An diesem Wochenende haben wir zusammen einen kurzen Gottesdienst gefeiert am Sonntag Morgen, den ich besonders fand. Dabei war seit langem einmal wieder eine Stille, in der man seine schuld vor Gott bringen konnte und eine Zusage über die Vergebung, die darauf folgt.
Es ist eigentlich ein einfacher Teil einer alten Liturgie, aber wie wichtig und auch wie wirksam ist es zu Bekennen. Ich werde in letzter Zeit häufiger mal darauf angesprochen, dass ich in der Wahrnehmung anderer „mich fertig mache“ – ich empfinde es eher so, dass ich lerne darüber zu reden, was ich als Fehler und Schuld in meinem Leben identifiziere. Es ist nicht immer leicht das beim Namen zu nennen, aber wie heilsam ist es offen darüber reden zu können, was auch nicht gut läuft. Vielleicht ist meine Selbstwahrnehmung zu kritisch, dass kann sein, aber wie gut tut es nicht sich immer nur ins beste Licht rücken zu müssen, sondern auch sagen zu können was schwer fällt, was ich auch einfach nicht schaffe oder nicht kann. Ich beobachte in viele Gemeinden, dass der Teil „Bekennen“ und dem Zusprechen der Vergebung fehlt, ob bewusst oder unbewusst. Ich glaube das die Gemeinden in Deutschland gut daran täten wieder neu diesen Bereich in den Blick zu bekommen…was denkst Du?
Ich finde es sehr befreiend, Schuld vor Gott zu bekennen. Am liebsten vor einem Zeugen. Das fällt zwar schwer. Kann sehr peinlich sein. Dann kann ich aber leichter glauben, dass das jetzt wirklich vergeben und weg ist. Beichte, als Kind dachte ich das ist nur für Katholiken. Aber da können wir uns wirklich was abschauen.
Da fällt mir ein: Ich packe gerade alle meine Sachen ein, weil ich endlich nach Karlsruhe ziehe. Und bei der Gelegenheit schmeiße ich immer wieder auch Sachen weg. Leider fehlt mir die Zeit wirklich gründlich auszumisten und das was ich behalte richtig zu sortieren (eine Mischung aus Studium und Referendariat) – ich habe Sachen wiederentdeckt, von deren Existenz ich gar nicht mehr wusste, obwohl mein letzter Umzug erst 1,5 Jahre her ist.
Jedenfalls schmeiße ich weg, was nur noch Balast und unötig ist. Manches habe ich mehrfach umgezogen, ohne es dazwischen zu verwenden. Das ist so ähnlich wie beim Beichten. Da bringe ich Ordnung in meine Seele. Manchmal fehlt mir die Zeit es systematisch zu machen. Aber auch das impulsive Beichten ist gut. Unnötiges und Belastendes fällt weg.
Übrigens: Ich weiß nichts mehr, was mir jemand anderes Gebeichtet hat. Die Gnade des Vergessens.
Ja, das geschieht zu wenig. Weder im Gottesdienst, noch sonst im Miteinander von Christen. Am ehesten geschieht so ein Moment des Innehaltens und Bekennens noch bei der Vorbereitung zum Abendmahl. Aber da ist es stark ritualisiert, sehr kurz und wahrscheinlich bei vielen nicht sehr tiefgehend.
Im AT liest man ja manches mal von Bußgottesdiensten und es gibt ja auch einige Bußpsalmen. Warum nicht mal einen Bußgottesdienst feiern?
Ich finde auch, dass solche Zeiten oft zu kurz kommen!
Aber wie du auch geschrieben hast, ist es eben sehr befreiend.
Ich bin sehr froh, dass ich Menschen um mich habe, denen ich alles erzählen kann. Die mit mir beten und mit denen ich gute Gemeinschaft haben kann.
Aber ich glaube der 1.Schritt passiert im Stillen für sich alleine. Denn wenn man sich selbst seiner Fehler nicht bewusst ist und sie sich nicht eingesteht, kann man sie auch nicht bekennen!
Gottes Segen!