Dichte Atmosphäre, geistliche Lieder, Gebet und Abendmahl. Lange schon habe einen solchen Abend nicht mehr als Teilnehmer erlebt. Sehnsuchtsstillung? Eher Sehnsuchtsweckung – wie ein Echo von etwas Realem habe ich den Abend hier auf der Tagung erfahren. Das Reale liegt allerdings dabei in der Gegenwart Gottes. Es fällt mir schwer meinen Verstand gefangen zu nehmen und das Neue, das ich erlernt habe und in dem ich leben will in Einklang zu bringen mit dem „Alten“ das mich umgibt – lass für dich beten und alles wird gut. Ist meine Wirklichkeit nicht zu komplex, als das ein solch einfacher Weg „Erfüllung“ bringt? Ich bin verwirrt, denn ich weiß nicht, wie ich all das einordnen soll – wie radikal anders kann man/muss man leben? Peter Rollins „Was würde Judas tun?“ erbringt einen wirklichen Konflikt und die „Treue des Verrats“ (Fidelity of Betrayal) öffnet nicht unmittelbar einen gangbaren Weg. Oder ist es schlicht nicht cool genug den einfachen Weg zu gehen?
In meinem Herzen spiegeln sich viele Fragen, die ich an die „Emergent“ Bewegung habe – ich (er)lebe in diesen Fragen könnte man sagen. Naja, niemand hat gesagt, dass der Weg zu einer veränderten Ekklesiologie und einer inkarnierten Spiritualität einfach zu gehen ist. Man ist ja Kind geistlicher Eltern und Strömungen und sehnt sich durchaus nach vertrauten Formen zurück, wenn bis hierher noch jemand liest und verstehen kann, was ich meine. Insgesamt kann ich sagen, dass im Abendmahl eine Form der Gottesbegegnung Gestalt gewinnt, die mir bis jetzt noch nicht bewusst war – das Abendmahl als Mahl der Zusage, als Mahl des Ausdruck meines Glaubens, dass in Jesus alles letztlich zu meinem Guten dient, dass in seiner Komplexität die Zusammenfassung aller meiner losen Enden liegt. Abendmahl als Ausdruck und Zusage, Verrat an meinem zu kleinen Bild von Gott und Glaube an die Wirklichkeit seiner Zusagen. Sehnsucht gestillt und geweckt, denn das hier ist nicht wirklich unser Heim, nicht so, sondern geheilt, zusammengefügt und dadurch ganz.
Augustinus sagt: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Dir.“ Wahr. Ich lerne die Wahrheit dieses Satzes je länger ich ihn in meinem Leben verwoben finde. Vermutlich ist es der Fluch dieses Lebens, dass man immer wieder Hunger bekommt und erst in der Ewigkeit wird dieser Hunger gestillt, solange stecken wir in der Vorläufigkeit fest. Versteht das jemand?
Nachtrag: Mir ist grad noch ein Zitat von Lewis eingefallen, dass die Sache mit der Sehnsucht noch mal gut in Worte fasst:
„God will refresh us on our journey with some pleasant inns – but he will never let us mistake them for home.“ (Gott wird uns auf unserer Lebensreise durch eine paar angenehme Gasthäuser erfrischen, aber er wird ebenso dafür sorgen, dass wir sie nicht mit unserem „Zuhause“ bei ihm verwechseln.)