Ich komme gerade von einer Gebetsschicht und bin, ehrlich gesagt, etwas aufgewühlt. Die einfachste Station hat das bewirkt: Bohnen. Bohnen? Bohnen! Man nehme sich ein Glasschälchen und füge aus zwei Gefässen trockene rote und weiße Bohnen hinein. Danach spricht man Gebete, die roten Bohnen symbolisieren Fürbitten, die weißen Bohnen Dankgebete. Nachdem man sein Gebet zu Ende gesprochen hat, wirft man eine entsprechende Bohne in eines der beiden Gefäße. Da ich, wie so vieles im Leben, meine Gebete nicht plane, habe ich mir mal eine Handvoll Bohnen von jeder Sorte genommen und eifrig drauf los gebetet. Also: Die roten Bohnen fliegen nur so in die Gefäße – übrig bleiben die Dankbohnen in meiner kleinen Schale. Gibt es nicht genug Sachen für die ich dankbar sein kann? Es könnte auch daran liegen, dass man um 4:00 Uhr morgens einfach noch nicht wach genug ist zum Danken.
Eher nicht. Ich musste feststellen, dass ich in meinem Gebetsleben eher Fürbitten spreche – Problemorientiert bin. Das ist das Problem, Gebet, das andere ist auch ein Problem, Gebet. Bewußt Zeit um zu Danken nehme ich mir selten. Vielleicht ist es auch ein Problem meiner Ausrichtung – Dank erfordert den Rückblick, während Fürbitten fast immer Ausblick sind. Nicht immer ist ein Rückblick so reizvoll, vor allem nicht, wenn Fragezeichen die dankbare Haltung fast unmöglich machen. Wie kann man für einen Weg dankbar sein, den man nicht versteht? Besser nach vorne Blicken. Mir fällt dabei auf, dass Nicht-Danken zugleich auch Nicht-Ja sagen zu den Wegen Gottes in meinem Leben heißt. Wenn ich ihm vertraue, dass er gute Wege führt, dann kann ich danken, auch wenn ich nicht verstehe warum ich dankbar sein sollte. Ich habe am Freitag iM Gottesdienst die Frage gestellt was Gebet ist. In Dank und Fürbitte bestimmt ein Rück- und zugleich Ausblick. Vielleicht ist Gebet ja am ehesten ausgedrückter Glaube, der im Moment des Betens deutlich wird. Der Glaube daran, dass meine Vergangenheit genau so in Gottes Hand liegt, was mich zum Danken bewegt, wie die Aussicht, dass meine Zukunft ebenso in Gottes Händen liegt, was mich zur Fürbitte bringt. Bohnen können scheinbar mehr bewirken als übelriechende Verdauungsgase. Was denkst Du?
Hallo Björn,
so unterschiedlich können Bohnenerfahrungen sein:
Ich habe die braunen Bohnen -der Anleitung und meinem bisherigen Gebetsschwerpunkt treu- erstmal als Bitten, nicht als Fürbitten verstanden. Mir ebenso wie Du einfach mal einen Handvoll Bohnen genommen, schon mit der leisen Sorge, dass ich meine weißen nicht los würde (schließlich bitte ich beim Beten mehr, als ich danke; also auch der problembewußte Blick; allerdings öfter auf meinen Kram als auf die, die mein Gebet vielleicht sonst noch brauchen könnten). Und war sehr erstaunt, dass es mir viel leichter viel, die weißen Bohnen „abzubeten“, dass ich mittendrin echt mal für die roten Bohnen nachdenken musste.
Freu mich. Liebe Grüße,
Barbara
Hey Björn,
also freitagnacht saß ich an der Bohnenstation und ich muss sagen, die hat mir am besten von allen gefallen, weil sie so offen für alle Gebete war und weil es nicht so sehr gebunden war an bestimmte Dinge. Ich habe ziemlich viele Bohnen (also gemischte) in meine Schüssel und immer blind eine ausgewählt. Bitten fielen mir auch eher leichter, aber Dank hatte ich letztendlich sogar fast mehr. Am Anfang war es richtig einfach, doch nach einer Weile musste ich echt überlegen, welche Bereiche ich noch nicht angekratzt hab vor allem kamen meist bei der einen Bohne ein Gedanke für die nächste. Und als ich dann an der nächsten war, war der Gedanke wieder verschwunden 😛 (lag auch vielleicht daran, dass es mitten in der Nacht war). Ich saß an der Station fast zwei Stunden und später auf dem Sitzsack sind mir immernoch Themen eingefallen.
Ich war beeindruckt zu sehen, wie viele Bohnen in den Gefäßen waren, weil jede einzelne für ein Gebet stand und ganz unterschiedliche Themen behandelt wurden – eine sehr vielseitige Station!
Es hat sehr gut getan, sich alles von der Seele zu beten.
Greatz
24-7 ist einfach eine wunderbare Gebetsaktion und es verbindet uns untereinander. Danke für Euer Feedback. Ich freue mich voll, dass wir zusammen auf unterschiedliche Weise so gute Erfahrungen gemacht haben…
Danken kann auch Wunden heilen. Ich habe sogar erlebt, dass die Wunden durch Dank quasi desinfiziert wurden, weil ich schon kurz nach der Ursache bevor sie richtig in die Tiefe gehen konnte gedankt habe. Wie wenn meine Seele durch den Dank für die Enttäuschung und die Perspektivlosigkeit versiegelt worden wäre. Ich war traurig, aber ich bin nicht in ein tiefes Loch gefallen, worüber ich heute noch dankbar staune.
Wow. Ich glaube so etwas habe ich noch nicht erlebt. Aber vielleicht kommt das ja noch. Es gehört bestimmt mit zu dem schwersten mitten in der Perspektivlosigkeit dankbar für Gottes Weg zu sein. Ich empfinde es aber tatsächlich, dass es so sein muss, dass dann Dank hilft Wunden zu verschliessen, weil er „Ja“ zu sagen zu Gottes Weg heißt. Danke für diesen tiefen Kommentar…