Daniel hat vor geraumer Zeit Schritte zu einer Theologie gewagt. Ich habe diesen Post in der Erinnerung behalten, weil ich ihn bemerkenswert fand. Dann haben Dosi, Daniel und ich letztens Gelegenheit gehabt über dieses Verständnis von Offenbarung zu sprechen und es haben sich noch mehr Puzzleteile in meinem Kopf angefunden. Scheinbar ist das und ein wenig Zeit das, was es braucht um zu einem eigenen Bild zu kommen, das meinen Ansatz von Offenbarung Gottes wiedergibt.
Offenbarungsmusik. (Ich leihe mir dabei die vier Kategorien von Daniel gern aus)
- Bibel – die musikalischen Hauptthemen, wie in einer Symphonie, werden in der Bibel eingeführt. All die großen Melodien, kompliziert und verschachtelt umspielen den Charakter Gottes, Noten klingen zusammen, so wie sie eigentlich gedacht waren. Zugänglich ist uns diese „Urfassung der Hauptmelodien“ nur noch mithilfe von Interpretation, sozusagen dem „Neuerspielen der Partitur“. Es gibt eine einigermassen klare Instrumentierung und einen Dirigenten, der die Hauptthemen mit dem Orchester zusammen eingespielt hat.
- Schöpfung – die Hauptthemen erklingen gespielt von fremdartigen Instrumenten, z.B. wird eine Melodie von einer Bongo gespielt oder ein Violinenteil auf der Jembe. Das ist seltsam, ist aber so, wenn man es in diesem Zusammenhang sieht. Die Schöpfung hat mehr Möglichkeiten und spielt Gottes Melodien, eben auf ihre Art und Weise. Und das heißt manchmal deutlicher und manchmal weniger deutlich, breiter, vielleicht als „Klangteppich“ – dadurch werden viele Nebenthemen hörbar.
- Tradition – hier werden die Themen versucht mit und gegeneinander zu spielen. Sie erklingen selten ausgewogen, sondern eher isoliert und mit Schwerpunkten versehen. Strenge Dirigenten wählen aus, kürzen zusammen, stellen neu nebeneinander. Immer noch erklingen die Hauptthemen, aber eben stringenter, gefasster. Die Instrumente werden neu ausgewählt, die zusammen spielen sollen. Dadurch wird manches klarer, manches aber eben auch unzugänglicher.
- Erfahrung – Improvisation. Man spielt mit den Themen, verspielt sie, bleibt Künstler und vermischt seine eigenen Melodien mit denen der Hauptmelodien. Heraus kommt vieles schräge, vieles interessante, aber auch vieles an Aktualisierung, das vielleicht einmal in eine Tradition münden wird. Der Heilige Geist führt manches mal die Hand und hilft bei der Neuinterpretation, vielleicht sogar in noch nicht gehörten Gebieten.
Ich mag dieses Bild, weil es die Beziehung der vier Gebiete untereinander ausdrückt und dennoch ihre Unterschiedlichkeit ernst nimmt. Wenn ich z.B. eine Hauptmelodie nicht erkannt habe, dann spielt mir die Tradition vielleicht einen Teil davon vor oder die Schöpfung bringt mir etwas nahe, dass ich vorher nicht verstanden habe. Meine Erfahrung geht an ihre Grenzen und spielt sich wunde Finger, aber ist in der Lage vieles umzusetzen, zu interpretieren, zu verstehen. Ich habe selbst als Freejazz Basser improvisiert und sehe auch da wirklich eine spirituelle Komponente drin. Hier ist also mein persönlicher Ansatz Offenbarung Gottes zu verstehen – als gewaltige Symphonie mit unterschiedlichen Elementen.