Jason Clarke schreibt in einem Artikel darüber wo wie Männer hingegangen sind. Zur Kirche gehen sie jedenfalls nicht. In den USA bestehen Gemeinden zu 60% aus Frauen, in Europa wäre meine Schätzung ebenfalls 3:2, wie Jason das auch in seiner Gemeinde beobachtet. Warum ist das so? Schon in meiner Jugendgruppe damals und auch in der Baptistengemeinde, die ich besucht habe ist es mir aufgefallen: Weniger Männer als Frauen. Die Gründe, die Jason in seinem Post nennt sind einleuchtend, wenn auch stereotypisch: The church culture thermostat is set to feminine (Das Kulturelle Klima der Kirche ist auf „weiblich“ eingestellt.)
- Sicherheit wird höher geachtet als Risiko
- Stabilität steht über Veränderung
- Vorhersagbarkeit steht über Abenteuer
- Die Kirche hat einen sentimentalen Charakter
- Es geht darum eine Beziehung zu einem wunderbaren, sensiblen und liebevollen Mann zu entwickeln: Jesus
- Es geht Kirche darum, dass wir diesen „Mr. Right“ finden
Natürlich gibt es ein Buch dazu mit dem treffenden Namen „Why men hate going to church“ (David Murrow). In diesem Buch gibt es 10 Gründe, warum Männer die Kirche hassen:
1. Weil sie von den Frauen einfach übertroffen werden, die in dem Klima der Kirche sich besser zurechtfinden und aufblühen (Being outshone by women who thrive in the feminine climate.)
2. Sie hassen es in der Öffentlichkeit zu singen (Singing in public (look around next time the singing starts at the difference in engagement between men and women).)
3. Sie haben den Eindruck, dass sie ihren Verstand an der Tür abgeben müssen und keine Fragen stellen dürfen (Having to check their minds at the door, not being able to ask questions or use their brains.)
4. In der Kirche werden ihre Söhne zu Weicheiern erzogen, die sich nicht behaupten können. (That the church will brain washing their boys into becoming sissies.)
5. Sie müssen „Super-Ehemänner“ werden . ihre Ehefrauen haben eine Liebesbeziehung zu Jesus, der absolut perfekt ist – wie, bitteschön, soll man als normaler Mensch da mithalten können (Having to become a super husband, their wives love Jesus who is already perfect so how can we compete with that?)
6. DIe Kirche wird oft als synoym mit Homosexuellen gesehen (das ist in Deutschland denke ich anders) . die Bilder der Medien, die den Sexuellen Missbrauch in Kirchen anprangern und Homsexualität in Priesterseminaren abbilden her gesehen. Und wir zwingen Männer zu singen, sich zu umarmen und Händchen zu halten… (Church is synonymous with homosexuality – from images in the media
off the effeminate portrayal of clergy to sex abuse scandals and then
we make man hug, sing and hold hands…)
7. Männer hassen Kirche, weil sie weniger Sex bekommen – die Kirche steht in dem Ruf Keuschheit und Enthaltsamkeit sehr hoch zu halten. Wenn man zur Kirche geht, so vermuten viele, bekommt man als Mann weniger Sex. (Getting less sex – church to them is portrayed as promoting a
Victorian attitude towards sex and many Non-Christian men suspect that
Christian mates get little sex as a result.)
8. Sich an den Wochenenden adrett anziehen – Männer mögen es mal schlunzig rumzulaufen, aber das wird in der Kirche nicht geduldet. (Having to get dressed up at the weekends – men like to be scruffy and not sure churches really allow that.)
9. “Männer schätzen ein hohes Qualitätslevel – und erwarten nicht, das in einer Kirche anzutreffenâ€. (Danke an Sam für die bessere Ãœbersetzung!)(Men appreciate excellence and don’t expect to find it in a church.)
10. Es gibt immer schon ein Alpha-Tier in der Gemeinde. Er wird Pastor/Diakon oder Vikar genannt. Ein Mann fürchtet, dass seine Talente, seine Fähigkeiten niemals an die dieses Alpha Männchens heranreichen werden. (There’s already an alpha male in residence called the
pastor/minister/vicar – fears that he will never be able to use his own
talents in any way that could possibly outshine the dominant male.)
Auch wenn ich nicht mit allen Punkten übereinstimme und in einer Gemeinde bin, auf die viele Punkte schlicht nicht zutreffen: Das Kliche stimmt an vielen Stellen. Seit Den Tagen in Romanshorn und dem, was Alan Hirsch dort gesagt hat, gehen diese Mann/Frau Fragen über Kirche in meinem Kopf herum. Wir machen was falsch. Ich lese gerade „Adams Return“ und berichte Euch weiter über meine Gedanken zu diesem Thema…
technorati tags:Männer, Frauen, Kirche, Rolle, Gesellschaft, Beziehung, Held
spannend, ist auch öfter ein Thema bei uns. Wie aber kommt es, dass oft ein „Frauen-Klima“ herrscht, obwohl in einem grossen Teil der evangelischen Gemeinden Männer die Leitungspositionen innehaben? Ist doch paradox?
Hm. Hat vielleicht etwas mit unserer Auffassung von Männlich/Weiblich zu tun. Ich glaube, dass es weniger typisch männliche/typisch weibliche Eingenschaftetn gibt, als wir denken.
Wir verbinden aber manche Eigenschaften eher mit Frauen/Männern und empfinden das Klima so. Viele Vollzeitler sind eher Beziehungsmenschen, „warme“ Charaktere, die sensibel sind, es gibt weniger den „einsamen Wolf“ und er hat meistens eine Frau dabei. Auuserdem sollte man mal über „heimliche“ Leiterschaft reden. Wie viele Männer denken nur, dass sie die Leiter sind, in Wirklichkeit steckt aber eine fähige Gruppe Frauen dahinter? Das sind keine Diskreminierenden Gedanken meinerseits, sondern im Gegenteil ein Kompliment und ein Aufruf an uns Männer wieder mehr Profil zu zeigen. Habe zu wenig Zeit um länger darüber zu schreiben, aber es gibt in meinen Archiven immer mal wieder Gedanken dazu.
Die Symptome zeigen sich auch bei uns.
Zu den 10 Gründen, warum (richtige) Männer die Kirche hassen müssen, denke ich: Man kann an den meisten arbeiten, den einen Punkt aber nicht wegradieren: „Männer mögen es, wenn etwas exzellent läuft, aber die Kirche ist nicht so.“
In der englischen Version ist Exzellenz als Qualitätsmerkmal/Ziel gemeint – daran kann man sehr wohl arbeiten. Die Ãœbersetzung tönt irgendwie so, als müsse es für Männer perfekt laufen, was nie sein wird… auch ausserhalb der Kirche nicht.
„Männer schätzen ein hohes Qualitätslevel – und erwarten nicht, das in einer Kirche anzutreffen“
würde ich deshalb übersetzen. Und in der Tat schaue ich sehr gerne einem Künstler zu, der seine Kunst richtig gut beherrscht…
Danke Sam – habe deine Ãœbersetzung eingefügt. Bereite im Moment eine Jugendfreizeit vor, die bald starten wird und habe nicht immer so viel zeit für meine Posts…
Natürlich hast Du recht mit Deiner Einschätzung.
Hey Sam, wow! Das ist mal richtig gut ausgedrückt. Denn immer höre ich nur diese Forderung: „Alles muss perfekt sein, alles muss professionell sein“. Dabei vergisst man, dass Christen auch Menschen sind und wie du sagst niemals alles perfekt sein wird.
Dass aber das Wort Kirche partout nicht mit „Professionalität“ assoziiert wird, ist tatsächlich ein grosses Problem. Es muss nicht alles glänzen und am Ende perfekt sein. Doch der Aufwand, mit dem wir Gottesdienste gestalten, die Liebe, die wir in kleine Details stecken, etc. sollen zeigen: Hey, wir geben uns richtig Mühe und wir wollen das professionell machen.
ICh empfinde diese Sache als richtige Zwickmühle: ei Kubik streben wir danach geistliich, technisch, musikalisch, innovativ zu sein. Dabei kommen Gottesdienste heraus, die absurd lange Vorbereitungsphasen haben. Es gibt Leute, die programmieren Flash (http://werkstueck.blogspot.com/2005/11/psalm-abend.html)für einen Abend, andere komponieren Lieder.
Das ist genial, weil dieser Ruf nach „wir geben uns Mühe“ schon umgesetzt wird. Auf der anderen Seite sind die Schwellen zum mitmachen recht hoch: Was, wenn man nicht so kreativ ist oder so prefessionell? Das hat mehr mit einem Gefühl zu tun, als mit der Tatsache, dass man das nicht kann. Von daher: Menschen sein, aber das Beste geben, was man kann und hat. Danke für Eure Kommentare – die Schweizer rocken!
Die Schweizer rocken mächtig ab, sag ich dir 😛
Eine Bewegung, die wachsen soll, wie „Underground Churches“ in Indien oder China (exponentiell), kann natürlich nicht (nur) von Profis gespiesen werden. Meiner Meinung nach aber trotzdem exzellent sein.
Können nicht alle Exzellenz anstreben? Hat nicht jeder exzellente, von Gott gegebene Begabungen? Man kann doch auch ein exzellenter „Zuhörer“ sein, ein exzellenter „Gespräch-auf-Wichtiges-lenker“, ein exzellenter Baby Sitter, Koch oder ein exzellenter Krankenbesucher…
3 exzellente Muskelmänner mit einem exzellenten Koch und einem exzellenten Bierbrauer können doch einen exzellenten Alleinerziehende-Handwerkshilfsdienst bilden, das mehr bewirken könnte als manche unserer Gemeinden, die ein paar Minuten in der Woche fröhlich singen und einander Gutes zureden. Und perfekt muss deswegen die Pizza nicht sein (und nicht flash-animiert), um Spass zu haben 😉