Die Armutsdebatte ist wieder neu angefacht – warum eigentlich? Die Zahlen sind über die Jahre hinweg nur unwesentlich gestiegen, glaubt man den Statistiken:
Der recht nüchterne Kommentar dazu:
Die Statistik belegt, dass die Zahl der Armen in Deutschland bereits vor 15 Jahren bei über 11 Prozent gelegen hat und gestiegen ist – bis auf 13,2 Prozent im Jahr 2005. Das Problem ist also nicht neu, es ist jedoch eine leicht steigende Tendenz zu beobachten.
Wie arm ist Deutschland? | tagesschau.de
Der Fakt ist eher ein anderer: Die Reichen in Deutschland werden immer reicher und relativ gesehen werden die „Armen“ dadurch auch immer ärmer.
Wer von Armut in Deutschland spricht, muss deshalb eines hinzufügen: Mit der existenziellen Armut, unter der Menschen in Entwicklungsländern leiden, hat sie nichts zu tun. Es geht um relative Armut.
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Das ist doch mal ein Begriff, den ich vorher noch nicht gehört habe „relative Armut“ – er macht aber durchaus Sinn. Dennoch könnte es sein, und das entspricht auch eher meiner subjektiven Wahrnehmung (auch hier im reichen Karlsruhe), dass die offiziellen Statistiken kein genaues Bild der Lage widergeben:
Nach Angaben der gewerkschaftsnahen Stiftung (Hans-Böckler-Stiftung) erhalten nur 7,4 Millionen von mehr als 10 Millionen Menschen mit Anspruch auf Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld tatsächlich Hartz-IV-Leistungen. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit verrate deshalb nur „die halbe Wahrheit über Hilfebedürftige in Deutschland“, sagte Becker: „Sie leben in verdeckter Armut – und mit ihnen etwa eine Million Kinder“. Die Frankfurter Verteilungsforscherin hatte für die Untersuchung das Ausmaß der Bedürftigkeit 2004 – also kurz vor der Hartz-IV-Reform – geschätzt und mit aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) verglichen.
Studie: Millionen verzichten auf Unterstützung | tagesschau.de
Wenn Millionen Menschen auf die ihnen zustehende Unterstützung verzichten, tauchen diese auch in keiner offiziellen Statistik auf. Dann haben wir tatsächlich eine relative Armut – relativ vom Auge des Betrachters gesehen.
Bringt mich immer wieder zu der Frage was unsere christlichen Gemeinden an Ideen präsentieren. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat dieses Thema schon im Juli aufgegriffen („Gerechte Teilhabe. Befähigung zu Eigenverantwortung und Solidarität“ – mein Post dazu) – bei den Freikirchen ist es zumindest im Internet kein Thema (habe kurz eine Suche bei den FeG’s, den Baptisten und den Pfingstgemeinden durchgeführt) – mich erstaunt, dass die Bibeltreuen im Lande ihr neues Testament so wenig kennen. Was tun? Das Thema einbringen, das werde ich und schauen, was sich entwickelt.
Vielleicht noch zum guten Abschluss: Die Anzahl der Hochschuabsolventen, die in relativer Armut leben hat sich mehr als verdoppelt:
Allerdings – und diese Zahl ist ebenfalls interessant – ist die Armutsquote bei Absolventen von Fachhochschulen und Universitäten zwischen 1997 und 2004 von 2,3 auf 5,2 Prozent – also um insgesamt mehr als das Doppelte gestiegen. Auch ein hohes Bildungsniveau schützt also nicht vor Armut, das Risiko steigt gerade bei Hochschulabsolventen stark.
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Ist Bildung also ein Ausweg aus der Miesere? Da wird guter Rat langsam wirklich teuer. Die ganzen Infografiken als Flash aufbereitet gibt es hier zu sehen.
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