Armut in Karlsruhe

Das Diakonisches Werk Karlsruhe hat dieser Tage seinen Bericht (Arbeitsbericht pdf-Datei) über 2006/2007 veröffentlicht, in dem es hauptsächlich um die Zunahme der Armut in der Region Karlsruhe geht. Es ist dabei wert zu bemerken, dass Armut in erster Linie soziale Trennung und Vereinsamung nach sich zieht.
Was die Familienpolitik der Bundesregierung angeht, so finde ich das Ergebnis für sozial schwache Familien und Alleinerziehende katastrophal: Die Einführung des Elterngeldes 2007 (BMFSFJ – Themen-Lotse – Das Elterngeld) hat die Lage für diese Eltern stark verschlechtert (Zitat aus dem Bericht des diakonischen Werks, S. 18):

„60 Prozent aller Eltern, die Elterngeld beziehen, haben seit Einführung des Elterngeldes allerdings noch weniger Geld als vorher, nämlich allein erziehende Mütter mit geringem Einkommen, Bezieherinnen von Arbeitslosengeld II und Studentinnen. (…)Er hielten also früher Eltern mit oben genannten Einkommens grenzen in den ersten drei Lebensjahren des Kindes 9.660 Euro (zwei Jahre Bundeserziehungsgeld plus ein weiteres Jahr Landerziehungsgeld), bekommen diese Eltern heute nur noch 5.650 Euro an staatlichen Zuwendungen (ein Jahr Elterngeld plus zehn Monate Landeserziehungsgeld). Das macht einen Verlust von über 4.000 Euro, viel Geld für eine Familie,die ohnehin am Existenzminimum lebt.“

Eine Veränderung gibt es ebenfalls im Bereich von Suppenküchen und den „Sonntagstreffs“, die von Kirchengemeinden durchgeführt werden. Die Suppenküchen (3 in Karlsruhe) verzeichnen immer mehr Teilnehmer und es gibt bei den Sonntagstreffs eine neue Zielgruppe (S.10/11):

„Auch bei den Sonntags treffs ist eine Veränderung der Armutsstruktursichtbar. Kamen früher vor allem alleinstehende Männer vorwiegend aus dem Wohnungslosenmilieu, so kommen heute immer mehr auch jüngere Menschen, Frauen und Familien mit Kindern, die sich zumindest hier mal einen Sonntagsbraten gönnen können. Und es ist nicht nur der Hunger nach einer vollwertigen Mahlzeit, der die über 200 Besucher zu den Sonntagstreffs treibt, sondern die Sehnsucht nach Gemeinschaft und Teilhabe außerhalb der eigenen, oft trostlosen vier Wände.“

Ich beeile mich zu sagen, dass es in anderen Teilen Deutschlands allein von den Zahlen her ein ganz anderes Ding ist, dennoch sind die Einzelschicksale nicht in Zahlen zu fassen und die Frage bleibt im Raum: Was tun? Das „Evangelium“ nicht nur meinen kann bessere Gottesdienste zu halten oder sich nur um die obere Mittelklassen-Bevölkerungsschicht zu kümmern ist deutlich. Ich bringe diese Frage auf jeden Fall in die CVJM Gemeinschaft ein und bin gespannt, was da für Reaktionen kommen werden. Das Diakonische Werk hat auf jeden Fall meinen Respekt, meine Achtung und Dankbarkeit.

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Vorbildlicher Dialog: „Was sind die Alternativen?“ und „Wie postmodern ist unsere Gesellschaft?“

Sehr gefreut, wenn auch noch nicht mit einem Post bedacht, habe ich mich über Mike Bischoffs Frage „Was sind die Alternativen?„. Hier greift er die teils berechtigte Kritik seitens einiger Blogs auf und eröffnet einen Dialog mit Sebastian Heck (Lebensquellen), Ron Kupsch (Theoblog) und Nunita.info (Verax Institut) (Nebenfrage: Kennt ihr Euch eigentlich? Ist schon interessant, dass keiner den anderen in dem jeweiligen Blogroll verlinkt).

Seine Frage „Was sind die Alternativen?“ empfinde ich als sehr berechtigt, zumal ich sehr viel in systematischer Theologie in Auseinandersetzung mit der reformierten Theologie gelernt habe und konstruktive Stimmen aus dieser Richtung, wie Mike auch, eher vermisse. (In meinem Feedreader habe ich Sebastian Heck schon lange und Ron Kupsch immerhin seit seiner ‚Zeitgeist‘-Rezension und FTA Plenum) Sebastian und Ron haben auch geantwortet und in meinen Augen ist ein vorbildlicher Dialog entstanden, der fair und gut recherchiert abläuft. Sebastian stellt in seinem Antwortpost die Frage: (verkürzt dargestellt, aber ich habe es auch so verstanden, Mike) Leben wir überhaupt in der Postmoderne? Stimmt das denn, was die Emerging Church Leute uns da erzählen?

Das habe ich mich auch schon gefragt – wunderbar ist, dass Mike hierzu schon einen Artikel verfasst hat und fundiert und balanciert antwortet (Wie postmodern ist unsere Gesellschaft?). Sein Hinweis, dass es einen Unterschied zwischen der Postmoderne als Architektonischer Bewegung sowie der philosophischen Postmoderne und der Philosophie der Straße (Bei Mike „Hütte des Lebens“) gibt ist genau die Richtung in der ich auch denke und letztere interessiert mich wesentlich mehr. „Die Welt ist im Wandel“ und unsere Gesellschaft mit ihr. Gerade die Trennung zwischen dem Elfenbeinturm der Theologie (und Philosophie) und dem Staub der Straßen ist etwas, das ich weder leiden noch leben kann. Darum gibt es auf diesem Blog zumeist auch keine hochtrabende Theologie, sondern Tagebucheinträge, sichtbare Gedanken, Fragen, aber wie ich hoffe eben viel praktisches. Dennoch ist mir der Wert von Reflexion und dem kritischen Hinterfragen über der offenen Bibel sehr bewusst. Gerade darum finde ich den stattfindenden Dialog so vorbildlich und freue mich auf die Fortsetzung und auf die praktischen Antworten, das Vergleichen der Praxis ohne die Theologie nur leere Worthülsen drischt. Ich glaube, dass wir voneinander lernen können. Und müssen. Das ist ein globales Ding, das den ganzen Leib Christi angeht. Weiter dran bleiben, weiter reden, weiter lernen. Gibt es noch mehr gute Dialoge da draußen? Ich freue mich, wenn ich wieder ein paar Links mehr setzen kann…

UPDATE am 05.01.08: Gerade hat Ron Kupsch eine balancierte Antwort zu Mikes Post geschrieben. Ich finde das Gespräch spannend und lehrreich, wenn auch auf einem Niveau, das dem Nicht-Philosophiestudenten, Nicht-Soziologen, Nicht-Theologen das Lesen erschwert…

Ein Wort zu England…

England fasziniert mich. Und das schon sehr lange. Robin Hood und seine Taten, Richard Löwenherz, Camelot und die Artuslegende und natürlich Schriftsteller wie Shakespear, J.R.R. Tolkien und C.S. Lewis.

Aber England fasziniert mich heute auch wegen der „Fresh Epressions of church“ (die Internetseite hat ein gutes Video zum Verstehen, was Fresh Epxressions so sind) und der Alt.Worship Bewegung und natürlich auch wegen Emergent UK. Da scheint sich so viel zu verändern, dass es einfach fett ist zu sehen und zu lernen. Emergent Deutschland ist ein Gespräch, dass sich gleich zu seinem Anfang seiner internationalen Beziehungen bewusst ist (Amerika und England – vertreten durch Brian McLaren und Jason Clark) und gerade die Gespräche mit Jason und meine Zeit in London letztes Jahr im Mai haben mich darauf gebracht, dass es richtig cool ist, wenn man Kontakte nach England aufbaut, vorhandene pflegt und miteinander und voneinander lernen kann. Und nebenbei möchte ich so gern nach Oxford, um in Lewis Welt spazieren zu gehen.

Das heißt, dass ich im nächsten Jahr einmal nach England fahren muss. Wenn es geht mit Mirja und Emilia und vielleicht noch ein paar Leuten. Greenbelt? Wäre doch auch einmal eine Idee…

Wir sind nicht allein mit unserer Kirchensituation auf der Welt und sollten als Land der Reformation ruhig die Reformationen der Welt betrachten, um wieder zu lernen was Kirche sein kann. Ach ja. Reisen ist was schönes. Und außerdem gibt es Freunde da. Wunderbare Sache das alles, oder?

Brian McLaren und Jason Clark in Deutschland: Der Freitag

Doku-Zentrum Nürnberg Bildrechte verbleiben beim DokuZentrumDer Freitag stand ganz im Zeichen des DokuZentrums Nürnberg. Ich hatte ja am Dienstag schon mit Brian über die NS Zeit gesprochen und er äußerte den Wunsch, wenn möglich, ein Konzentrationslager zu besuchen. Peter hatte die Idee doch das DokuZentrum im Reichstag in Nürnberg anzuschauen und gesagt, getan. Ich war noch nie dort und freute mich ebenfalls darauf und wurde nicht enttäuscht. Hier fanden die riesigen Reichstagsvernastaltungen der Nazis statt. „Wie konnten die Nazis nur die Menschen so in ihren Bann schlagen?“ habe ich mich oft gefragt. Ein Stück der Antwort steckt in dieser Ausstellung. Die von den Nazis veranstalteten Reichstage waren riesig, Events, die durchaus einen religiös-fanatischen Charakter hatten. Weiterlesen

Jason Clark und Brian McLaren: Der Donnerstag

Da ich bis jetzt nur über den Dienstag und den Mittwoch geschrieben habe folgt jetzt meine Erzählung des Studientages am Donnerstag in Hamburg. Wieder ein wenig persönlich und vielleicht nicht so stark theologisch reflektiert.

Gleich morgens im Frühstücksraum traf ich Michael Herbst, einen netten ruhigen Mann, der Zeitung las und offensichtlich auf Brian und Jason wartete, die auch nach ein paar Sätzen kamen. Schade, ich hätte mich gern noch ein wenig mit ihm unterhalten. Unsere Hotelwirtin (eine waschechte Hamburgerin im Hotel „Alt-Nürnberg“ wie kurios) machte es sich unterdessen zur Aufgabe uns zu verwöhnen – selbstgekochte Marmelade und unzählige Leckereien und wieder: Nette, normale Gespräche. Das ist vielleicht ein gutes Wort für die ganze Zeit „ordinary“. Wieder keine Spur von „die Größen der Theologie/Emerging Church/Kirche“ treffen sich, sondern nette Leute lernen sich bei einem guten Frühstück kennen. Weiterlesen

Ãœber „nachvollziehbar“

Simon postet mutig (ich denke, er hat vorher gefragt, ob er dieses Gespräch posten darf…) ein Zwiegespräch zweier Leute auf dem Symposium in Greifswald. Darin unterhalten sich zwei über ein Café das die Gemeinschaft des einen betreibt. (Lest es einfach es lohnt sich!)

Ganzheitlichkeit und Gottes Botschaft ausleben ist immer noch ein radikaler Schritt. Ich bin glücklich aber auch hier nicht viel sagen zu müssen (bald wacht meine Tochter auf und der Umzug rückt immer näher), denn Hufi macht sich sehr gute Gedanken. Ich darf ein wenig zitieren, Hufi?

„Neben der Frage, ob etwas nachvollziehbar ist, über die ich gestern schrieb, gibt es noch einen weiteren wichtigen Grund, warum es traditionell-evangelikal denkenden Menschen schwer fällt, “emergentes” Handeln und Denken zu verstehen: Die aufgehobene Trennung zwischen säkular-weltlichen und sakral-göttlichen Dingen.
Eddie Gibbs & Ryan K. Bolger schreiben darüber in Emerging Churches ein ganzes Kapitel (Kapitel 4: “Transforming Secular Space”):

Bei “Sakralisation” [dem Prozess alles im Leben sakral/geistlich/heilig zu machen] geht es in Emerging Churches um eine Sache: Die Zerstörung der sakral/säkular-Aufteilung der Moderne. Die Moderne war geprägt von der Geburt der Idee des säkularen Raums, das ist die Idee eines Bereichs ohne Gott. Vor dieser Zeit waren in jeder Kultur alle Bereiche des Lebens geistlich; es war unmöglich einige Handlungen als “religiös” und andere als nicht zu bezeichnen. […]
Der Postmoderne (oder Nicht-Moderne) geht es um die Heiligkeit des ganzen Lebens. Für Emerging Churches bedeutet das, das ganze Leben an Gott in Anbetung zu übergeben und das Handeln Gottes in ehemals ungeistlichen Dingen oder Aktivitäten zu erkennen.

[Gibbs/Bolger, Emerging Churches, 66 – eigene Ãœbersetzung]

Wenn ich von dieser sakral/säkular-Aufteilung ausgehe, kann ich natürlich den Sinn eines Cafés ohne klar evangelistisches Ziel nicht so gut erkennen. Auf diese Trennung bzw. auf die Nicht-Trennung weisen auch Onkel Toby und Depone in ihren Kommentaren hin.“ (Quelle: Ein Augenblick.de)

Ich muss bekennen, dass ich das immer noch nicht wirklich verinnerlicht habe, sondern zunächst noch immer eine gedankliche Schranke überwinden muss, denn Prägungen verschwinden nicht leicht. Ich kenne Gespräche dieser Art und das „Nicht verstehen können, warum man etwas so und nicht anders macht“. Neulich hat mir jemand gesagt: „Nachdem ich den Blog Tiefebene“ gelesen habe, habe ich endlich verstanden, was du sagst. Gut, dass es so viele Leute gibt, die sich über ähnliche Sachen Gedanken machen und dann auch noch darüber schreiben.

Freitag Abend

Mal ehrlich: Ich hoffe wir schaffen es morgen etwas einzufangen von dem wie der Gottesdienst sein wird. Wir haben gerade mit 5 Leuten einen seltsamen, absurden Plan ausgeheckt, wie wir Gottes Geschichte morgen erzählen können.

Elemente der Materialliste umfassen:

  • Stickbilder
  • schwarze Wandfarbe
  • Blümchenvase
  • Hemd und Kravatte (beides auf keinen Fall passend)
  • und noch vieles andere mehr….

Nach solchen Vorbereitungssessions frage ich mich manchmal ob wir Drogen genommen haben. Normal ist etwas anderes. Ihr werdet hoffentlich am Samstag sehen. Und ihr, die ihr in der Nähe seid: Kommt doch mal vorbei – 19:30 Uhr, 2. Obergeschoss, Nowackanlage 5. Gott kommt zu Besuch – um zu bleiben.

Emergent Deutschland

Emergent LogoGestern ist die Seite von Emergent Deutschland online gegangen. Einige Leute haben sich seit Februar diesen Jahres überlegt dem Dialog über emergente Entwicklungen in Deutschland eine Basis zu geben. Was mich besonders fasziniert dabei ist der einladende Charakter der Geschichte – sehr fein geht aus der Webseite hervor, dass mit „wir“ nicht ein exklusiver, elitärer Kreis gemeint ist, sondern Leute, die angefangen haben den Dialog miteinander und mit anderen zu suchen und die sich wünschen, dass viele Leute diesen Dialog aufnehmen und sich vernetzen.

Es gibt sogar schon eine erste Veranstaltungsreihe mit einem der Gründer von Emergent US, Brian McLaren Ende November und dem Leiter von Emergent UK, Jason Clarke. Ein Studientag in Marburg, ein Studientag in Hamburg und das Emergent Forum in Erlangen sollte es einigen Leuten in Deutschland möglich machen Teil der Sache zu werden. Ich bin auf die Entwicklung gespannt – sehen wir uns an einer der Tage?
Emergent Forum Banner

We are fools to make war to our brothers in arms

Irgendwann habe ich mal das Lied „Brothers in Arms“ (Hörprobe von Amazon – Real Player benötigt) von den Dire Straits gekauft. Da saß es in meiner iTunes Bibliothek und war kaum gespielt, bis der iPod Shuffle es ausgesucht hat und jetzt klingt es aus den Lautsprechern.

Ich habe in den letzten Monaten und Jahren mehr Kämpfe zwischen Mitarbeitern, Freunden, Teilen einer Gemeinschaft erlebt als mir lieb war. Das Lied spricht sehr intensiv zu mir heute morgen und klingt wie ein Echo von Johannes 17 und Epheser 4. Wir geben so oft wegen Nichtigkeiten unsere kostbare Einheit auf. Wir haben immer noch so wenig verstanden von der Unterschiedlichkeit, die Reichtum bedeutet und nicht Bedrohung. Der andere hat etwas, kann etwas, das ich weder habe noch kann, vielleicht noch nicht einmal verstehe und anstatt mich zu freuen fühle ich mich bedroht, weniger als vorher oder gar wertlos. Anstatt mich zu freuen Teil dieses Reichtums zu sein, sehe ich nur auf meine Unzulänglichkeit. Konflikte, Diskussionen, Kämpfe werden erbittert geführt – sind „Vergebung“, „Annahme“ und „Liebe“ zu hohlen Phrasen geworden?

In dem Lied geht es um Krieg, um die Leute die seine Höllen gemeinsam durchstehen, die sich nicht verlassen.

Through these fields of destruction
Baptisms of fire
Ive watched all your suffering
As the battles raged higher
And though they did hurt me so bad
In the fear and alarm
You did not desert me
My brothers in arms
In Leiden Menschen zu haben, Familie, die zusammen stehen ist mit das Größte das Menschen erfahren können. Interessanterweise ist es häufig die erweiterte Familie, die da zusammensteht, denn die leibliche. Leben hat unglücklicherweise viel mit Leiden zu tun auf diesem Planeten.

Theres so many different worlds
So many differents suns
And we have just one world
But we live in different ones

Trotzdem bringt es dieser Teil auf den Punkt. Wir haben nur eine Welt, leben aber in verschiedenen Lebenswelten. Getrennt und doch gemeinsam. Individuell und doch gemeinsam. Geteiltes Leiden bringt uns zusammen, ist vielleicht dazu da. Das Lied endet:

Let me bid you farewell
Every man has to die
But its written in the starlight
And every line on your palm
Were fools to make war
On our brothers in arms

Mir wird immer bewusster wie kurz die Zeit ist, die wir haben – in unserem Urlaub haben wir Uroma besucht. Uroma ist paarundachtzig und sitzt im Rollstuhl, sie hat gute Jahre hinter sich und kann manche Schote erzählen. Uropa hat im Krieg einen Arm verloren und weiß etwas von Kameradschaft und Leiden. Wir kennen solche Leiden nicht mehr, uns bleiben die Bilder und Lieder wie „Brothers in Arms“. In unseren Gemeinschaften, Familien, Freundeskreisen gibt es immer wieder Un-Ruhe, Un-Einigkeit und Un-Frieden. Wir reden viel davon das Evangelium auszuleben, fair gehandelte Produkte zu kaufen, soziale Gerechtigkeit zu schaffen und das ist auch alles richtig, wie aber ist es um unseren nächsten Nächsten bestellt? „We are fools to make war on our brothers in arms“

Gefunden bei Pastorbuddy: 10 Dinge, die Kirche vom Web 2.0 lernen kann

Ich finde den Ansatz gut. Und die Gedanken auf Simon de Vries Zweitblog „Pastorbuddy“ nachdenkenswert. Ein Kostprobe? Bestimmt gern und mit Einverständnis von Simon, denke ich…

„|2| Beteiligung aller

Im Web 2.0 wird die Rollenverteilung der Beteiligten unschärfer. Konsumenten werden zu Beitragenden, Leser zu Mitgestaltern. Während es in der Vergangenheit nur Freaks mit Spezialkenntnissen möglich war, Web-Inhalte zu veröffentlichen, kann heute jeder Dummi innerhalb von 5 Minuten einen Blog aufmachen (so in meinem Fall). Dies bedeutet nicht, dass Programmierer keinen Platz mehr haben, aber sie sind nicht mehr die Einzigen, die sich zu Wort melden. In der Kirche brauchen wir auch weiterhin Theologen – ihre Aufgabe besteht aber in Zukunft weniger darin, Inhalte zu produzieren, die vom Volk konsumiert werden, sondern vielmehr die Infrastruktur zu bauen, innerhalb derer sich dann alle anderen zu Wort melden können. Die Spezialisten sind wichtiger denn je, aber ihre Aufgabe ist die eines Dieners zur Freisetzung der kreativen Energie aller anderen. “ (Quelle)
Interesse gefunden?  hier alle 10 Dinge lesen.

The return of the vision knights

Wir haben wieder eine Vision

eine Hoffnung

einen Traum.

Vor uns liegt eine spannende Zeit

mit unerfüllten Wünschen

glühenden Gebeten

unmöglichen Forderungen

In uns wohnt wieder ein spannendes Gefühl

zwischen jetzt und noch nicht

mit feurigen Debatten

Das-geht-so-nicht Herausforderungen

Uns bewegt von neuem eine spannende Vision

unsichtbares zu sehen

mit leuchtenden Augen

Gottes Welt zu entdecken

Wir haben wieder eine Vision

eine Hoffnung

einen Traum.

Was es ist? Hebräerbrief 10, 36

Was ist eigentlich „Evangelium“

Habe über Simon de Vries den Post von Scot McKnight gelesen, der sich damit beschäftigt, dass ein eng geführtes Evangelium (siehe unten) konkrete Auswirkungen auf das Leben in der Nachfolge (mein Verständnis von „Spiritual Formation“) hat. Aber zuerst die Definition von Evangelium, wie sie Scot vorfindet und als zu eng bewertet(ich bediene mich der Ãœbersetzung von Simon – Danke Simon!):

Gott liebt dich und hat einen wunderbaren Plan für dein Leben. Das Problem ist aber, dass du ein Sünder bist. Gott kann keine Sünder in seine Gegenwart lassen. Jesus ist für dich gestorben, um das Sünden-Problem aus der Welt zu schaffen. Wenn du Christus glaubst, kannst du in Gottes Gegenwart eingelassen werden.

Ich muss zugeben, dass dieses Verständnis von „Evangelium“ bei mir einige Glocken klingeln lässt – ich zumindest bin noch aus einer Generation Christen, denen man die „Vier geistlichen Gesetze“ in die Hand gedrückt hat. Ich mag deren Wortlaut jetzt hier nicht Original zitieren, aber man kann davon sprechen, dass die enge Definition von Scot auf das in den vier geistlichen Gesetzen präsentierte Evangelium abzielt. Schon während des Studiums haben wir in einem Missiologie Kurs uns Gedanken gemacht, die in die Richtung von dem gehen, was Scot vorstellt. Persönliches Heil = völlig individualisierter Glaube. Das ist zwar ganz nett für den einzelnen, lässt aber die anderen Dimensionen (Die Beziehung zu Selbst, dem Anderen und der Welt – McKnight liest Mt. 22, 34-40 hier völlig richtig und erweitert logisch mit Mt 28, 18-20) fast völlig ausser Acht. Interessant ist die Diskussion zwischen einigen Leuten bei Simon zu lesen – was ist ein „evangelikales Evangelium“?

Genau das ist meine persönliche Frage an Euch: Wie habt ihr „das Evangelium“, die „gute Botschaft Gottes“ kennen gelernt? Ich fange mal an:

Zusätzlich zu der Definition von oben (man hat mir tatsächlich ein kleines grünes Heft mit den 4 geistlichen Gesetzen in die Hand gedrückt) war es Jesus als Freund, der mir alles verzeiht, der meine Anfangsjahre geprägt hat. Das war so eine Art Kuschelweich-harmlos-seid-alle-nett-zueinander Jesus, der die Temelreinigung mit einem Strick aus Watte durchgeführt hat. Der heilige Geist kam nicht vor, Gott Vater war stark entrückt.

Mich würde interessieren, wie das bei Euch war und ist, denn ich bin mir sicher, dass „das Evangelium“ in den USA anders verstanden wird als bei uns. Wo sind da unsere Wurzeln? Und was hat das letztlich für Auswirkungen, denn ich glaube das hat es…

Kreativität reloaded – vom Aufstieg der „Kreativen Klasse“

Es ist doch zuweilen erstaunlich, was einem so in die Hände fallen kann, wenn man seine Unterlagen mal digital durchgeht (in dem Fall meine heruntergeladenen pdf’s mit dem nützlichen kleinen Programm „Yep“ – nur für Mac) durchgeht. Ein Artikel von Matthias Horx aus dem Jahr 2004 – drei kurze Jahre her. (Ãœbrigens hat Horx vieles von Richard Florida, The Rise of the creative Class, Basic Books, 2002)
Der Zukunftsforscher untersucht und sagt den Aufstieg der „Kreativen Klasse“ voraus – 2007 ist davon schon einiges in Erfüllung gegangen – die Bendingungen für den Aufstieg der Kreativen benennt Horx folgendermassen(ich zitiere den Artikel):

  • Die veränderte Bedeutung der Innovation im Wirtschaftsprozess. Bei hyperkonkurrenten globalen Märkten und ständig sinkenden Margen ist die Erschließung von INNOVATIONEN (in Form neuer Marketing-Methoden, Produkte,Geschäftsfelder oder operativer Methoden) wesentlich: „Es geht in der modernen Wirtschaft nicht mehr darum, mehr zu kochen, sondern entscheidend bessere Rezepte zu finden!“
  • Die gewaltige Expansion des „Medien-Entertainment-Komplexes“. Unser Alltag wird radikal medialisiert, und immer mehr Menschen geraten in den Sog medialer Öffentlichkeit, die ihre eigenen Hierarchien und „Karriereleitern“ ausbildet. (man denke an Phänomene wie die Reality-Shows, Starmania oder Bohlen oder Küblböck). Auch Köche oder Friseure können oder MÃœSSEN heute Medienstars sein, auch Manager können sich nicht mehr diskret im anonymen Raum bewegen.
  • Die Auflösung der fixierten Arbeitsverhältnisse. Die alten Loyalitäten der Arbeitswelt – garantierte Karriere, lebenslanger Arbeitsplatz – lösen sich in den Freisetzung- und Rationalisierungswellen endgültig und rapide auf. Damit entsteht auf der einen Seite Unsicherheit, auf der anderen Seite werden große Mengen kreativer Energie freigesetzt, die von den schlankeren Unternehmen auf dem Wege des Outsourcing wieder eingekauft werden…

Auf diese veränderten Bedingungen reagiert die „Kreative Klasse“ ähnlich, wie es die Menschheit schon tausende Jahre vorher getan hat: Sie verändert ihre Art und Weise zu arbeiten und zu denken. Unmerklich – ein Beispiel aus meinem Leben? Ich habe mir einen Mac gekauft und drucke jetzt viel mehr bunt. Layout und Design ist ein wichtiger Faktor geworden. Ästhetik spielt eine große Rolle – aber weiter im Artikel mit der Frage:

Wer gehört zur „Kreativen Klasse“? Weiterlesen

Eine Stimme für die Leute, die sich vorher mal „die zum Gottesdienst versammelte Gemeinde“ genannt hat

Es gibt immer mal wieder Blogposts, die Wirbel verursachen – DoSi hat einen solchen gefunden und dankenswerterweise übersetzt. (aller Dank geht an ihn – einen kurzen Apetittmacher gebe ich Euch hier, bevor ihr hier zuende lesen solltet…) Was denkt ihr darüber?

„Wir sind die Ebenbilder Gottes, die einst in den unbequemen Kirchenbänken oder Kinositzen aus Plüsch gesessen sind, um passiv Euren Predigten zu lauschen, in denen Ihr uns erklären wolltet, welchen Plan Ihr für unser Leben habt.

Nein, es war nicht Gott, der Euch eingeflüstert hat, den “Raum unseres Zeltes weit zu machen” – das war Euer Ego. Und nebenbei bemerkt kann man ein viele Millionen teures Vorzeige-Bauwerk kaum noch als Zelt bezeichnen.

Wir glauben nicht mehr an Eure Berufung “die am schnellsten wachsende Gemeinde” in Stadt X zu sein. Das ist Eure Angelegenheit. Ihr wollt ein größeres Publikum. Wir sind nicht mehr Teil davon.


Ihr habt uns eine Vielzahl an Programmen angeboten, bei denen wir mitmachen können. Wir dürfen die Gottesdienstbesucher begrüßen, sie auf den Parkplatz winken, den Kaffee ausschenken, im Bücherladen verkaufen, im Kinderdienst und bei der Technik mitarbeiten – was immer Ihr gebraucht habt, um Eure Träume vom herrlichen Unternehmen zu verwirklichen. Vielleicht habt Ihr es schon festgestellt: Wir sind nicht mehr da.“

Fein polemisch geschrieben – das Original gibt es bei Bill Kinnon. Natürlich ist es auf die Amerikanische Gemeindewelt zugespitzt geschrieben. Interessant wäre die Frage: Wie sieht das in Deutschland aus? Wie müsste man das für uns schreiben?