Irgendwie sind es die kleinen Artikel, die dieses Buch immer wieder in meine Hand befördern: Diesmal sind es Mike Bischoff und Tobias Faix, die mich zum bloggen veranlassen – das Thema „Missionale Gemeinde“ wird von den beiden in 4 1/2 Seiten kurz aber gut angerissen. Am der Artikel endet mit 15 Kennzeichen einer „Missionalen Gemeinde“, die ich hier vorstellen möchte:
„Man geht nicht zur Kirche, sondern man ist Kirche, unterwegs auf einer gemeinsamen Mission/Sendung.“ (Zeitgeist S.83)
Einer von den Sätzen, der den Wandel im Verstehen von Kirche gut zusammenfasst – Kirche ist nicht zunächst geprägt von „Handeln“, sondern vielmehr vom „Identität“ und dabei geht es noch einen gewaltigen Schritt weiter als uns Reformation und Pietismus gebracht haben: Man definiert sich als Teil der „Gemeinschaft Kirche“ und auch wenn es immer wieder Initiativen gibt, Kirche klein zu denken, kann man hier wirklich davon sprechen, dass es zumindest vom Ansatz her gegen den Individualismus geht. Dieser Individualismus, der seit mittlerweile hunderten von Jahren vorherrscht wird durch den Satz „man ist Kirche“ schwer in Frage gestellt. Ich kann sehr wohl allein Handlungen vollziehen, die den Werten und Grundsätzen von Kirche entsprechen, aber Kirche sein lässt sich als Einzelperson schwer denken, sondern da ist die Formulierung „Ich bin Teil von Kirche“ drängt sich einem geradezu auf.
Meine Identität ist etwas, das ich mit mir trage, das gegen diesen elenden „hier bin ich so und verhalte mich so, da bin ich ganz anders, je nach Gruppe in der ich mich bewege“ Fluch helfen kann. Mir hilft an diesem Kennzeichen vor allem das gemeinsame „unterwegs sein“ in der Sendung. Ich bin nicht nur da, um da zu sein, sondern vielmehr, weil wir als Kirche diese Mission, diese Sendung mit uns tragen, überall wo wir sind, in allem, was wir begreifen und bewegen.
Auf jeden Fall eine wichtige Erkenntnis!
Wenn wir das wirklich kapieren und umsetzen, dann ist es sogar revolutionär – denn dieses organische Prinzip setzt sich gegen jedes menschliche System durch.
Das kann dann auch mal unangenehm werden, wenn Systemverfechter auf „Wir-sind-Kirche-Verfechter“ stoßen!
Die Frage ist dann auch:
Passen wir uns dann lieber wieder dem System an?
Gby,
Dirk.
Meint Ihr damit so etwas wie „Widerstand zwecklos. Sie werden assimiliert?“. Oder so wie Gottfried Benn: „O daß wir unsere Ururahnen wären, ein Tröpfchen Schleim in einem warmen Moor.“
Jetzt mal im Ernst: Wißt Ihr, wann dieses „Man ist Kirche“ passiert? Ich glaube, es passiert im Abendmahl. Dort wird die Gemeinde Christi ein Leib, sie werden Teil von Jesus, und Jesus kommt jedem so nah, dass es näher fast nicht mehr geht.
Deswegen würde ich nicht sagen, dass mit der „missionalen Gemeinde“ etwas ganz Neues „entdeckt“ wurde. Das klingt ja fast so, als könnten wir das alles besser hinkriegen als Spener, Luther, Augustin oder Paulus.