Es ist doch zuweilen erstaunlich, was einem so in die Hände fallen kann, wenn man seine Unterlagen mal digital durchgeht (in dem Fall meine heruntergeladenen pdf’s mit dem nützlichen kleinen Programm „Yep“ – nur für Mac) durchgeht. Ein Artikel von Matthias Horx aus dem Jahr 2004 – drei kurze Jahre her. (Ãœbrigens hat Horx vieles von Richard Florida, The Rise of the creative Class, Basic Books, 2002)
Der Zukunftsforscher untersucht und sagt den Aufstieg der „Kreativen Klasse“ voraus – 2007 ist davon schon einiges in Erfüllung gegangen – die Bendingungen für den Aufstieg der Kreativen benennt Horx folgendermassen(ich zitiere den Artikel):
- Die veränderte Bedeutung der Innovation im Wirtschaftsprozess. Bei hyperkonkurrenten globalen Märkten und ständig sinkenden Margen ist die Erschließung von INNOVATIONEN (in Form neuer Marketing-Methoden, Produkte,Geschäftsfelder oder operativer Methoden) wesentlich: „Es geht in der modernen Wirtschaft nicht mehr darum, mehr zu kochen, sondern entscheidend bessere Rezepte zu finden!“
- Die gewaltige Expansion des „Medien-Entertainment-Komplexes“. Unser Alltag wird radikal medialisiert, und immer mehr Menschen geraten in den Sog medialer Öffentlichkeit, die ihre eigenen Hierarchien und „Karriereleitern“ ausbildet. (man denke an Phänomene wie die Reality-Shows, Starmania oder Bohlen oder Küblböck). Auch Köche oder Friseure können oder MÜSSEN heute Medienstars sein, auch Manager können sich nicht mehr diskret im anonymen Raum bewegen.
- Die Auflösung der fixierten Arbeitsverhältnisse. Die alten Loyalitäten der Arbeitswelt – garantierte Karriere, lebenslanger Arbeitsplatz – lösen sich in den Freisetzung- und Rationalisierungswellen endgültig und rapide auf. Damit entsteht auf der einen Seite Unsicherheit, auf der anderen Seite werden große Mengen kreativer Energie freigesetzt, die von den schlankeren Unternehmen auf dem Wege des Outsourcing wieder eingekauft werden…
Auf diese veränderten Bedingungen reagiert die „Kreative Klasse“ ähnlich, wie es die Menschheit schon tausende Jahre vorher getan hat: Sie verändert ihre Art und Weise zu arbeiten und zu denken. Unmerklich – ein Beispiel aus meinem Leben? Ich habe mir einen Mac gekauft und drucke jetzt viel mehr bunt. Layout und Design ist ein wichtiger Faktor geworden. Ästhetik spielt eine große Rolle – aber weiter im Artikel mit der Frage:
Wer gehört zur „Kreativen Klasse“?
Den Nukleus der „Kreativen Klasse“, den „superkreativen Kern“, bilden die Profis des
„erweiterten Künstlermarktes“: Erfolgreiche Schriftsteller, Schauspieler, Chefredakteure, Regisseure, Maler, Architekten, Fotografen, Moderatoren, Unterhalter, Kabarettisten, Comiczeichner, Musiker, DJs, Starköche, auch reine „Medienspieler“ wie Bohlen oder Feldbusch. Aber auch kreative erfolgreiche Werber, Designer, PR-Leute, Rechtsanwälte, populäre Wissenschaftler und Professoren, Software-Cracks, Analysten, Ärzte, Berater, Coaches, Therapeuten. Nicht zu vergessen die Sportler, die ja ebenfalls eine kreative Leistung erbringen, in dem sie einen Unterschied erzeugen. Und ein bestimmter Typus von kreativen Managern, die sich aus dem alten Milieu des „Organisation Man“ verabschieden und eben nicht mehr nur „managen“, sondern Ihre Unternehmen neu erfinden.
Kommt Euch manches bekannt vor. Ich könnte unzählige Blogposts anführen und zahlreiche Bewegungen 24/7, alt.worship letztlich vieles aus dem Emerging Church Umfeld ist durch die neuen Kreativen geprägt. Und das ist gut so, denn Gott ist ein Gott der Kreativität. Wir haben uns lange Jahre in Dogmatik und Rechtglauben verrannt. Vielleicht kennt ihr auch diesen Konflikt aus Euren Gemeinschaften/Gemeinden, den Horx hier anspricht:
„Kreative Klasse“ versus „Organisational Man“: Ein Konflikt existiert eindeutig zwischen den Interessen der alten Angestellten- und Beamtenklasse und den Bedürfnissen der neuen Kreativen. Das bezieht sich sowohl auf kulturelle Vorstellungen wie auf Auffassungen von Hierarchie. Grob gesagt: die Ressourcen, die für die Absicherung der alten, hierarchischen Arbeitsplätze benötigt werden, fehlen den Kreativen für ein gutes Einkommen! Honorarkräfte gegen Stammbelegschaft, Externe gegen Interne, Bürokratie gegen das neue Milieu der Selbständigen! Während in den Unternehmen eine Hierarchiestufe nach der anderen abgebaut wird, kommen viele der dadurch freiwerdenden Ressourcen der „Kreativen Klasse“ zugute. Umgekehrt werden in begrenztem Maße nun auch KREATIVE in den großen Organisationen eingestellt, die die Schwerfälligkeit der Apparate auflösen sollen (was meistens nicht gelingt). Hier entwickeln sich tatsächlich Elemente eines Klassenkampfes: Man denke an das „Wegbeissen“ vieler Talente in den Hierarchien der Großunternehmen. An die Devise „Honorare werden zuerst gekürzt“ in Sendeanstalten. Oder an die Verweigerungvon Bankkrediten für kreative Projekte. Oder an die besondere „Zuneigung“, mit der Steuer- und Finanzbehörden der Mitglieder der „Kreativen Klasse“ „annehmen“. Die Mitglieder der ALTEN KLASSEN werden ihre Macht nicht kampflos verlieren!
Interessant, oder? Hirsch setzt diese zwei in seinem Buch „The Forgotten Ways“ (siehe der Anhang „A crash course in chaos„) ebenfalls gegenüber. Rückkehr zu den alten, vergessenen Wegen oder Mitschwimmen mit den kulturellen Veränderungen? Beides denke ich und ich hoffe von beidem das Beste. Die Kreativen werden gebraucht und wir sollten sie nach vorne bringen und das Umfeld vorbereiten, damit Menschen kreativ werden können. Darum machen wir übrigens auch Seminare über Layout und Design, Videoschnitt und Digitale Fotografie beim CVJM in diesem Jahr. (Layout und Design mit Marco Zampella am 21+28.04. wer Lust hat mitzumachen, soll sich melden – wird bestimmt hammergut!!!)
Lernen von Horx – im Rückblick sehen und verstehen. Hat mir geholfen. Euch auch?