„Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern. Aber Du kannst es vertiefen!â€
Gorch Fock (1880-1916), dt. Schriftsteller
Was bedeutet es, sein Leben zu vertiefen? Worte wie „oberflächlich“ kommen uns oft in den Sinn, wenn wir die Welt um uns herum betrachten, eine Mischung aus Glamour, Schminke und falschem Ruhm. Was bedeutet aber Tiefe? Ich glaube die Reflektion auszuhalten, in den Spiegel zu schauen, sich selbst zu betrachten, aber nicht nur der Spiegel und ich, sondern ein liebevolles Gegenüber muss dazu kommen. Ich erkenne, wie ich erkannt bin. Ich sehne mich nach Tiefe, zugleich habe ich Angst davor. Wie gern verstecke ich mich in der Oberfläche und sehe nicht in die Tiefe, auch nicht in die Tiefe der Gottesbeziehung. Wenn ich ehrlich bin, dann tut Tiefe gut und erfüllt das Versprechen auf Nähe, wirkliche Nähe, die „Küsschen hier, Küsschen da“ nicht geben kann.
Doch nur mit wenigen gelingt Tiefe, wenige halten diesen Tauchgang aus. Ich bin froh um meine tiefen Freunde, auch wenn es wenige sind. Ich bin froh um einen Gott, der Tiefe sucht und sich hier finden lässt, auch wenn man vorher sich allein und verlassen fühlt. Vertief dein Leben. Das bedeutet auch Erfahrung mit Leid und Erfahrungen mit mir als demjenigen, der nicht so ist, wie Gott es sich gedacht hat, als demjenigen, der auf dem Weg ist und bleibt und nicht angekommen.
Ich habe mal eine ganze Gottesdienstreihe geschrieben mit dem Titel „Tiefer“, einfach nur so, fast weil ich nicht anders konnte. Mit einer Gemeinschaft tiefer gehen. Ein Traum? Ich hoffe nicht, dass es einer bleibt, denn die Sehnsucht nach Tiefe ist da, bei mir und auch bei anderen nehme ich sie wahr, jeder in seiner Sprache.
Ich wünsche mir Mut die Oberfläche zu durchstossen.
Erkenntnis um das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen.
Disziplin, um Gehorsam und Liebe zu verbinden.
Offenheit, um den Weg in die Tiefe zu erhellen.
Und Gottes Hilfe, damit ich an dem Ziel ankomme, das ich allein nicht erreichen kann.
Das wünsche ich Dir auch.
Ein Text, der mich schon ganz lange begleitet, woher, weiß ich nicht mehr:
Im Wasserspiegel
einer Oase
das eigene Gesicht sehen
die Narben des Stolzes
die Wunde des Egoismus
die Spuren der Feigheit
Dieses Spiegelbild
aushalten
und an der Quelle
trinken
trinken
trinken