Es ist interessant zu verfolgen, wie das Verhalten von einigen Kindergärten in Deutschland durch die Presse geht, die tun schlicht folgendes:
Immer mehr christliche Kindergärten im Land verzichten auf eine Weihnachtsfeier. Der Grund: Den andersgläubigen Kindern sei dies nicht zuzumuten.
Stuttgart: Viele Kindergärten verzichten auf Weihnachtsfeiern – Nachrichten | SWR.de
Nach Angaben der Kindergartenleitung seien derzeit von den 36 Kindern, die die Einrichtung besuchten, vier evangelisch, vier katholisch, dreizehn muslimisch und vier Kinder hinduistischen Glaubens. Weihnachten sei dort schwer zu vermitteln, so dass der Kindergarten schon seit vielen Jahren auf eine Weihnachtsfeier verzichtet, so die Leiterin Anja Bonomo.
Stuttgart: Viele Kindergärten verzichten auf Weihnachtsfeiern – Nachrichten | SWR.de
Eigentlich recht konsequent, oder? Wenn ein Großteil der Kinder aus Familien kommt, die keinen christlichen Glauben und demensprechend keine christlichen Traditionen haben, dann kann man denen keine Weihnachtsfeier „zumuten“. Oder doch? Ich glaube, dass man auch hier wieder etwas zur Verständigung tun kann, sein Licht nicht unter den Scheffel stellen und bevor man ganz verzichtet einfach eine Weihnachtsfeier veranstalten, die erklärt, mit hinein nimmt und deutlich macht, dass es auch etwas zu erzählen gibt. Macht man aber nicht.
Religionspädagogen wie der Freiburger Professor Wilhelm Schwendemann von der evangelischen Fachhochschule beobachten seit einiger Zeit aber immer wieder einen ängstlichen Rückzug bei der Vermittlung christlicher Inhalte in Kindergärten.
Stuttgart: Viele Kindergärten verzichten auf Weihnachtsfeiern – Nachrichten | SWR.de
Klar, wir leben in einer multikulturellen, multireligiösen Gesellschaft und keiner mag gern Fronten aufbauen, wir wollen Rücksicht aufeinander nehmen etc. Aber genau das ist doch die Chance! Wir leben in einer multireligiösen Gesellschaft, also sollten wir doch auch einen Platz darin haben! Nicht Weihnachtsfeiern abschaffen, sondern verändern, darüber reden warum und wie man Weihnachten feiern kann. Ansonsten bekommen die Kinder nur den Konsum mit und das wäre doch schade! Wie denkst Du so darüber?
technorati tags:Weihnachten, Kindergarten, Weihnachtsfeier, Abschaffen, multireligiös, Gesellschaft, Glaube
Es ist paradox, denn umgekehrt „darf“ ich als Christ, vom Standpunkt der religiösen Toleranz aus, natürlich meinen muslimischen Klassenkameraden, Arbeitskollegen etc. fragen, wie er/sie denn Feste der eigenen Religion feiert…Durch die Hintertür passiert hier eine Diskriminierung der Christen in der offenen Gesellschaft. Und das Schlimmste: Wir selber machen mit, weil wir ja niemanden bevormunden wollen bei der freien Ausübung seiner eigenen Religion. Konsequenterweise müssten wir alle religiösen Veranstaltungen für Kinder streichen, denn die haben ja entwicklungsbedingt noch keinen eigenen Standpunkt und kriegen so immer was „übergestülpt“…
Ne, aber statt soviel Konsequenz mal ernsthaft: Woher sollen denn Kinder Religion – erstmal egal, welche – lernen, wenn nicht am Beispiel von Erwachsenen und im Vollzug? Ja, es ist eine Gratwanderung, religiöse Rituale „auf Probe“ zu leben, eine Gratwanderung zwischen der rein ästhethischen Komponente und dem Inhalt. Aber ich sehe keinen anderen Weg.
Und jetzt zum Glauben an Jesus im Besonderen: wir müssen uns nicht verstecken! Wir haben die beste Botschaft der Welt! In den biblischen Geschichten begegnen uns Erfahrungen, die jeder Mensch macht: Angst, unterwegs sein, keinen Platz haben, politisch bedrängt werden, am Rnad der Gesellschaft stehen – um nur mal so ein paar Perspektiven der Weihnachtsgeschichte zu nennen. Deswegen können wir diese Geschichten zumindest jedem erzählen. Und die Geburt Jesu dürfte auch im interreligiösen Kontext noch ziemlich unkritisch sein, denn auch Moslems glauben ja, dass Jesus geboren ist – und schätzen ihn als Propheten ein.
Als Annäherungstext schlage ich daher als ersten Schritt den Lobgesang des Zacharias über den Prophet Johannes den Täufer vor, dann muss es aber schon noch weitergehen bis hin zur Weihnachtsgeschichte. Spannend wird es sicher beim Lob der HIrten, wo es um Jesus als Retter geht. Die Weisen aus dem Morgenland könnten eine Annäherung bieten, da hier gerade jemand aus einem anderen Land Jesus als König anerkennt und würdigt.
Neben einer Weihnachtsfeier für die Kinder müsste m.E. eine Begleitaktion für die Eltern stattfinden, in der erklärt wird, was bei dieser Feier mit den Kindern gemacht wird, evtl. auch die Weihnachtsgeschichte für Immigranten erzählt (es gibt da so eine gewisse thematische Nähe…).
Vielleicht liegt die Ursache aber gar nicht in der „Toleranz“ den Kindern gegenüber, sondern in der eigenen Sprachlosigkeit über Glaubensinhalte. Ich schreibe das durchaus selbstkritisch als jemand, der im kirchlichen Dienst steht. Oft sind uns die Dinge so vertraut, dass wir a) das Wunder darin nicht (mehr) entdecken, oder b) es nicht in die heutige Situation übersetzen können. Daher ist neben der Frage nach der Gesellschaft, zu der wir reden, auch die Frage nach der eigenen religiösen Sprachfähigkeit zu stellen – und um die „Realphabetisierung“ nicht nur von Beschäftigten in kirchlichen Einrichtungen zu ringen. Was heißt z.B. Glauben?, Wer ist Jesus?, Was heißt Sünde? etc. Wie wäre es mal mit einem „Alphabet des Glaubens“, entwickelt im Gespräch, im Umgang mit den biblischen Erzählungen, evtl. sogar anhand einer Kinderbibel. Wo entdecken wir uns und unsere Mitmenschen in diesen Geschichten? Soviel zu den Fragen nicht nur an die Erzieherinnen in den evangelischen Kindergärten
Ferner: die angebliche „weltanschauliche Neutralität“ gibt es nicht! Auch das Schweigen von Gott ist eine Botschaft. Nämlich die, die da lautet: Gott gibt es nicht – oder aber er ist irrelevant. Da die Frage nach der Existenz Gottes mit menschlichem Mitteln bekanntlich mit absoluter Sicherheit weder bejaht noch verneint werden kann, muss sie offen bleiben. Diese Frage hält man aber gerade nicht offen, wenn man eine der beiden Annahmen absolut setzt, wie es mit dem Schweigen von Gott geschieht.
Und schließlich: niemand zwingt Eltern, ihr Kind in einen konfessionellen Kindergarten zu geben. Ist in einem konfessionellen Kindergarten nicht zu erwarten, dass den Kindern dort religiöse Inhalte vermittelt werden? Ich würde mein Kind doch auch nicht in eine islamische Einrichtung geben und erwarten, dass mein Kind dort „weltanschaulich neutral“ aufwächst!
Christen haben einen Glauben, den sie nicht sich selbst verdanken, sondern dem, der sich ihnen in Jesus Christus gezeigt hat. Christen haben einen Auftrag, den sie sich nicht selbst ausgesucht haben, sondern den sie von Jesus empfangen haben.
Christen haben eine Stimme, um -neben den vielen anderen Stimmen in der pluralistischen Welt- zu reden.
Warum also schweigen?
Soviel erstmal.
Wow – ein langer Kommentar! Danke Barabara!
Bin im vielem Deiner Meinung. Wie unsere Stimme erklingen soll ist eine Frage, die zu kklären wäre. Und ob andersgläubige Eltern die freie Kindergarten Wahl haben. Da bin ich mir nicht sicher – haben wir genug Kindergartenplätze, um wählen zu dürfen?
Liebe Grüße
Björn
Danke Bärbel,
Du sprichst mir aus der Seele.
Noch leben wir doch in einem christlichen
Deutschland.
Wir tolerieren Andersgläubige, aber in einem
christlichen Kindergarten, kann man ein gewisse christliche Erziehung erwarten.
Gruss
Ute