Ein genial zu nennender Film „Der Name der Rose“ – den haben wir uns heute Abend angeschaut. Er gibt ein wirklich Realistisches Bild eines Klosters im Mittelalter. Und kann helfen einem alten Vorurteil beizukommen, dass immer noch umhergeht: Das Mittelalter ist nicht finster. Zugegeben, der Film ist ziemlich düster, aber die Zeit in der er spielt könnte lebendiger kaum sein.
Das Mittelalter ist zwar mehr Mirjas Fachgebiet, aber immerhin kann ich das eine odere andere auch dazu sagen. Z.B. das es vermutlich die religiöseste Zeit Europas war. Jeder hat auf die eine oder andere Weise geglaubt. Aber sehr stark, sehr, sehr stark getrennt – dualistisch, das Heilige und das Irdische.
Die Haltung drückt sich z.B. in der Architektur der Kirchen aus: Aussen gibt es ja häufig so Fratzen, Dämonische Bilder, Wasserspeiende Dämonen (bei Regen) – sie symbolisieren die Welt und deren Herrscher, den Satan. Innen ist dagegen alles Farbig (Fenster, die Bilder sind!!! Das war unglaublich für den gemeinen Mann von der Strasse!), es roch gut (Weihrauch) – man hatte mit dem Weihwasser sogar ein Ritual, mit dem man sich heiligen konnte, bevor man durch das „Paradis“ (so sagt man zu dem Vorraum einer Kirche) den Kirchenraum betritt. Aussen schmutzig, innen rein. Und die Trennung dazwischen. Konsequenterweise hat man die Kirche aufgesucht, um sich zu heiligen. Dazu reichte nach dem Aberglauben der Leute ein Blick auf die Hostie – der Leib Christi beim Abendmahl. Die Wandlungsformel „Hoc est corpus christi“ (dies ist Christi Leib) mutierte dabei zu dem alllseits bekannten Zauberwort „Hokuspokus“. Da passiert irgendwas magisches und wenn ich das mitbekomme, dann habe ich Vergebung und das ganze Zeug.
Das Mittelalter treffen wir in vielen Punkten auch noch heute an, vieles davon ist im Begriff wiederzukommen. Spiritualität, Medieneinsatz, Symbole, Bilder, Farben, Design, Ästhetik – all das sind die Elemente, mit denen die Kirche während des Mittelalters gearbeitet hat. Und der alte Dualismus – innen heilig und aussen unheilig.
Ich schliesse meine Gedanken mit einem Satz aus dem Film: (Adson, Schüler des William von Baskerville, gespielt von Christian Slater)
„Meister, haltet ihr dies für einen Ort, der von Gott verlassen wurde?“
William von Baskerville (gespielt von Sean Connery):
„Kennst Du einen Ort, wo er sich jemals wirklich zu Hause gefühlt hätte?“Â
Hi Björn,
der Film ist ok, aber das Buch ist noch viel besser. Vor allem, wenn es um ein realistisches Bild vom Mittelalter geht, vor allem das Gedankengut. Der Film karikiert das ja eher. Wenn Du also tiefer einsteigen möchtest…
habe das Buch schon gelesen. Aber wenn ich tiefer einsteigen möchte kann ich ja auch Arno Borst „Lebensformen im Mittelalter“ lesen. Mirja, meine Frau (und Cousine von Olli und Andrea) hat ihren Studienschwerpunkt auf Mediävistik gelegt. Darüber habe ich einiges mitbekommen. Aber sie stimmt mit Dir überein, dass da einiges karikiert wird. Baudolino ist auch ein gutes Buch, das sehr viele Mittelalterliche Legenden aufgreift und verarbeitet. Eco ist halt ein Prof. das merkt man.
Danke Für Deinen Kommentar! Und liebe Grüße aus Karlsruhe! (Hast Du Deine Jacke eigentlich wiederbekommen, die Du in Romanshorn vergessen hattest?)
Björn