensch. Für jemand, der seine Welt jeden Tag neu entdeckt, unter jedem Staub und hinter jeder Ecke das Funkeln eines Schatzes erwartet und dessen Weltsicht nicht durch die Mauern der Wirklichkeit behindert wird allerdings ist das Weihnachtsfest größer als alles.

Ich wünsche Dir, der das hier liest, heute die Augen eines Kindes, funkelnd, strahlend, erwartend, hoffend, bangend, überrascht und unendlich froh.

Ich wünsche Dir, dass Du an Liebe satt und geborgen zu lange aufbleibst und trunken von dem was ein anderes Kind in dieser Welt mitgebracht hat einschläfst.

Ich wünsche Dir Augen die hinter die Fassaden sehen, ein Herz, dass weich und zugänglich ist und Hände, die Wege finden Liebe auszudrücken.

Weihnachten ist alltäglicher Glanz

ungewohnt wohnungsloses Geschenk

Angst stillende Nacht

Adoptierte Ewigkeit

Es liegt bedürftiger Überfluss

Unendlicher Geber beschenkt

geborenes Kind ungeschaffen

Zeitlose Sterblichkeit

Wir stehen gewöhnlich staunend

ewiges Kind erwachsend

kleines Größtes Werk

Mensch Gott

Gesegnete Weihnachten Euch allen!

Briefe aus dem Exil 2: Afrika

Vor einiger Zeit hingen in Karlsruhe überall Plakate eines neuen Musicals/Zirkus herum mit dem Namen „Mother Africa„. Auf dem Plakat waren fröhliche, bunt bemalte Menschen in mehr oder weniger traditionellen, eher aufgepoppten Kostümen zu sehen. Vielleicht prägen solche Bilder und die Nationalparkszenen mein Bild von Afrika zu sehr. Bono hat gesagt: Afrika – das ist ein ganzer Kontinent, der in Flammen steht.

Je mehr Berichte von Afrika sich in meinem Kopf zu einen Bild zusammen puzzeln, um so mehr begreife ich, was er damit meint. Afrika hat den höchsten Anteil von so genannten „gescheiterten Staaten“ der Welt:

Failed_States Failed_States Kopie

(Bildquellen: Wikipedia)

Vom Völkermord in Darfur (Sudan) habe ich schon länger etwas gehört, krass finde ich die Aktion mit den Türschildern (Rettet Darfur) auf denen zu lesen ist „Bitte nicht stören – Völkermord“ der auf drastische Weise darauf aufmerksam macht, dass in den vergangenen 5 Jahren ca. 400.000 Menschen getötet wurden – rund 2,5 Millionen sind auf der Flucht. Und die Staatengemeinschaft kommt ihren Versprechen nicht hinterher.

Heute las ich von Simbabwe und dessen mittlerweile völlig handlungsunfähigen Präsidenten Mugabe. Schaut man die Karte an, so kommen einem Erinnerung an Meldungen in den Nachrichten oder Zeitungen, die man mittlerweile vergessen hat. Leute wie Toby Faix schreiben über furchtbare Entwicklungen in Nigeria, Brian McLaren mahnt: „Please don’t forget the Congo!

Ich konzentriere mich so stark auf unsere spirituelle Krise im post-christlichen Westen, dass Afrika nicht wirklich in meinem Herz, meinen Gebeten und meinem Kopf ist – und auch nicht meinen Geldbeutel bewegt. Und dennoch – wie kann ich von Gerechtigkeit reden, Gerechtigkeit, wie Gott sie sich auf dieser Welt vorstellt und wie sie in Jesus schon angebrochen ist, ohne aktiv zu werden? Wir haben gestern hier mit der Familie ein gutes Gespräch gehabt, in dem es um Fragen wie fair gehandelte Kleidung ging und was wir machen können mit unseren eigenen, limitierten Ressourcen (mir ist klar, dass unsere Ressourcen größer als die der Restweltbevölkerung sind…). Schwiegervater, oftmals die Stimme der Vernunft meinte, dass man nicht an allen Fronten zugleich die Welt verändern kann. Dennoch möchte ich es nicht unterlassen mir und Euch Afrika ans Herz zu legen. Unsere Gebete, unsere Anteilnahme und unsere Aktionen/Geldbeutel sind nicht unwichtig, im Gegenteil.

Vielleicht suchst Du ja noch ein last-minute Weihnachtsgeschenk? Hier noch ein paar Tipps (es sind alles gute Aktionen, wenn auch nicht immer für Afrika):

Sinnvolle Geschenke – die Idee von Geschenken, die Not lindern

Augenlicht schenken statt Socken und Krawatten

Schenken und Helfen – schon mal Hühner, einen Bienenstock oder Obstbäume verschenkt?

Zum Abschluss noch ein Zitat von Bono, der über Gerechtigkeit und Afrika schreibt. Gerade zu einer Zeit, wo wir die Geburt des Friedefürst feiern, der Gerechtigkeit bringt eine gute Erinnerung wie viel Arbeit noch vor uns liegt.

„Africa makes a fool of our idea of justice; it makes a farce of our idea of equality. Because there’s no way we can look at Africa – a continent bursting into flames – and if we’re honest conclude that it would ever be allowed to happen anywhere else. Certainly not here in Europe, or America, or Australia, or Canada. There’s just no chance. You see, deep down, if we really accepted that Africans were equal to us, we would all do more to put the fire out. We’ve got watering cans, when what we really need are the fire brigades. (Bono 2004)“

Briefe aus dem Exil Teil 1

Naja – wir befinden uns ja im selbstgewählten Exil – Zeit zum Ruhe finden und Rhythmus bauen. Lebensrhythmus nämlich, zumindest für mich. Auf meinen Post „Warum ich die Dinge nicht geregelt kriege“ gab es einige Rückmeldungen für die ich sehr dankbar bin. Im Moment kriege ich einiges geregelt und bin dankbar dafür. In der Ruhe des Morgens sehe ich viele Dinge klarer und so vieles wird deutlich.

Das eine ist – positiv formuliert – ist mein Lebenswandel dynamisch. Das bedeutet er passt sich an die jeweilige Situation an. Beispiel: habe ich eine Wochenendfreizeit ist die Woche meist anstrengend, ich komme wenig zum Schlafen (ca. 6 Stunden) und arbeite lange und hart an vielen Details. In anderen Wochen sind es dann Abendtermine, die lange gehen (nach Hause kommen um ca. 23:30 oder später) und einiges abverlangen, entsprechend müde bin ich morgens und der Tag danach wird in Mitleidenschaft gezogen. Das Entwickeln von einem Lebensrhythmus ist dadurch entsprechend schwer, schon ganz und gar seit dem es drei Leben unter einen Hut zu bekommen sind. Hier haben wir mal Zeit, um diesen Rhythmus etwas zu entwickeln und zu leben.

Gott sei Dank haben die Schwiegereltern den 1. Stock frei und wir damit wirklich Platz hier zu sein. Ich freue mich auf die Tage mit Ãœbersetzen, Feierabend, Sport und regelmäßigem Schlaf. Ich habe sogar schon angefangen den Schreibtisch auf meinem Rechner aufzuräumen. Ich werde doch alt oder weise oder beides…