Krieg ist ein blutiges Geschäft, beim Nachfoschen über den Bericht der Israelischen Armee über den Angriff auf das Dorf Kana, bin ich über einen wichtigen Bericht der Organisation „Human Rights Watch“ gestolpert. Die Leute von „Human Rights Watch“ sind vor Ort im Libanon und kommen ihrer Aufgabe nach, die Menschrechtsverletzungen zu dokumentieren und anzuprangern – sie haben einen 51-seitigen Bericht verfasst, der den vielen zivilen Toten Namen gibt und Israel zugleich mit seinem Versagen konfrontiert tatsächlich die Hisbollah zu treffen.
In dem Dorf Kana sind, entgegen den ersten Berichten, nicht 54 Menschen getötet worden, wovon 37 Kinder angenommen wurden, sondern „nur“ 28 Menschen, davon 16 Kinder – wobei 13 Personen noch vermisst werden. Da das getroffene Gebäude recht groß war ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie unter den Trümmern liegen hoch. Hunderte zivile Tote, hunderte Namen, Leben, Verwandschaftsbeziehungen, Eltern, Großeltern, Kinder.
Es mag sein, dass Israel genug hatte von den Raktenangriffen und den Selbstmordattentaten und auf einer politischen Ebene das alles irgendwie zu rechtfertigen ist. Der Tod so vieler Menschen ist es nicht. Nicht für mich. Ich beziehe Stellung und sage: Hört auf! Beide Seiten, die vielen Machtgeflechte der islamischen Länder, die erbitterte Gegenwehr und blinde Wut mit der Israel zuschlägt. Hört auf und versucht eine friedliche Lösung zu erreichen. Human Rights Watch hat die Namen der Toten in Kana zusammengestellt. Ich gebe sie hier wieder:
According to lists from the Lebanese Red Cross and Tyre hospital, the confirmed dead as of August 1 are: Husna Hashem, 75; Mahdi Mahmud Hashem, 68; Ibrahim Hashem, 65; Ahmad Mahmud Shalhoub, 55; `Afaf al-Zabad, 45; Nabila `Ali Amin Shalhoub, 40; Tayssir `Ali Shalhoub, 39; Khadije `Ali Yussef, 31; Maryam Hassan Mohsen, 30; Lina Muhammad Mahmud Shalhoub, 30; `Ola Ahmad Mahmud Shalhoub, 25; `Ali Ahmad Mahmud Shalhoub, 17; Hussein Ahmad Hashem, 12; Houra’ Muhammad Qassem Shalhoub, 12; `Ali Muhammad Kassem Shalhoub, 10; Ja`far Mahmud Hashem, 10; Qassem Samih Shalhoub, 9; Yahya Muhammad Qassem Shalhoub, 9; Qassem Muhammad Shalhoub, 7; Raqiteh Mahmud Shalhoub, 7; Ibrahim Ahmad Hashem, 7; Yussef Ahmad Mahmud Shalhoub, 6; Zaynab Muhammad `Ali Amin Shalhoub, 6; Fatima Muhammad Hashem, 4; Ali Ahmad Hashem, 3; Zahra’ Muhammad Qassem Shalhoub, 2; Abbas Ahmad Hashem, 9 months; Roukaya Mohammad Hashem, age unknown.
Es gibt keine „zivilen Opfer“. Nur getötete Menschen.
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Hi Björn. Danke für deinen Post. Es ist tragisch, in der Tat. Allerdings glaube ich kaum, dass es eine diplomatische Lösung gibt, solange die Hisbollah und andere als Ziel die Vernichtung Israels haben. Ohne Zweifel Israel macht Fehler und sie sind manchmal sehr eigenwillig, aber sie bestreiten nicht das Existenzrecht Libanons, Syriens und des Irans. Ich meine, wenn z.B. die Schweiz als oberstes Ziel hätte Liechtenstein auszulöschen, wäre jeder Waffenstillstand nur eine Verdrängung des Problems, das bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit wiederaufbricht. Darum kann ich auch nachvollziehen, dass Israel nun versucht, die Hisbollah so zu schwächen, dass sie nicht mehr kampffähig ist. Ob das gelingt scheint mir allerdings auch fraglich. Ein Teufelkreis, irrational und dämonisch.
Ich werde mir nicht herausnehmen hier eine Stellung zu diesem Konflikt zu beziehen. Aber ich frage mich auch, ob es überhaupt möglich ist, diesen Konflikt jemals „friedlich“ (und das was wir darunter verstehen) zu lösen.
Danke aber an dich Björn für den Verweis an Human Rights Watch – es hat mich getroffen diese Namen zu lesen, die Verwandtschaftsbeziehungen und Lebensspannen dahinter zu entdecken. Es ist schon wirklich krass, wenn Menschen einfach plötzlich tot sind.
[…] Source: Die Situation im Nahen Osten Teil 7: Getötete Menschen – Nachrichten [Feed] […]
Hi Ihr! Danke für Eure Kommentare! Ich beobachte diesen Konflikt jetzt schon 13 Jahre lang und nochmals näher gerückt ist Israel durch meinen Besuch und das persönliche Kennenlernen von Israelis letztes Jahr. Ich sehe genau wie Mike und Daniel keine Lösung. Israel muss allerdings sehen, dass die Tötung von Nicht-Hisbollah Mitgliedern überhand nimmt. Natürlich sollen sie sich verteidigen, aber sie brüsten sich damit eine der modernsten, best ausgestattetsten Armeen der Welt zu haben – warum dann dieses breitflächige Bombardement? Gaza, Syrien, Iran und noch viele andere Staaten sind die wirklichen Israelgegner – der Libanon kam gerade auf die Beine und hat eine Partei, die Hisbollah, die sich die Vernichtung Israels auf die Fahnen geschrieben hat. Aber so viele im Libanon hatten dies nicht! Anders als Iran ist es nicht Staatsziel des Libanon Israel von der Landkarte zu tilgen. Um der Menschen willen wünsche ich mir Frieden und humanere Gegenwehr gegen die Raketen. Und auch dieser Zweck heiligt nicht jedes Mittel – die Zahl der getöteten Menschen beträgt auf Libanesischer Seite über 600 mittlerweile. 600 Lebensgeschichten – wie viele davon sind nicht von der Hisbollah geschrieben worden? Wie viele davon sind in diesem Konflikt unschuldig gestorben? Israel hat viel durchgemacht und wird sich nie wieder ohne Gegenwehr abschlachten lassen – mein Wunsch wäre ein anderer.
Die Tötung von Nicht-Hisbollah-Mitgliedern geht zu grossen Teilen auch auf Kosten der Hisbollah selbst. Diese verstecken sich konsequent unter der Zivilbevölkerung und manchmal benützen sie sogar die UN als Schutzschild.
Ich wünschte mir auch einen Waffenstillstand. Aber was soll Israel den tun? Die Hisbollah wird nämlich NICHT aufhören. Um keinen Preis. Das hat die Erfahrung leider gezeigt. Und die UN und die libanesische Regierung hat sich bei der Entwaffnung der Milizen als unfähig erwiesen. Warum sonst verfügt diese Gruppe über ein riesiges Waffenarsenal und ist so stark wie nie zuvor? Das sind die traurigen Tatsachen. Angesichts dieser Bedrohung – es steht die Existenz des jüdischen Staates auf dem Spiel – darf Israel nicht einlenken. Zivilbevölkerung hin oder her…
NB: schönes Blog. Werde wohl öfters hier vorbei schauen… 🙂