Buchempfehlung: Klimakriege

„Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird“ (Harald Welzer)

Harald Welzer, Professor für Sozialpsychologie, vertritt in diesem Buch die These, dass die eigentliche Katastrophe nicht durch den Klimawandel ausgelöst wird, sondern durch unsere Unfähigkeit als Sozialgemeinschaft zusammen zu leben: Gewalt wird die Folge sein und wenn man die Nachrichten anschaut, dann kann man durchaus erste Ansätze davon sehen. Der Klimawandel löse eine Welle der Gewalt aus – der soziale SuperGAU sei das Endergebnis der Klimaveränderungen.

Ernstes Thema – ein praktischer Lösungsansatz kann sein, dass sich die reichen Industrieländer, die voraussichtlich am wenigsten an den Folgen des Klimawandels leiden werden, sich im kollektiven Konsumverzicht üben müssen. Das ist eine Lektion, die ich auch noch nicht genug gelernt habe, leider. Es gibt so viele gute Bücher und so viele wichtige!

Individualismus

„Individualismus bedeutet heute, daß man alles tut, was alle anderen tun – bloß einzeln.”
Rock Hudson (1925-1985), amerik. Filmschauspieler

Es gibt doch Schauspieler, die etwas zu sagen haben. Das Zitat ist wahr und wenn ich mir mein Leben und das von anderen anschaue, dann muss ich mich immer wieder selbst ermahnen nicht einfach all das zu tun, was die anderen tun, sondern das was richtig und gut ist. (Römerbrief 12, 1-2)

Kirche in England: Kulturell aktiv sein bei „Teenage Kicks“

Ein paar Reflektionen von unserer Zeit in Sheffield habe ich noch im Kopf und hoffentlich finden sie ihren Weg auch nach und nach hier her.

Untergebracht waren wir, wie schon erwähnt, bei Harry Steele, dem Youthdeacon der All Saints Kirche in Sheffield. Seine Geschichte ist schon faszinierend genug (aus deutscher Perspektive) – von Hause aus ist Harry nämlich Pfingstler und hat auch eine Pfingsbibelschule besucht – macht nichts, sagt die Church of England und hat ihn trotzdem ordiniert und ihn nach Cambridge zum weiterstudieren geschickt. Man denke sich das in Deutschland – ohne Universitätsabschluss geht da gar nichts. Harry hat die Jugendarbeit in der All Saints weiter und ausgebaut.

ntt_image_83Ein interessantes Projekt, das ich mir anschauen konnte war „Teenage Kicks“ – im Prinzip eine Discoveranstaltung für alle unter 18 Jahren. Laut, turbulent und wahnsinnig gut organisiert kommen da bis 300 Teenager zum Abtanzen, feiern, X-Box zocken und chillen in den Gemeindesaal der All Saints. Dieser verwandelt sich durch viel Aufwand und ein wahnsinniges Materialaufgebot (Lichtanlage, Technik vom Feinsten) in eine recht erwachsene Disko. Das größte Event in Sheffield für Teenager wird von einer Kirche veranstaltet – es gibt auch immer 2 Bands, die auftreten – eine davon ist irgendeine Band aus Sheffield, die sich extra für dieses Event beim Teenage Kicks Team bewerben müssen.

Wenn man von Kirche als Kultur beeinflussender Größe spricht, dann ist Teenage Kicks bestimmt ein Schritt in dieser Richtung. Gepredigt wird nicht von vorne, nur durch die Freundlichkeit, die Liebe zum Detail, die Teenagerfreundlichen Preise und den festen Willen dieser Altersgruppe einen richtig guten Abend zu machen. Einzig in einer Ecke läuft eine Präsentation mit den übrigen Veranstaltungen ab, zu denen man einlädt. Der Event hat viele Mitarbeiter (mehr als 20) und die Stimmung bei denen war klasse, obwohl sie wirklich viel arbeiten um das alles möglich zu machen. Auf meine Frage: „Denkst Du, dass sie schon in sich eine Gemeinschaft bilden“ war die Antwort: „Natürlich“ einige der Mitarbeiter sind nicht wirklich Teil der All Saints Church, fühlen sich aber diesem Team zugehörig und leben und arbeiten für Gott an diesem Platz.

Ich fand das beeindruckend und hat mich sehr an das Konzept von „Communitas“ bei Alan Hirsch erinnert. Ein Zeitraffer Video von Mai 2007 gibt es hier zu sehen, das den ganzen Event vom Aufbau bis zum Abbau dokumentiert. Ich habe im November 2008 noch deutlich mehr Technik und so gesehen, aber man bekommt einen ganz guten Eindruck (Klick.).

Deutschlands sexuelle Tragödie

Der Gründer der Arche e.v. in Berlin und anderen Städten Deutschlands, Bernd Siggelkow, bringt durch sein neues Buch „Deutschlands sexuelle Tragödie: Wenn Kinder nicht mehr lernen, was Liebe ist“ (Bernd Siggelkow, Wolfgang Büscher) wieder ein Thema an die Öffentlichkeit, das wir nicht wahrhaben wollen: viele Kinder lernen nicht mehr was Liebe ist. Ich habe das Buch erst bestellt und kann noch nichts über den Inhalt sagen, da es noch nicht da ist – in der Beschreibung steht, dass hier die Einzelschicksale von 31 Kindern und Jugendlichen erzählt werden.

Es passt gut in die Überlegungen mit rein, die mich seit einigen Monaten bewegen und schon verschiedentlich in Gesprächen und dem einen der anderen Projekt ans Tageslicht gekommen sind: Wie hat Gott sich Sex gedacht? Welchen Stellenwert, welche Geschichte hat meine Beziehung zu meinem Geschlecht (Frau/Mann) in meinem Leben? Was hat mich geprägt und wie reflektiert es sich in meinem Liebes-Leben? Was gebe ich weiter, wie lebe ich auch hier ganzheitlich Glauben und wo lebe ich ihn nicht?

Kann ich als Mensch mit meiner ganz persönlichen Geschichte von Höhen und Tiefen mit diesem Thema überhaupt etwas aussagen, oder gerade wegen der Höhen und Tiefen? Wie kann man im Gegensatz zu den eher negativ geprägten Bildern („Du darfst nicht xyz“) ein positives Bild aufbauen?

Ihr merkt: Es arbeitet in mir: Und in Dir?

unchristian

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Es liegt schon ein paar Tage auf meinem „noch-nicht-gelesen“ Stapel und jetzt komme ich endlich dazu: Eine wirklich krasse Studie der 16-29 Jährigen In Amerika und deren Sicht des Christentums. Die Untersuchung bezieht sich nur auf Amerika, aber manches sollten wir trotzdem hören – es mag prophetisch sein/werden.

In einer Anfangsstudie („Unchristian: What a New Generation Really Thinks about Christianity S. 29-30) identifiziert David Kinnaman 6 generelle Wahrnehmungen und Meinungen der genannten Altersgruppe über das Christentum:

  1. Heuchlerisch/Scheinheilig (Hypocritical) das eine sagen, das andere tun. Sie sagen, dass Christen vorgeben moralisch hochstehender zu sein, ein Hochglanz Bild von sich selbst zur Kirche zu tragen, anstatt ehrlich zu sein. Die Christen erzeugen den Eindruck, dass die Kirche nur ein Ort für die tugendhaften und moralisch einwandfreien Menschen sei.
  2. Sie wollen doch ohnehin nur meine Bekehrung! Aussenstehende fragen sich, ob es uns wirklich um sie als Menschen geht oder ob wir sie nur als ‚Zielgruppe‘ sehen. Sie hinterfragen unsere Motive, wenn wir ihnen Jesus mit den Worten anbieten: Lass dich retten! Sie fühlen sich unverstanden, weil viele von ihnen die Sache mit Jesus „ausprobiert“ haben und Erfahrungen mit Kirche gemacht, ‚die sie nicht aufnimmt‘.
  3. Gegen Homosexualität. Aussenstehende sagen, dass wir uns den Meinungen und Ãœberzeugungen anderer verweigern und gegenüber Schwulen und Lesben nur Missachtung zeigen. Sie nehmen Christen so wahr, dass sie darauf fixiert sind Homosexuelle zu ‚heilen‘ und politische Schritte gegen sie zu erwirken.
  4. Zu behütet. Die Aussenstehenden denken, dass Christen altmodisch, langweilig und realitätsfern sind. Sie sagen, dass wir es mit der komplexen Realität des Lebens nicht ihr entsprechend umgehen, sondern nur einfachen Lösungen und Antworten geben. Wir Christen werden als unwillg wahrgenommen – unwillig mit dem Staub und Dreck des Lebens in Berührung zu kommen.
  5. Zu Politisch. Es wird Christen vorgeworfen nur eine politische Agenda zu haben und eine konservative Sicht des Lebens zu forcieren.
  6. Richtend. Aussenstehende denken, dass Christen sehr schnell darin sind andere zu richten. Sie meinen, dass wir nicht ehrlich dazu stehen, was wir wirklich über andere Menschen denken und ihnen auch nicht ehrlich gegenüber treten. Sie zweifeln daran. dass wir die Leute wirklich so lieben, wie wir es immer so betonen.

Ich glaube ich werde einiges von diesem Buch lernen.Einen Satz finde ich jetzt schon sehr treffend:

„Für beide, die Mosaik Generation (geb. zwischen 1984-2002) und die Boomer (geb. 1965-1984) ist das wichtigste ihres Lebens Beziehungen. Sich seinen Freunden gegenüber loyal zu zeigen ist eines ihrer höchsten Werte. Sie haben ein ausgeprägtes Bedürfnis irgendwo dazu zu gehören, etwa einer Gruppe anderer, die sie anerkennt und sich loyal ihnen gegenüber verhält. Doch unter diesem ausgeprägten Beziehungsbedürfnis liegt ein ungezähmter Individualismus.“( „Unchristian“ S. 22)

Dieses Spannungsfeld zwischen dem ungezähmten Individualismus und dem unbedingten Dazugehören wollen ist mir schon oft begegnet – im Spiegel genauso wie bei anderen. Und auch anderen Reaktionen von den 6 Punkten bin ich schon begegnet…ich bin gespannt was das Buch noch so bringt.

Die Jugend…

„Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“

Mit diesem Zitat eines Gelehrten (wer das war wird unten aufgelöst) – steige ich mal ein in ein paar Gedanken über diejenigen, mit denen ich am meisten zusammen bin, am leidenschaftlichesten Gemeinde baue, am heftigsten streite und am flammendsten liebe: Jugendliche.

Ich schicke vorweg, dass ich mit „Jugendlichsein“ die interessante Zeitspanne zwischen 13 und ca. Ende 20 meine, die entweder durch Ehe, Kinder oder einen Entschluss („ich bin erwachsen und schliesse aus freien Stücken eine Riester Rente ab“) beendet wird. Diese Zeit wurde in den letzten Jahren von allen vergöttert – jeder wollte und die meisten wollen immer noch jugendlich sein.

Warum ist das die Alterspanne mit denen ich am meisten Zeit verbringe? Ich fühle mich tatsächlich in der Gegenwart von 16jährigen wohler als in der Gegenwart von 40jährigen, obwohl ich den 40jährigen näher bin oder sein müsste. Ich bin fasziniert von dieser Zeit des Lebens, die nichts kennt, die gerade erst kennen lernt, die sich nicht festlegt, weil man ja etwas verpassen könnte, die im Jetzt lebt und das morgen morgen sein lässt (es sei denn die übereifrigen wohlmeinenden Eltern erinnern sie zu häufig daran) und in denen Gaben und Talente schlummern, die kostbaren Edelsteinen gleichen. Ein paar dieser Gaben und Talente durfte ich helfen zu entdecken, einigen konnte ich mittlerweile ein Stück ihres Weges weiter helfen und viele herausfordernd über ihre Beziehung zum Schöpfer des Universums nachzudenken. Kenne ich mich mit Jugendlichen aus? Kann man zweimal in den selben Fluss springen? Natürlich kenne ich mich nicht mit Jugendlichen aus – ich kenne nicht mal mehr die Charts (ich weiß nur, dass sie weniger wichtig werden in Zeiten von YouTube und MySpace)!

Und natürlich kenne ich mich mit Jugendlichen aus – ich lebe einen Großteil meines Lebens mit ihnen – wichtig ist mir dabei, dass sie Partner sind. Echte und wirkliche Partner, denen ich nicht ein Gesicht zeige, das professionell geglättet ist (ich schaffe ja noch nicht mal mich zu rasieren), sondern vieles von mir widerspiegelt – ich nehme sie ernst und gebe gern Chancen und Vertrauen. Blind, blauäugig und naiv vertraue ich manchmal sogar Leuten Dinge an, von denen ich weiß, dass sie schiefgehen. Aber wie einst einem jungen Basser (mir selbst – jemand hat mir einen Auftrag gegeben, den ich vergaß und er wußte, dass ich ihn vergessen würde) oder einen Fischer namens Petrus bringt genau dieses Vertrauen, dass ganz gegen unsere erwachsene Effektivität geht, gerade wenn es enttäuscht wird einen seltsamen Ertrag: Jemand traut mir etwas zu, obwohl ich es vermasseln werde. War der Vater, der seinen Sohn verloren gehen lässt, nicht völlig verantwortungslos? Ist nicht der Vater der Böse in der Geschichte – unverantwortlich – so viel Vertrauen wegzuwerfen – und so viel Geld.

Ich hatte heute morgen ein Gespräch, in dem es darum ging, dass „die Jugendlichen“ kein Durchhaltevermögen mehr haben – ich glaube das nicht, sondern die Dinge, in denen wir durchhalten sind andere als diejenigen, die unsere Eltern durchgehalten haben. Wir sind anders (ich schliesse mich trotz Ehe und Kind mal mit ein) – aber fähig etwas zu bewegen. Wir haben alle Anlagen, die wir brauchen, noch die Rastlosigkeit, die uns bewegt und den Willen etwas zu verändern. Mehr vom selben wird uns in vielem nicht weiterbringen, sondern eher mehr von den Respektlosen, von denen, die keine Manieren haben, die ihren Eltern widersprechen und die Süßspeisen verschlingen. Mir ist klar, dass wir uns ergänzen müssen, die Älteren und die Jüngeren – die Frage ist dabei: Was ist die Aufgabe der Älteren? Wenn Du einer der Älteren bist frag dich doch mal, wo du Vertrauen verschenkst oder den Jüngeren hilfst ihre Schätze ans Tageslicht zu bringen. Das geht uns alle an – einige Leute beim CVJM haben als ich 2002 angefangen habe gesagt, dass sie jetzt mit Mitte 30 zu alt für Jugendarbeit seien – heute habe ich von einem 50 Jährigen Jugendleiter gehört, der viel Herz hat. Haben sich die Jugendlichen von den Älteren abgewendet oder haben eher die Älteren die Jugendlichen im Stich gelassen und die Väter und Mütter der verlorenen Kinder die Tore verschlossen für Leute, die nach Schwein stinken und das Erbe durchgebracht haben?

Ach ja – das Zitat von oben stammt von einem interessanten Philosophen namens Sokrates und beweist, dass diese Fragen auch nicht eben neu sind. Aber wichtig. Was denkst Du?

Wie viel Wasser und Luft gibt es eigentlich auf der Erde?

Luft zum Atmen haben wir genug auf diesem Planeten, bei der Verteilung der Wasserressourcen sieht es anders aus, aber immerhin 70% der Oberfläche unseres Planeten ist mit Wasser bedeckt – das ist eine Menge, oder?

Wenn man sich folgendes Bild anschaut, dass unsere gesamte Menge an Luft (rechts, pinke Kugel) und die gesamte Menge an Wasser (links, blaue Kugel) relativ zur Erde darstellt bekommt man den Eindruck, dass dem nicht so ist – das sieht ziemlich wenig aus…

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(Copyright: Adam Nieman, Sciencephotolibrary)

Die Wasserkugel hat einen Durchmesser von 1390 Kilomtern und enthält 1,4 Milliarden Kubikmeter Wasser (enthalten sind Ozeane, Polareis, Süßwasser, Flüsse, Grundwasser) – der Luftball wiegt 5140 Trillionen Tonnen und hat einen Durchmesser von 1999 Kilometern. Ich fand diese Grafik von Luft und Wasser relativ zur Größe der Erde sehr krass. Wie wenig von beidem vorhanden ist – vor allem, weil beim Wasser nur 13, 6-16% trinkbar ist – der größte Anteil von Süßwasser befindet sich zudem noch in Gletschern als Eis (Quelle: Wikipedia). Es kommt also ein wenig auf unsere Sichtweise an und auf die Art und Weise, wie etwas dargestellt wird. Da ich und die meisten von Euch in einem Land leben, in dem Wasser keine Mangelware ist empfinde ich es tatsächlich als hilfreich wieder neu darüber nachzudenken wie kostbar und im Vergleich wenig unsere Selbstverständlichkeiten sind und wie einzigartig unser Planet sich darstellt. Was macht diese Information und das Bild mit Dir? Das würde mich interessieren…

Ein kleiner Besuch in Stuttgart…und vieles, was ich über mich gelernt habe…

…und ich bin gespannt was entstehen wird. Das sind gute, freundliche und visionäre Leute dort, die überlegen, wie sie Jesus in ihre Stadt bringen können. Wir hatten einen wunderbaren Austausch und ich fühlte mich nach diesem Abend als Teil einer Bewegung von Leuten, die eines Sinnes sind. Ich hoffe und bete, dass viel passieren wird in Stuttgart und glaube das der Same gelegt ist, vor allem der Same anders zu denken und zu handeln als die meisten Gemeinden in dieser Stadt. Was für eine Ehre dabei sein dürfen, wenn auch nur aus der Ferne…

Wie nötig es ist Hoffnung zu geben ist mir gestern auf meinen Bahnfahrten wieder bewusst geworden – mutig bin ich nicht so sehr, denn als ich unterwegs war stand neben mir auf dem Bahnhof eine junge Ausländerin, die geweint und geschluchzt hat. Ängstlich habe ich mich zurück gezogen und es nachher bereut – was hätte es mich gekostet zu fragen warum sie so weint? Auf der Rückfahrt wurde ich Augenzeuge von seltsamen Dingen – eine Gruppe betrunkener Albaner setzten sich zu einer 3-er Gruppe Deutsche, schüttelten Hände (auch meine) und fingen an Lieder auf albanisch zu singen – mitten dabei ein kleiner Junge von vielleicht 8 Jahren – nachts um 23:00 Uhr.

Die Gruppe der Deutschen waren gerade im Gespräch darüber wie gemein die deutsche Gesellschaft ist, welche Erfahrungen mit Drogen sie gemacht haben und welch schlechte Perspektiven ihr Leben durch den abgebrochenen Schulabschluss hat. 8 Euro Bruttostundenlohn verdient der eine und schiebt Doppelschichten, um zu überleben. Sie haben sich sogar an das Rauchverbot im Zug gehalten, aber große Sehnsucht nach einer Zigarette gehabt und auch genug Dosenbier – und da waren plötzlich die Albaner. Setzten sich zu den Deutschen. Sichtlich überfordert, aber bemüht freundlich zu sein fragte der eine immer wieder, zu wem die Albaner denn im kommenden EM Spiel halten würden – Deutschland oder der Türkei – ich bin mir nicht sicher, ob dieser junge Deutsche verstanden hat, dass es sich hier um Leute aus Albanien handelt und nicht um Türken – obwohl sie es selbst mehrere Male gesagt haben.

Letztlich haben die Albaner angefangen zu singen und zu tanzen und sich weiter zu bewegen. Ich ging aufs Klo und sah wirklich seltsame Leute – ein Mann in Boxershorts, zwei junge Frauen, die sich innig und in meinen Augen ein wenig zu intim für diese Verhältnisse geküsst und gekost haben. Es hat mir deutlich gemacht, dass die Menschen unserer Gesellschaft Begegnungen mit Jesus brauchen. An diesem Abend war ich müde und allein in einem Zug und fühlte mich überfordert und nicht in der Lage Jesus für betrunkene Albaner zu sein oder mich ungefragt zu den Deutschen zu setzen – ich bin wirklich gehemmt. Aber genau diese Menschen brauchen Hoffnung und letztlich Jesus. Keiner von denen ist so einfach in der Lage einen alt.worship Gottesdienst zu verstehen (denke ich), die meisten Veranstaltungen, die ich selbst gestalte sind so an deren Lebenswirklichkeit vorbei, dass ich mich ernsthaft frage was ich ihnen für eine Chance gebe Jesus kennen zu lernen. Traurig stimmt mich das…ich lerne viel über meine eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten. Wird es in Deutschland Gemeinden und Gemeinschaften für die nicht so Gebildeten, nicht so Reflektierten und nicht so nett Sozialisierte geben? Wer wird sie bauen? Wie müssen sie aussehen? Ich bin müde und auch ein wenig niedergeschlagen…

Missionale Gemeinde in „Zeitgeist“ (Teil 3)

„Christen sehen sich als Botschafter Jesu und sind motiviert, ein heiliges Leben zu führen, um nicht den Namen ihres Königs zu entehren, den sie repräsentieren.“ (Zeitgeist, S. 83)

Ich glaube wirklich, dass dies zu allen Zeiten ein Kennzeichen von Gottes Leuten war und alles Denken über „Inkarnation“ macht keinen Sinn, wenn wir nicht zugleich „ja“ zu einem heiligen Leben und zu unserer Botschafter Rolle sagen. Der Satz „das Medium ist die Botschaft“ wird nirgendwo mehr Wahrheit als in Jesus selbst.

Heiligkeit ist in den Tagen von Karrieregeilheit, unfairen Marktwirtschaftlichen Strategien, Internetpornografie, Steuerhinterziehung und völlig selbstverständlichem Softwareklau wohl mindestens genau so schwierig wie zu allen Zeiten vorher. Und als Medium der Botschaft Gottes diesen Gott zu entehren durch das was man tut oder das was man nicht tut ist wohl genau so leicht wie in allen Zeiten vorher. Von daher muss der Ruf nach Heiligkeit vor aller Coolness, aller Chilligkeit und allem Café Latte erschallen, wenn wir uns daran machen wollen Gott in dieser Welt zu repräsentieren – nichts anderes ist die Aufgabe eines Botschafters.

Nur die Motivation das zu tun leidet öfter mal, nicht wahr? Bei mir ist es so. Schneller, leichter – fast schon Joda-esk mutet der Gedanke an („ist die dunkle Seite stärker“ fragt Luke Joda – dieser entgegnet: „Schneller, leichter, nicht stärker“) – der Weg der Heiligkeit ist in dieser unserer Welt ein steiniger, denn er kostet viel – unser Leben wie wir es gelernt haben sollten wir eher verlernen, denn Heiligkeit bedeutet „Gott völlig zur Verfügung stehen“ – nicht der Kultur in der wir leben.

Vielleicht besteht darin die Mahnung bei aller „Inkarnation“ und „Inkulturation“ unserer Tage – die Mahnung eine radikale Gegenkultur wieder zu entdecken und zu leben: Die Kultur eines Reiches, dass nicht von dieser Welt ist und auch wenn wir das Echo dieser Kultur hier erleben und wahrnehmen können wird es einer größeren Hand als der unseren bedürfen, um aus der Gegenkultur die Vorherrschende zu machen und „Heilig“ in „Alltäglich“ zu verwandeln.

Bis dahin sind wir Wesen zweier Welten, die sich hoffentlich durch Gottes Gnade und unser Handeln aneinander annähern und die Werte der einen finden schon jetzt ihren Weg in die Wirklichkeit der anderen. Danach sollten wir streben mit der Ganzheitlich unseres Lebens und ohne Dualismus sondern ganz wie unser Gott drei und eins ist, sollen die Welten in uns zwei und eins werden.

Wenn mich jetzt noch jemand verstanden hat, dann wäre ich froh…ich bin wohl etwas ins Artikel/Buch schreiben abgedriftet…schnell aufhören…

🙂

Die Milch macht’s

Es ist immer wieder interessant zu beobachten, wie viel (oder wenig) Echo ein Streik hervorrufen kann. Die TAZ packt uns da, wo es weh tut: Streik – ist mir doch Latte! Der Macchiato machts – autsch. Die Süddeutsche titelt mit der „Vernichtung einer gigantischen Menge Milch“ und die FAZ bringt uns die „Milch-Engpass in der Milchkrise„, während das Abendblatt aus Hamburg den „Milchstreit“ anführt.

Egal wie wir das Kind nennen – der Kunde möchte ob für den Latte Macchiato oder das morgendliche Müsli Milch. Billige Milch aus niedlichen kleinen Packungen, die am Besten haltbar, manchmal auch Frisch auf den Tisch kommen soll. Die Milchbauern sind also Teil einer Milchmaschinerie geworden, in denen sich eine Abhängigkeit entwickelt hat: Der Bauer bekommt seine Milch von der Molkerei abgeholt, die Molkerei liefert ihr Produkte zum größten Teil an die Discounter und diese haben hervorragend funktionierende Gewinnmaximierungs-Menschen – Manager „Controller“, die den Molkereien die Preise vorgeben und dieser wiederum geben die genau kalkulierten, optimierten Preise Preise an die Bauern weiter.

Der Bauer muss seine Milch loswerden, denn die Kühe produzieren jeden Tag frische Milch – und er ist damit das schwächste Glied in der Kette. Also senkt man den Milchpreis mit dem Ergebnis, dass die Bauern irgendwann nicht mehr produzieren können. Was passiert eigentlich dann? Das machen die Bauern jetzt deutlich. Natürlich wäre ein mögliches Szenario, dass Kleinbauern den Hof verkaufen und gigantische Großbauern-Fabriken entstehen, die dann wieder Kostenoptimiert Milch zu niedrigeren Preise anbieten könnten, aber wer leidet dann zum Schluss? Die Tiere, die Arbeiter auf den Bauernhöfen, die Qualität der Milch und zum Schluss wir. Auf der anderen Seite habe neulich die Geschichte eines Dorfes gehört, in dem die Bauern einem Groß-Milchproduzenten kein Land zum Futteranbau mehr verpachtet haben. Der Grund ist, dass dieser Bauer seine Kühe nicht rauslässt, sondern nur im Stall mit Silage als Futter hält. Der Grund ist natürlich einfach: Weniger Arbeit bei höherem Milchertrag durch das Nährstoffreichere Silofutter (die Kühe lieben es…)

Ich bin für eine Erhöhung der Milchpreise und verstehe nicht, warum sie wieder gesenkt wurden. Fair Handeln beginnt wirklich schon hier in Deutschland – wir kaufen Fleisch gern beim Bauernhof in Direktvermarktung, aber bei der Milch ist es schwerer, weil sie anderes Handling, andere Lagerung und andere Einkauf Intervalle braucht – man muss Milch vom Erzeuger wirklich frisch kaufen und frisch verzehren – Lagerung ist schwer. Alnatura macht schon länger mit der Forderung „Faire Preise für die Milchbauern“ und ich finde, das ist ein guter Weg. Natürlich kostet es dann auch deutlich mehr. Aber daran müssen wir uns endlich mal wieder gewöhnen – der Preis entscheidet einfach über das wie der Produktion.

Christival Meinungen

Falls ihr wie ich nicht beim Christival wart und mal Berichte lesen wollt empfehle ich Euch:

Tobias Faix (Bericht 1 und Bericht 2) und Daniel Hufeisen (Bericht 1, Bericht 2 und Bericht 3) – und der CVJM Nürnberg hat sehr viele Pressemeldungen und anderen Berichte zusammen gefasst: Hier.

Das Christival und die Reaktionen in Bremen in unserem Land sind es wert gesehen und gelesen zu werden, weil sie das Bild unserer Gesellschaft gegenüber den „Christen“ ausdrücken. Natürlich auch ein durch die Medien erzeugtes – für mich ist es wichtig da am Ball zu bleiben…

Etikette(n)

Ich habe festgestellt, dass ich darauf achte, wie ich mich selbst und andere beschreibe. Z.B. bin ich mit dem Wort „Postmodern“ sehr vorsichtig – „postmoderne Jugendarbeit“ – habe ich glaub noch nie so gesagt und würde ich auch so nicht sagen (ich habe mit beiden Begriffen Schwierigkeiten…).

Ich habe ein Zitat im Kopf, dass ich leider nicht mehr wiederfinde – ich hättes markieren sollen – sinngemäß lautet es so:

„Der Himmel bewahre uns vor postmodernen Kirchen – was wir brauchen sind Kirchen, die in der Postmoderne leben.“

Der Unterschied ist simpel – „Postmoderne Kirche“ klingt in meinen Ohren wie Nike, Carhartt oder Apple – ein Label, eine Marke oder ein „Brand“, fast schon ein Produkt, das eine spezifische Gestalt annehmen muss. Das Produkt ist ja definiert durch das Adjektiv „Postmodern“ und trägt sein Verfallsdatum dabei mit sich.

Kirche, die in der Postmoderne lebt findet sich einfach in veränderten Umständen wieder. Simpel, einfach. Ich merke, dass ich vorsichtig reagiere, wenn mir jemand von seiner „Postmodernen Kirche“ erzählt und heute viel mehr denn je an den praktischen Fragen von Kirche im Heute interessiert bin. Inwiefern Kirche ein Label ist, darüber schweige ich mich für heute aus – die Frage, was die Menschen i unserem Land beim Label „Kirche“ denken, jedoch werfe ich mal in die Runde, denn sie scheint mir für unsere Praxis im Moment wichtiger denn je zu sein(Stichwort „Christival„). Sollen wir den Begriff Kirche überhaupt noch benutzen? Zum Abschluss noch ein Zitat von C.S. Lewis:

„All that is not eternal is eternally out of date.“ („The Four Loves“(C. S. Lewis) S. 188) „Alles, dass nicht ewig ist, ist ewig veraltet.“

Alan Hirsch im Christianity Today Interview

Damit man mal ein Foto von dem Kerl sieht (Danke Andi!):

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Ein Australier mit jüdischen Wurzeln, der einiges zu sagen hat – wenn Du des Englischen mächtig bist, empfehle ich dir sein Interview mit Christianity Today „Small Groups and the mission of god“ – einen kurzen Auszug, den ich für wertvoll erachte, gebe ich hier wieder:

„I’d like to look specifically at the disciple-making element for a moment. You mentioned in the book that disciple making is a crucial, pivotal element in the process. What makes it so important?

It seems to me that if we fail to make disciples—that is, people who can become like Jesus Christ, which is a very simple definition of discipleship—if we can’t get that right, then in doesn’t matter what else we do because there will be a fundamental weakness in our ministry. The lack of disciples will always undermine any effort beyond that. But if we succeed in developing and creating an environment where people really can become more Christlike, it seems to me that the movement is on, and everything else will have a substantial basis along with it.

The problem is that we are being discipled every day by our culture, and it’s done very profoundly and very well—and I say this with a background in marketing and advertising. There are billions of dollars going into advertising, which is not just selling us products. There’s much more of a religious dynamic going on. So if we as a church or a small group don’t disciple in the way of Jesus, then the culture gets to have the primary say. And I have to say that, despite our best efforts, the culture is winning at this stage.“ (Quelle, Hervorhebungen meine)

Wer beeinflusst die Leute mit denen Du in Deiner Gemeinschaft bist am meisten? Die Gemeinschaft der Nachfolger in der sie sind oder unsere Konsumgesellschaft? Wer hat dir beigebracht zu leben? Wie wird deine Nachfolge geprägt?

Thema: Kinderarmut im Jubez

Konflikt: Am Donnerstag Abend ist im JUBEZ in Karlsruhe eine Podiumsdiskussion zum Thema „Reiches Land, Arme Kinder – Chancengleichkeit für alle Karlsruher Kinder?!“ (19:00 Uhr, Eintritt frei). Das ist ein Thema über das wir gesprochen haben und auch schon im Gespräch konkreter geworden sind. Leider habe ich von der Veranstaltung erst gestern erfahren (Ignoranz dein Name ist Björn) und wir haben Mitarbeiterabend an diesem Abend.

Das heißt ich kann nicht dort sein. Und das ist wirklich doof, weil ich gern dort wäre. Spricht jemand das Thema an? Kann sich jemand (Du, Leser, vielleicht?) vorstellen dort hin zu gehen? Wäre hammer! Ich würde gern davon aus 1. Hand hören, um evtl. in diesen Prozess noch einsteigen zu können…

Ein Zitat:

„In Karlsruhe leben ca. 5500 Kinder in Haushalten, die Sozialleistungen beziehen, also arm sind, bundesweit sind es fast 2 Millionen. Kinder sind arm, weil ihre Eltern arm sind. Diese sind arbeitslos, beziehen einen Niedriglohn oder Arbeitslosengeld II, sind überschuldet oder Alleinerziehend. Arme Kinder leiden an materieller Entbehrung, sind gesundheitlich beeinträchtigt, besuchen seltener eine Kita, wiederholen häufiger eine Grundschulklasse, wechseln seltener aufs Gymnasium. Dass es in einer reichen Gesellschaft arme Kinder gibt, ist beschämend und empörend. Sie kommen ohne Frühstück zur Schule. Ihnen fehlt das Geld, um das Mittagessen zu bezahlen. Am Schulausflug nehmen sie nicht teil. Die Einladung zur Geburtstagsfeier eines Freundes oder einer Freundin nehmen sie nicht an.“ (Quelle)

Kinderarmut und ein Treffen

Interessant, wie sich plötzlich ein Thema auftut und vor meinen Füßen landet. Als ich über den Bericht des Diakonischen Werks Karlsruhe schrieb, ahnte ich noch nicht, dass ich mich noch konkreter mit dem Thema Armut in Karlsruhe befassen sollte. Zumindest nicht so bald. Jetzt gibt es ein erstes Treffen von im Moment noch vier Leuten am Freitag den 11.04. um 17:30 in der Nowackanlage 5 – die Frage ist: Wir wollen etwas tun für die Leute diese Stadt – wo und was kann man anfangen, vielleicht bestehendes unterstützen, vielleicht neues beginnen. Wenn Du Teil davon sein magst bist Du herzlich eingeladen dabei zu sein.

„Zufällig“ habe ich heute drei Fragen auf den Tisch bekommen und dabei erfahren, dass der Jahresschwerpunkt des Stadtjugendausschuss Karlsruhes „Kinderarmut“ ist. Passt alles seltsam zusammen, finde ich. 🙂

Die Fragen sind:

  1. Wo ist Armut (und ihre Folgen) in Eurer Kinder- und Jugendarbeit erkennbar und eventuell messbar?
  2. Was bietet bzw. könntet/müsstet/solltet Ihr anbieten…? Was müsste angeboten werden, um die Folgen von Armut zu mindern?
  3. Welche Forderungen an wen ergeben sich daraus?

Gute Fragen, gute Gedanken. Hoffentlich ergeben sich bald daraus gute Taten…